Maria Eleonora von Brandenburg
Maria Eleonora von Brandenburg (* 11. November 1599 in Königsberg; † 28. März 1655 in Stockholm) war eine Prinzessin von Brandenburg und durch Heirat Königin von Schweden.
Leben
Prinzessin von Brandenburg
Maria Eleonora war eine Tochter des Kurfürsten Johann Sigismund von Brandenburg (1572–1619) aus dessen Ehe mit Anna (1576–1625), Tochter des Herzogs Albrecht Friedrich von Preußen. Die Prinzessin wurde von ihrer Mutter im lutherischen Glauben erzogen, obwohl ihr Vater das reformierte Glaubensbekenntnis angenommen hatte.
Maria Eleonora lernte ihren späteren Gemahl Gustav II. Adolf von Schweden (1594–1632) 1618 in Berlin kennen, wo er sich als Oberst Gars[1] inkognito aufhielt, um sie in Augenschein zu nehmen. Ihre Mutter Anna trieb das Eheprojekt voran, während man im katholischen Lager die Annäherung Brandenburgs und Schwedens fürchtete. König Sigismund III. von Polen bat deshalb ebenfalls für seinen Sohn Władysław um die Hand der Prinzessin. Obwohl Kurfürst Johann Sigismund diesem Plan sehr zugeneigt war, setzte sich seine Frau Anna schließlich durch. An der Spitze der schwedischen Gesandtschaft, die mit acht Schiffen aus Schweden gekommen war und den Ehekontrakt abschließen sollte, stand Reichskanzler Axel Oxenstierna.[2] Er wirkte wegen der Skepsis Johann Sigismunds nachgiebig und drängte auf schnellen Abschluss des Vertrages.
Königin von Schweden
Am 25. November 1620 heiratete Maria Eleonora in Stockholm König Gustav II. Adolf. Am 28. November wurde sie zur schwedischen Königin gesalbt und gekrönt. Die Ehe war glücklich. Gustav Adolf liebte seine Gattin und sie begleitete ihn auf seinen Feldzügen, nachdem sie 1631 an der Spitze eines Truppenverbandes von 8.000 Mann zur Verstärkung in Pommern gelandet war.[3] An der Regierung beteiligte er seine Gattin allerdings nicht, denn die Königin galt als oberflächlich und wurde als launisch, intellektuell wenig begabt und temperamentvoll beschrieben. Ihre Liebe zu Musik, Malerei und Architektur ließ sie zu Verschwendung neigen und sie machte beträchtliche Schulden. In Schweden selbst war die Königin wegen ihrer dort befremdlich wirkenden Prachtentfaltung und ihrer Vorliebe für Ausländer wenig beliebt.
Königinwitwe
Gustav Adolf fiel 1632 in der Schlacht bei Lützen. Maria Eleonora war tief getroffen vom Tode ihres Mannes. Bald machten Gerüchte die Runde. Der Sarg, den Maria Eleonora von Lützen nach Schweden begleitete, hatte immer in ihrer Nähe zu bleiben; das in einer Golddose befindliche einbalsamierte Herz des Königs wurde jede Nacht über ihrem Bett aufgehängt und in Stockholm versuchte sie die endgültige Bestattung Gustav Adolfs ständig aufzuschieben.[4] Allerdings wurde dieses in die Geschichtsschreibung eingegangene Bild der hysterischen, depressiven und verschwenderischen Königinwitwe in der neueren Forschung relativiert, erstmals in den 1980er Jahren unter anderem durch Reichsarchivar Åke Kromnov, zuletzt in der 2010 erschienenen Monographie Drottningen som sa nej von Moa Matthis. Demnach ist dieses Bild zum Großteil auf die Propagandatätigkeit des den schwedischen Hochadel repräsentierenden Reichsrates zurückzuführen, der die üblicherweise maßgebliche Beteiligung der Königinwitwe an der Vormundschaftsregierung verhindern wollte. Diese Strategie war erfolgreich: Tatsächlich begann mit Gustav Adolfs Tod eine Ära der faktischen Herrschaft des Hochadels, allem voran der Familie Oxenstierna, der erst durch die Reduktionen am Ende des 17. Jahrhunderts Einhalt geboten wurde.
Maria Eleonoras sechs Jahre alte Tochter Christina wurde 1632, nach dem Tode Gustav Adolfs, offiziell Königin von Schweden. Die Regierung übernahm Axel Oxenstierna. Maria Eleonora, die die Nachricht vom Tod ihres Mannes während ihres Aufenthalts in Erfurt erfuhr, kehrte unverzüglich nach Schweden zurück. Hier geriet sie schon bald wegen der Vormundschaft und Erziehung der minderjährigen Königin in Widerspruch zu Oxenstierna. Sie zog sich auf ihren Witwensitz Schloss Gripsholm zurück, wo ihr Oxenstierna mitgeteilt haben soll, dass sie nicht mehr Freiheiten habe als andere adlige schwedische Witwen. Ihre Korrespondenz mit den Verwandten im Reich, namentlich der sächsischen Kurfürstin Magdalena Sibylla, wurde überwacht. Maria Eleonora beklagte, dass man sie wie eine Konspirantin behandele.
Im Jahr 1640 fasste sie schließlich den Entschluss, Schweden heimlich zu verlassen. Sie flüchtete unter abenteuerlichen Umständen und mit Einverständnis des dänischen Königs Christian IV. zunächst nach Gotland, wo sie am 24. Juli 1640 eintraf und mit Kanonendonner begrüßt wurde. Auf Schloss Gripsholm bemerkte man die Flucht der Königin nach sieben Tagen und meldete sie erst nach weiteren vier Tagen. Maria Eleonora lebte später am königlich-dänischen Hof in Nykøbing.
Am 24. Dezember 1642 wurde eine Vereinbarung getroffen, nach der Maria Eleonora Dänemark zu verlassen hatte. Sie nahm im Sommer 1643 Wohnung in Insterburg und erhielt auf ihr Wittum jährlich 40.000 schwedische Taler ausgezahlt. Diese Summe erhöhte ihre Tochter noch einmal aus eigenen Mitteln. Die Königinwitwe hielt sich oft am Hofe des brandenburgischen Kurfürsten in Königsberg auf und beklagte die unzuverlässige Zahlung der schwedischen Gelder. Ihre Tochter setzte sich nach der Regierungsübernahme 1644 mit ihrer Mutter in Verbindung, um ein schwedisch-brandenburgisches Eheprojekt zu fördern.[5]
Im Sommer 1648 kehrte Maria Eleonora schließlich nach Stockholm zurück. Die letzten Lebensjahre verbrachte sie in einem ausgesöhnten Verhältnis zu ihrer Tochter. Sie starb kurz nach deren Abdankung und wurde in der Riddarholmskyrkan bestattet.
Nachkommen
Aus ihrer Ehe hatte Maria Eleonora folgende Kinder:
- Tochter (*/† 1621)
- Christina (1623–1624)
- Sohn (*/† 1625)
- Christina (1626–1689), Königin von Schweden
Literatur
- Karl von Weber: Aus vier Jahrhunderten: Mittheilungen aus dem Hauptstaatsarchive zu Dresden. Band 1, B. Tauchnitz, 1861, S. 72 ff.
- Samuel Buchholtz: Versuch einer Geschichte der Churmarck Brandenburg von der ersten Erscheinung der deutschen Sennonen an bis auf jezige Zeiten. Band 3–4, F. W. Birnstiel, 1767, S. 578.
- Geschichte Gustav Adolph’s nach der vierten Auflage des schwedischen Originals des Andreas Fryxell. In: Friedrich Bülau (Hrsg.): Historische Hausbibliothek, Band 22. Leipzig 1852, S. 35 ff. (books.google.com).
Weblinks
- Damen-Conversations-Lexikon 1834 zeno.org
Einzelnachweise
- (G)ustav (A)dolf (R)ex (S)ueciae
- Carl Friedrich Becker: Weltgeschichte: Achte neu bearbeitete, bis auf die Gegenwart fortgeführte Ausgabe. Duncker und Humblot, 1862, S. 347.
- Friedrich Schiller: Schillers sämmtliche Werke: in zwei Bänden, Band 2. A.H. Papne, 1867, S. 994 (books.google.com).
- Martina Schattkowsky: Witwenschaft in der frühen Neuzeit. Leipziger Universitätsverlag, 2003, S. 312.
- Bernhard Erdmannsdörfer: Urkunden und Actenstücke zur Geschichte des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg. Band 1, Georg Reimer, 1864, S. 588 f.
Vorgängerin | Amt | Nachfolgerin |
---|---|---|
Christine von Schleswig-Holstein-Gottorf | Königin von Schweden 1620–1632 | Hedwig Eleonora von Schleswig-Holstein-Gottorf |