Marienkapelle auf dem Karmelenberg
Die Marienkapelle auf dem Karmelenberg ist eine Wallfahrtskapelle in der Gemarkung der Ortsgemeinde Bassenheim auf dem Karmelenberg im Landkreis Mayen-Koblenz in Rheinland-Pfalz.
Geschichte
Im 17. Jahrhundert befand sich der Karmelenberg im Besitz der Grafen Waldbott von Bassenheim. Er wurde damals noch Hexenberg genannt. Die inschriftlich auf das Jahr 1662 datierte Kapelle wurde von Johann Lothar Waldbott von Bassenheim (1615–1667) und seiner zweiten Frau Anna Magdalena gestiftet, wahrscheinlich aus Dankbarkeit für die Genesung des Freiherrn von schwerer Krankheit und die Geburt einer Tochter. Als Baumeister gilt der Kapuziner Matthias von Saarburg. Fertiggestellt wurde der Bau 1666, ein Jahr vor dem Tod des Stifters.
Ursprünglich wurde die Kapelle ausschließlich von der Stifterfamilie genutzt. Erst nach dem Besuch des Trierer Weihbischofs Johann Peter Verhorst im Jahr 1688 zur Firmung von 500 Jugendlichen aus den Städten und Dörfern der Umgebung wurde sie auch für Pilger zugänglich gemacht. Seit dieser Zeit wohnte ein Eremit, der die Kapelle beaufsichtigte und den Geistlichen bei den Messen half, in einer Kammer über dem Chor. Am Neujahrsmorgen 1826 wurde der letzte Eremit, der aus Montabaur stammende Bruder Nicolaus Hoelzer, unweit der Kapelle ermordet aufgefunden. Der Täter wurde nie ermittelt.[1][2]
Der zur Kapelle führende Kreuzweg, die sogenannten Sieben Fußfälle, entstand wahrscheinlich erst im 18. Jahrhundert. Die Sandsteinreliefs mit Szenen aus dem Leidensweg Jesu wurden im Laufe der Zeit mindestens zweimal erneuert, zuletzt 2001, als die stark beschädigten Bildstöcke renoviert wurden; ein nicht mehr vorhandener wurde ersetzt. Der Plaidter Bildhauer Christoph Zernia gestaltete die Darstellungen aus einheimischem Tuff nach Zeichnungen in einem Büchlein des Pfarrers Johann Josef Simons von 1852. Bezahlt wurde die Erneuerung ausschließlich durch Spenden.[3]
In der Mitte des 19. Jahrhunderts war das Bauwerk erstmals renovierungsbedürftig. Erste Reparaturarbeiten wurden durchgeführt. Weitere Ausbesserungen und Reparaturen erfuhr die Kapelle Anfang des 20. Jahrhunderts und nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs. Ab etwa 1980 verfiel das in Privatbesitz befindliche Gebäude zunehmend, nicht zuletzt wegen seiner Abgelegenheit. 1992 kaufte die Gemeinde Bassenheim die Kapelle zum symbolischen Preis von einer D-Mark. Mithilfe eines Fördervereins wurden Spendengelder gesammelt und Veranstaltungen zur Sanierung der Kapelle durchgeführt, die einen Betrag von rund 400.000 DM erbrachten; 379.000 DM leistete die Gemeinde Bassenheim, 137.000 DM das Land Rheinland-Pfalz. Weitere Zuschüsse kamen vom Kreis Mayen-Koblenz, von der Verbandsgemeinde Weißenthurm, der Gemeinde Ochtendung, dem Bistum Trier, der Kirchengemeinde St. Martin Bassenheim und von privaten Spendern. Die bislang letzte Renovierung wurde 1998 abgeschlossen und kostete 1.052.650 DM; das entspricht heute 748.700 Euro.[3]
Baubeschreibung
Die Kapelle ist ein verputzter Bruchsteinbau mit eingezogenem, nach Westen ausgerichtetem Chor, neben dem sich im Erdgeschoss die Sakristei und ein Oratorium befinden. Der Innenraum der Saalkirche ist einschließlich Chor etwa 13 Meter lang und im Bereich des Kirchenschiffs mit flacher Holzdecke 7 Meter breit. Den etwa 3,5 mal 3,5 Meter großen Chor schließt nach oben ein Kreuzgratgewölbe ab. An den Chorflanken befinden sich zwei Treppentürme, die die Dachfläche nur minimal überragen. Über die Treppen sind die zu beiden Seiten des Chores erhöht liegenden Patronatslogen der Stifterfamilie und die über dem Chor liegende Klausnerstube erreichbar. Das schiefergedeckte Hauptdach trägt einen sechseckigen, vollständig verschieferten Dachreiter. Den Eingang bildet ein rundbogiges Portal.[1][4]
Süd-, Ost- und Nordwand des Kirchenschiffs sind durch je zwei Rundbogenfenster gegliedert, an den Innenseiten in tiefen Nischen, außen mit Voluten als Abschluss der Gewändeprofilierungen sowie dem Wappen des Stifters als Bekrönung. In den Giebel der Ostfassade ist außerdem ein Rundfenster, ein sogenanntes Ochsenauge, eingefügt, während die Treppentürme und Nebenräume kleine, meist rechteckige Fenster haben. Die weiße Grundfarbe und das Gelb der Gesimse sowie der Fenster- und Portalumrahmungen entsprechen nach der Restaurierung der barocken Farbgebung. Der Innenraum ist in Weiß und Rot gefasst.[1]
Über dem Portal hält ein schwarzer Schwan oder Pelikan, das Wappentier der Waldbotts, drei Wappen. Vom Betrachter aus links bzw. auf dem rechten Flügel ist das Wappen des Vaters von Lothar Waldbott zu sehen, gegenüber das Wappen der Mutter. Das Allianzwappen in der Mitte, das sich über allen Fenstern wiederholt, ist dreigeteilt. Oben zeigt es das Wappen Lothar Waldbotts, links darunter das Wappen seiner 1651 verstorbenen ersten Frau Johanna Walburga von Reiffenberg und rechts das der zweiten Frau Anna Magdalena, geb. Gräfin von Metternich-Winneburg-Beilstein, gestorben am 19. Januar 1693.[1][3]
Ausstattung der Kapelle
Innen ist die Kapelle wie eine kleine Kirche mit Hochaltar, Seitenaltären, Kanzel, Beichtstuhl und einer Empore ausgestattet. Der Hochaltar stammt aus der Zeit der Erbauung, verfiel im Laufe der Jahrhunderte zum Teil und wurde wie die im 18. Jahrhundert geschaffenen Seitenaltäre und Kanzel in der Zeit zwischen 1992 und 1998 restauriert. Eine Mondsichelmadonna aus dem Jahr 1769 stand in der großen Nische des Hochaltars, während kleinere Barockfiguren die Seitenaltäre und die Wände zierten. Bei einem Einbruch 1960 wurden die Statuen gestohlen und Jahre später bei einer Aktion in Hamburg bis auf eine wiedergefunden. Seitdem befinden sie sich in der Bassenheimer Burg. 2002 und 2003 ließ der Förderverein Marienkapelle originalgetreue Nachbildungen schaffen, sodass in Verbindung mit der farblichen Fassung die barocke Atmosphäre des sakralen Raums wiederhergestellt ist. Eine Neuanfertigung aus dem Jahr 2002 ist auch der stilgerechte Kronleuchter mit acht Wachskerzen, der über dem Kirchenschiff hängt, gestiftet vom Heimatverein Bassenheim.[1][3]
Das Gnadenbild, eine 18 cm hohe Marienstatuette, wird ebenfalls in der Burg aufbewahrt und nur zu besonderen Anlässen auf dem Hochaltar der Kapelle ausgestellt. In der übrigen Zeit erinnert eine Nachbildung an das Original.[1]
An der Südwand, Ecke zur Ostfassade, ist seit 2010 eine von dem Mendiger Bildhauer Dieter Heuft aus Basalt geschaffene Sonnenuhr angebracht, wie sie auf einer Zeichnung der Kapelle von 1852 zu erkennen ist. Der Meteorologe Wolfgang Zäck nimmt an, dass die ursprüngliche Sonnenuhr 1688 zur Weihe der Kapelle in die Wand eingefügt und im Verlauf einer Restaurierung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entfernt wurde.[3] Ein Foto aus der Zeit um 1940 zeigt die Kapelle mit einer Turmuhr.[4]
Als Ersatz für eine verschwundene frühere kleine Glocke ließ der Heimatverein 1994 eine neue gießen, die Pfarrer Dieter Remy am 5. August 1995 weihte. Seitdem läutet sie bei vielen Gelegenheiten.[3]
Weblinks
Einzelnachweise
- Theobald Groß: Die Marienkapelle auf dem Karmelenberg von 1662. Festschrift zur Wiedereröffnung. Bassenheim 1998.
- Theobald Groß: Impressionen aus dem geschichtsträchtigen Bassenheim. Bassenheim 2004.
- Theobald Groß: 350 Jahre Marienkapelle auf dem Karmelenberg. Bassenheim 2012.
- Hans Erich Kubach: Die Kunstdenkmäler des Landkreises Koblenz. Nachdruck. Pädagogischer Verlag Schwann, Düsseldorf 1981, ISBN 3-590-32142-3.