Maria Brück
Maria Brück (* 28. September 1913 in Hechingen-Hohenzollern; † 2. Februar 2013), geborene Kohle, war eine deutsche Malerin.
Leben und Wirken
Brücks Vater Otto Kohle (1888–1938) aus dem fränkischen Bayern entstammte einer Familie von Kirchenmalern, ihre Mutter Martina (1890–1974) aus einem Malerbetrieb in dem Hechingen benachbarten Dorf Sickingen. Maria wuchs zusammen mit vier Schwestern auf, während ihre Eltern zunächst in der Kaufhausstraße 1 dann in der Silberburgstraße 55 eine Schneiderwerkstatt unterhielten und die Mutter sie zur Freude am künstlerischen Gestalten motivierte[1].
Man unterscheidet vier Schaffensphasen, je nachdem Maria Brück vorwiegend sich an einem gewissen Zeichen- und Mal-Stil orientiert hat:
- Die Bernstein-Ära (1942–1956)
- Nach Art des Kubismus (1957–1972)
- Die blaue Phase (1958–1980)
- Der concentrische Stil (1970–2003).
Maria Brück selbst hat als ihre künstlerischen Vorbilder nur ihre Lehrer Paul Kälberer und später Hans Pfeiffer an der Bernstein-Schule im ehemaligen Kloster Bernstein bei Sulz a.N. in den Jahren 1942–1948 genannt[2]. Doch ist ihre Vorliebe zu Malern wie Pablo Picasso und George Braque unübersehbar. Nachdem sie ihre Lehre als Schneiderin 1936 mit der Meisterprüfung abgeschlossen hatte und 1937 ihren in Ulm geborenen Ehemann Hans Brück (1903–1992) geheiratet, bildet sich die Künstlerin weitgehend autodidaktisch aus, bis sie 1941 Privat-Unterricht bei Paul Kälberer und ab 1947 ein gutes Jahr lang an der Bernstein-Schule systematisch Kunst-Unterricht nimmt. Später wird sich in ihren Werken v. a. der concentrischen Phase zeigen, welche handwerklichen Techniken sie aus ihrem Schneider-Handwerk (Malen nach Schablonen bzw. Schnittmustern) und der in Bernstein studierten Malerei aber auch dem Lino-Schnitt zusammenfügt. Der Tübinger Journalist Rudolf Greiner beschreibt dies nach einem Besuch in ihrem Atelier im Erdgeschoss ihres Wohnhauses wie folgt: „Aus rhythmisch geschwungenen Linien, die sich überschneiden und verknoten, entstehen in Maria Brücks Bildern wie von selbst Augen, Nasen, Kinnformen und Hände. Dies sind Symbole der Sinne des Menschen. Die spontanen Linien bedingen sich gegenseitig. Ein Schwung folgt aus einem anderen. Ellipsen, Kreis- uns Spiralformen entstehen, deren mathematisch, konstruktive Bestimmung zum organischen Grundmuster in Maria Brücks Bildern mutiert.
Die Augen sind zumeist Ausgangspunkt dieser Schwingungen, die dann über die Hände auslaufen. So entstehen zwangsläufig zumeist Kopf- und Brustbilder, in denen der Leib sich als Licht und Bewegung verfestigt und zugleich verströmt. Oft fällt er zusammen mit der Form von Musikinstrumenten wie Laute und Harfe. Auch mit der Farbgebung werden musikalische Empfindungen zum Ausdruck gebracht. Wie Sphärenklänge ordnen sich die Farben zu Symphonien von der Seele des Menschen, die ein Empfangen, Verarbeiten und Ausströmen von Vorstellungen beinhalten. In den Meditationsbildern legt sie diesen Weg zurück.“[3] Nach der Geburt ihrer zwei Kinder 1938 und 1940 zwingt sie die wirtschaftliche Not in und nach dem Zweiten Weltkrieg, aber auch die Erziehung der beiden Söhne Dieter und Roland und der Ankauf eines Eigenheims (im Amselweg in Hechingen) dazu, mit Kunst, v. a. dem Malen von Porträts im Auftrag, Geld zu verdienen. Außerdem leitet sie zehn Jahre lang Schneiderkurse an der Städtischen Volkshochschule Hechingen. Nachdem ihre Kinder aus der Schule sind, befreit sich Maria Brück aus Malvorgaben, und beginnt nach und nach, ihren ganz eigenen, unverwechselbaren Stil zu entwickeln, welchen sie bis zuletzt im Jahr 2003 verfeinert oder automatisiert. Dabei achtet sie darauf, dass ihre Bilder nie unter Wert verkauft werden, andernfalls behält sie diese in ihrem Atelier und Archiv. Als sie von 1973 bis 1978 den Vorsitz der ´Künstlergilde` (dessen Gründungsmitglied sie im Jahr 1952 ist) übernimmt, sichert sie diesem heutigen ´Kunst-Verein` fortan eine feste Bleibe im ´Weißen Häusle` im Fürstengarten[4].
Wie andere große, überaus kreative aus ihrer persönlichen Tiefe berufene Künstler, konfrontierte sich Maria Brück zeit ihres künstlerischen Schaffens über Jahrzehnte hinweg immer wieder mit sich selbst, wovon ihre zahlreichen Selbstbildnisse Ausdruck geben. Selten jedoch wagt sie sich an plastische, figürliche Darstellung, wie z. B. die ganz auf sich bezogene Tonfigur ´Die Meditierende`. Während sie sich selbst zunehmend mit Graphologie und Astrologie beschäftigt[5], erkennt sie sich ganz als Waage-Typ[6] mit hoher Fähigkeit und Berufung zur Kunst und Kommunikation, was sich sehr deutlich und wiederholt in Bild-Überschriften wie ´Begegnung` und ´Synthese` widerspiegelt. Nicht zuletzt jedoch auch mit dem Hang zur Transzendenz, wie mit dem künstlerischen Blick ins “All” und “Im Kraftfeld des Lichts”[7].
Ihr sehr langes Leben versteht sie zunehmend als “vielschichtiges Sein” und den Menschen überhaupt “als vielschichtiges Wesen”, als sie letztlich unter diesem Titel im Jahr 2006 einen Gesamt-Katalog ihres Lebenswerkes veröffentlicht[8].
Auswahl einiger Einzel-Ausstellungen
- Haigerloch: Galerie „Die schwarze Treppe“, 4.–30. Oktober 1974
- Joué les Tours (Frankreich)athaus, zusammen mit der Künstlergilde Hechingen, 1973, 1975, 1980
- Hechingen: Rathaus, 2.03.-23. März 1980
- Bernhausen-Stuttgart: Kleines Kunst-Kabinett, zusammen mit Gisela Krayer, 2.–30. November 1983
- Sigmaringen: Runder Turm, Januar 1984
- Kirchheim/Teck: Kornhaussaal, zusammen mit Paul Kälberer, 14.2.-11. März 1984
- München: Haus International, September 1984
- Aachen, April 1985
- Hechingen: Weißes Häusle, 14. September 1985 – 6. Oktober 1985
- Paris: Palais de Congrès, 1985
- Burladingen: Rathaus, zusammen mit Berte Koehle, Juni 1987
- Herrenberg: Galerie der Stadt Herrenberg, 6. – 25. Mai 2001
- Hechingen: Villa Eugenia, „Der Mensch - das vielschichtige Wesen“, 1. Februar 2007 – 30. Mai 2007.
- Balingen: Kreiskrankenhaus, 4.03.-30. Mai 2007
- Hechingen: Hohenzollerisches Landesmuseum, Jubiläumsausstellung zum 100. Geburtstag, 24.07.-6. Oktober 2013[9]
Einzelnachweise
- Trotz allem habe ich durchgehalten. Blick auf ein bewegtes Leben: Zum 100. Geburtstag der Hechinger Künstlerin Maria Brück. In: Hohenzollerische Zeitung, Hechingen, 28. September 2013.
- Das eigene Leben ist Grundstock für die Kunst. Maria Brück erzählt aus ihrer Zeit in der Bernsteinschule. Interview mit Darijana Hahn, in: Schwarzwälder Bote, Hechingen, 5. August 1999.
- (vgl. Rudolf Greiner, in: Maria Brück, Zeichnerische und malerische Werke, 1950-1979, o. J., S. 21)
- „Man muß immer an sich arbeiten, wenn man Künstler sein will“. Maria Brück über die Anfänge und die Entwicklung der Hechinger Künstlergilde. In. Hohenzollerische Zeitung, Hechingen, 4. März 1991
- Antonia Lezerkoss: Ein „bilderfülltes“ Leben. Maria Brück wird 95 und bekommt dazu am Sonntag eine Ausstellung. In Hohenzollerische Zeitung, Hechingen, 27. September 2008.
- Jedes Bild wird zu einer harmonischen Komposition. Maria Brück stellt sich im Weißen Häusle den Fragen von Kunstinteressierten. In: Hohenzollerische Zeitung, Hechingen, 22. Juni 2002
- entstehen gleichnamige Bilder voll tiefen Lichts. In: Hohenzollerische Zeitung, 3. März 1980
- Maria Brück: Der Mensch - das vielschichtige Wesen. Bildnerische Werke von Maria Brück mit Reportagen der Presse. Hechingen, Eigenverlag, 2006.
- Maria Brück - Jubiläumsausstellung zum 100. Geburtstag hzl-museum.de, abgerufen am 21. Mai 2014.