Maria-Hilf-Kapelle (Trier)
Die Maria-Hilf-Kapelle ist eine Kapelle der Barmherzigen Brüder von Maria-Hilf an der Peter-Friedhofen-Straße in Trier-Nord.
Eine weitere Maria-Hilf-Kapelle befindet sich in Trier-West am Pulsberg, siehe unter Mariensäule (Trier). Vom Westfriedhof führt ein Stationsweg dorthin. Die Kapelle ist renovierungsbedürftig.
Geschichte
Über hundert Jahre hat die 1814/15 erbaute Maria-Hilf-Kapelle als überregional bedeutende, volkstümliche Marienwallfahrtsstätte in Koblenz-Lützel oberhalb des linken Moselufers gestanden. Auch Peter Friedhofen (1819–1860), der Gründer der Ordensgemeinschaft der Barmherzigen Brüder von Maria-Hilf, gehörte dort zu ihren regelmäßigen Besuchern. Deshalb wurde die Kapelle 1926 von ihrem ursprünglichen Standort in Koblenz in den Garten des Trierer Mutterhauses der Gemeinschaft übertragen. 1928 nahm sie auch das Grab des Ordensgründers auf und wurde so – spätestens seit dessen Seligsprechung im Jahr 1985 – die zentrale Stätte der Peter-Friedhofen-Verehrung.
Beschreibung der Maria-Hilf-Kapelle
In ihrer heutigen Form besteht die Kapelle seit 1989/90, als sie wegen des gestiegenen Raumbedarfs nach der Seligsprechung Peter Friedhofens am 23. Juni 1985 noch einmal grundlegend umgestaltet wurde. Nach Plänen des Trierer Architekten Karl Peter Böhr entstand ein aus den Proportionen der alten Kapelle entwickelter Neubau, der am 6. Mai 1990 eingeweiht wurde. Der neue Andachtsraum ist von einem dreibahnigen Kreuzgratgewölbe überspannt, dessen tief herabhängende Schlusssteine den Eindruck einer dreischiffigen Anlage erwecken. Als Aufleger dienen ihnen rechts und links des Chorbogens die alten gotisierenden Pfeiler von 1845/46. Die Seitenwände sind vollständig in schlanke, verglaste Arkaden aufgelöst, wobei das Rundbogenmotiv der alten Kapelle aufgegriffen wurde. Auch die polygonalen Ecktürmchen und der vorhallenartige Windfang, an dem die beiden gusseisernen Säulen der alten Vorhalle wiederverwendet wurden, imitieren Elemente des älteren Baus.
Der alte Kapellenraum, der heute als Chor dient, wurde in seiner ursprünglichen Farbigkeit wiederhergestellt (Petra Schreyögg, Leutesdorf). Dabei nehmen die Ornamente der vortretenden Wandpaneele konkret Bezug auf das Marienpatrozinium: In stilistischen Formen des frühen 20. Jahrhunderts, die wiederum spätmittelalterliche Wandbespannungen aus Brokatstoffen nachahmen, erkennt man stilisierte Schwertlilien und Rosenknospen in einem System ovaler Lorbeerranken. Die Rose war spätestens seit dem 13. Jahrhundert das vielfältig ausgelegte, vor allem Unschuld, Reinheit und Vollkommenheit verkörpernde Mariensymbol schlechthin. Schwertlilien dagegen galten in der mittelalterlichen Blumensymbolik als Abbilder der sieben Schmerzen Mariens und standen somit in engem Zusammenhang mit der Verehrung der schmerzhaften Muttergottes. Die Vermauerung der unteren Apsishälfte wurde entfernt und das Gnadenbild frei auf einen hohen Sockel gestellt, es handelt sich dabei um eine von Bruder Numerian gefertigte Kopie des Koblenzer Gnadenbildes, das sich heute in der Pfarrkirche Koblenz-Neuendorf befindet. Die 1928 geschaffenen Hängelampen, die man zwischenzeitlich entfernt hatte, wurden wieder installiert.
Die Ikonografie des neuen Innenraumes ist ganz der Person und dem Werk Peter Friedhofens gewidmet: Die tragenden Konsolsteine des Gewölbes illustrieren in farbig gefassten Reliefs (Willi Hahn, Trier) die wichtigsten Stationen seines Lebens. In der linken vorderen Raumecke beginnend, zieht sich die Folge gegen den Uhrzeigersinn an den Wänden entlang: Die Kindheit – Peter Friedhofen als kleiner Junge vor einer Marienskulptur –, die Schornsteinfegerlehre bei seinem Bruder, die Wanderschaft, die Unterstützung der Schwägerin und ihrer Kinder, der Bau des Klösterchens in Weitersburg, die Einkleidung, das frühe Klosterleben mit den ersten Brüdern, Krankenpflege, Tod und Seligsprechung. Als Gegenstücke zu diesen Konsolen sind die tief herabgezogenen, tragenden Schlusssteine des Gewölbes mit den vergoldeten Symbolen der vier Evangelisten besetzt.
Die steilen Gewölbekappen sind mit stilisierten Weinstöcken bemalt (Petra Schreyögg, Leutesdorf), die jeweils von den Konsolen bzw. den Schlusssteinen ausgehen. Als zentrales eucharistisches Symbol verweist der Weinstock auf Christus, dessen Botschaft die Evangelien verkünden, in deren Nachfolge das Leben Peter Friedhofens auf den Konsolen gezeigt wird. Darüber hinaus erinnern sie an das Christuswort: „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht; denn getrennt von mir könnt ihr nichts vollbringen“ (Joh 15,5). Das von Jesus an seine Jünger gerichtete Wort lässt sich als Lebensbilanz auch auf Peter Friedhofen und seine Christusnachfolge beziehen. Gleichzeitig kann man es im übertragenen Sinn als Aufforderung an die Ordensbrüder verstehen, den Idealen ihres Gründers zu folgen. Durch die Vielzahl der Weinstöcke weckt die Gewölbemalerei daneben auch Assoziationen an das Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg (Mt 20).
Die Gestaltung der Fenster (Petra Schreiögg, Leutesdorf) illustriert unmittelbar eine Aussage Peter Friedhofens über den Charakter seiner Gemeinschaft: Auf der linken Seite verdichten sich verschiedene Blautöne auf klarem Grund zu ungegenständlichen Formen, während rechts rot-gelbe Flammenstrukturen nach oben züngeln. Dies ist die genaue Umsetzung der Briefstelle: „[…] dieses Werk soll ein Werk geben, welches aus neuem Feuer und aus neuem Geist aufgerichtet werden soll.“
Das Zentrum der heutigen Kapelle bildet die Grabanlage des Ordensgründers am Übergang zwischen neuem und altem Kapellenraum. Ihr Kernstück ist der bereits 1985 aus Anlass der Seligsprechung in Auftrag gegebene Altar (Ulrich Henn, Leudersdorf) mit dem Peter-Friedhofen-Schrein in seinem Inneren. Um diesen sichtbar präsentieren zu können, sind alle vier tragenden Seiten des bronzenen Altarblocks durchbrochen gearbeitet. Ihre Dekoration besteht aus jeweils einem naturalistisch gestalteten Rosenkranz, der mit goldenen Blüten und fünf runden Medaillons besetzt ist. Diese zeigen an der Frontseite die Geheimnisse des schmerzhaften und an der Rückseite die des freudenreichen Rosenkranzes. Auf interessante Weise wird damit das Marienpatrozinium der Kapelle – mit dem Rosenkranz als ausgesprochenem Instrument der Marienverehrung – mit einem starken christologischen Aspekt verbunden, der die gesamte Heilsgeschichte umfasst. Dabei stehen die Passionsszenen des schmerzhaften Rosenkranzes an der Frontseite des Altares, die in der Kreuzigung gipfeln, im Vordergrund und stellen so zusätzlich eine enge Beziehung zum eucharistischen Opfer her. Die Betonung Christi wird an der linken Seitenfläche durch fünf seiner Wunder weitergeführt: Links oben beginnend, erkennt man gegen den Uhrzeigersinn die wunderbare Brotvermehrung, die Hochzeit zu Kana, eine nicht näher bestimmbare Fußwaschung, die Erweckung des Lazarus und die Heilung eines Lahmen. Mit ihnen korrespondieren auf der gegenüberliegenden Seite die Werke der Barmherzigkeit: In gleicher Lesrichtung wird ein Hungernder gespeist, ein Dürstender getränkt, ein Nackter bekleidet, ein Gefangener besucht und ein Kranker gepflegt. Diese Gegenüberstellung thematisiert auch hier die tätige Nachfolge Christi durch die aktive Befolgung des Gebotes der Nächstenliebe und erinnert an das Wort Jesu: „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“ (Mt 25, 40).
Durch alle vier Seiten des Altars sieht man den 1928 von Bruder Numerian geschaffenen Schrein mit den Gebeinen Peter Friedhofens. Er erscheint jeweils von den als wirkliche Pflanzen gestalteten Rosenkränzen eingerahmt. Bereits die frühen Christen sahen in der Rose die Blume des Paradieses und der Heiligen. Auf diese Weise wird der Status des Seligen verbildlicht. Gleichzeitig nimmt jeder der vier Seiten inhaltlich Bezug auf Peter Friedhofen, indem die wichtigsten Themen seines Lebens gezeigt sind: Marienverehrung, Christusnachfolge, tätige Nächstenliebe und Passion.
Vor dem Altar, der erst aus Anlass der Umgestaltung 1990 von seinem ursprünglichen Standort im Zentrum der alten Kapelle unter den Chorbogen versetzt wurde, liegt die alte Koblenzer Grabplatte von 1926. Sie ist vor allem als Erinnerung an die alte Begräbnisstätte zu sehen, aus der die Gebeine des Seliggesprochenen ‚zur Ehre der Altäre‘ erhoben wurden. Ergänzt wird dieser Hinweis auf das authentische irdische Leben durch das Porträt des Ordensgründers, das oberhalb des Chorbogens in einer Achse mit der Grabplatte und dem Schrein angebracht wurde. Ähnlich wie das Mariengnadenbild oder die beiden historistischen Skulpturen des Hl. Josef – als Patron der Ordensgemeinschaft – und des heiligen Augustinus – seit 1850 Regelvater der Gemeinschaft – ist es nicht nur eine Erinnerung an den Stifter, sondern eröffnet den Betenden einen unmittelbareren Zugang zu ihm. Umgeben ist das Porträt von der erläuternden Inschrift: „Seliger Bruder Peter Friedhofen * 25. 2. 1819 † 21.12.1860 – Gründer der Barmherzigen Brüder von Maria-Hilf – seliggesprochen 23. 6. 1985 durch Papst Johannes Paul II. – Ein Zeichen der Hoffnung für Arme und Kranke“