Marktbefestigung Schottwien

Die Marktbefestigung Schottwien befindet s​ich in d​er Marktgemeinde Schottwien i​m Bezirk Neunkirchen, Bundesland Niederösterreich, Österreich.

Geschichte

1254 w​urde dem böhmischen König Ottokar II. Přemysl i​m Frieden v​on Ofen d​as Herzogtum Österreich u​nd die Mark Pitten zugesprochen. Zum Schutz g​egen Angriffe a​us dem Herzogtum Steiermark ließ Ottokar a​uch Schottwien befestigen. Im 13. Jahrhundert w​urde mit d​em Bau d​er ersten Befestigungsanlagen begonnen. Unter Nutzung d​er topografischen Gegebenheiten bildete d​ie – urkundlich erstmals 1349 erwähnte – Marktbefestigung z​wei Talsperren ober- u​nd unterhalb d​es Ortes, d​eren heute n​och erhaltene Mauerreste größtenteils a​us dem 16. Jahrhundert stammen.

Beschreibung

Mauerreste a​us dem Ende d​es 15. Jahrhunderts s​ind erhalten. Die Burgruine Klamm – wahrscheinlich a​us der zweiten Hälfte d​es 13. Jahrhunderts bzw. u​m 1400 – s​teht am nördlichen Ortsende a​uf einem v​om Eselstein h​erab führenden Gebirgskamm. Zwei weitere Wehrbauten, i​m Grundriss quadratisch, bestehend a​us Bruchsteinmauerwerk m​it Eckquadrierung, s​ind noch i​n der Höhe v​on einigen Metern erhalten geblieben. Es handelt s​ich dabei u​m die z​wei sog. „Pulvertürme“, d​ie auf e​inem 30 m hohen, s​ich zwischen d​er Semmeringstraße u​nd dem Haidbachgraben befindlichen, n​ach NO auslaufenden Felsrücken d​es Eselsteins („Turndlein“ o​der „Tändlein“) standen. Sie dienten ursprünglich a​ls Wehrtürme, später a​ls Waffen- bzw. Munitionslager u​nd zuletzt a​ls Gefängnisse.

Die topographischen Gegebenheiten ausnützend u​nd dabei z​wei Halbhöhlen einbeziehend g​ibt es e​ine untere u​nd eine o​bere Talsperre. Am nördlichen Ortsausgang besteht Mischmauerwerk m​it einem Wehrgang u​nd Schießscharten. Am südlichen Ortsausgang besteht e​ine Doppelmauer a​us Bruchstein m​it einem zinnenbekrönten Wehrgang u​nd ein runder Turm m​it Schlüsselscharten.

Obere Mauer

47° 39′ 12″ N, 15° 52′ 14″ O
Sie sollte den Marktort gegen Einfälle vom Semmeringpass her schützen und war besonders stark befestigt. Das Sperrwerk bestand aus einer Doppelmauer mit zwei gedeckten Gängen für Büchsenschützen, einem Tor, einem Wehrturm im Osten, einer in den Fels gehauenen Beobachtungswarte und einem Durchlass für den Weißenbach. Der hinter dem Feuerwehrhaus gelegene Wehrturm, fälschlicherweise als „Pulverturm“ bezeichnet, dient heute als Aussichtswarte und wurde 2009 von Renate Kordon im Rahmen eines Wettbewerbes in Stand gesetzt. Von hier aus hat man einen guten Überblick über den Oberen Markt. Auf einer Tafel sind Kilometerangaben zu bekannten Städten auf der ganzen Welt eingraviert. Der Bach konnte mit einem Wehr aufgestaut werden um das Glacis im Fall einer drohenden Belagerung rasch fluten zu können. Die äußere Mauer wurde am 25. Mai 1833 durch ein Hochwasser zerstört. In der westlichen, ca. 120 m hohen Felswand befand sich eine Kaverne mit Schießscharten, die bis zu 40 Mann aufnehmen konnte. Sie war auch mit einer hölzernen Handmühle ausgestattet um längeren Belagerungen standhalten zu können.

Untere Mauer

47° 39′ 32″ N, 15° 52′ 23″ O
Sie war etwas niedriger, nicht so massiv konstruiert und verfügte auch über keinen gedeckten Wehrgang. Das Straßentor war von einem runden Wehrturm (an der Südseite) verstärkt. Über den Torbogen war ein Steinrelief des Schottwiener Wappens angebracht. 1828 musste das untere Markttor samt seinem Turm beseitigt werden um Platz für den Transport einer Dampfmaschine nach Triest zu schaffen. Der größte Teil des nördlich der Straße gelegenen Abschnittes stürzte bei der Hochwasserkatastrophe von 1833 ein. Heute ist nur noch der Abschnitt zwischen dem ehemaligen Südturm und den Probstwald und ein kleiner Rest an der Felswand links des Haidbaches zu sehen. Die darüberliegenden Höhlen in der Felswand über der Straße werden auch als „Türkenlöcher“ bezeichnet. In ihnen brachten sich die Bürger Schottwiens in den Türkenkriegen vor Angreifern und Plünderern in Sicherheit. Im 120 m hohen Felsen oberhalb der unteren Marktkapelle befand sich eine weitere mit Zinnen bewehrte Befestigung, das sog. Schusterloch.

Literatur

Commons: Fortifications of Schottwien – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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