Marco Antonio Bonciari
Marco Antonio Bonciari (* 9. Februar 1555 in Antria bei Perugia; † 9. Januar 1616 in Perugia) war ein italienischer Humanist der Renaissance.
Leben
Bonciari wurde am 9. Februar 1555 im Dorf Antria, etwa zehn Kilometer von Perugia entfernt, geboren. Sein Vater war in seiner Jugend Schuhmacher gewesen, aber seine Mutter war die Tochter eines Arztes, und einer der Brüder seines Vaters war römisch-katholischer Geistlicher und Vikar des Erzbischofs von Chieti, Fulvio Giulio della Corgna. Bonciari machte seine ersten Studien unter großen Schwierigkeiten; da die Armut seiner Eltern es ihnen nicht erlaubte, ihn in Perugia zu unterstützen, ging er jeden Tag in ein Dorf, zwei Meilen von Antria entfernt, um dort Unterricht zu nehmen. Unterwegs begegnete ihm der Bischof von Perugia, befragte ihn und war mit seinen Antworten so zufrieden, dass er ihn in das Seminar aufnahm, das er in seiner Diözese für mittellose Jugendliche eingerichtet hatte. Er hatte sehr gut Griechisch und Latein gelernt und war in seiner Philosophie sehr weit fortgeschritten, als der Kardinal-Erzbischof, sein Beschützer, ihn nach Rom brachte und ihm den gelehrten Marcus Antonius Muretus als seinen Meister gab. Der damals neunzehnjährige Bonciari blieb nur zwei Jahre an dessen Schule. Die Fortschritte, die er dort machte, veranlassten den Kardinal, ihn 1577 mit dem Posten des Direktors des Priesterseminars, in dem er ihn erzogen hatte, nach Perugia zurückzuschicken. Diese Stelle verließ er mit dem Tode seines Wohltäters, wurde später dorthin zurückberufen und besetzte mit großem Erfolg auch den Lehrstuhl für Literaturwissenschaft. Er gab es 1590 auf, als er völlig erblindet war, aber der neue Erzbischof rief ihn wieder zurück und wollte, dass er trotz seiner Blindheit seinen Unterricht wieder aufnahm. Er hatte dann, neben anderen Schulkindern, seinen eigenen Vater als Schüler, der, nachdem er beschlossen hatte, bei den Jesuiten einzutreten, und der kein Latein kannte, zunächst Latein lernen wollte. Die eifrige Pflege seines Sohnes versetzte ihn in sechs Monaten in die Lage, alle Kirchenbücher zu verstehen. Bonciaris Ruf brachte ihm günstige Angebote von den Universitäten Bologna und Pisa ein. Auch Kardinal Karl Borromäus, Erzbischof von Mailand, wollte ihm die Obhut der Ambrosianischen Bibliothek anvertrauen; aber seine Blindheit diente ihm als Vorwand, alle diese Angebote abzulehnen. Marco Antonio Bonciari starb am 9. Januar 1616 an Wassersucht.
Werke
- Grammatica, Pérouse, 1593, 1600, 1601, 1630, in-8°.
- Epistolæ in XII libros divisæ, Pérouse, 1603, 1604, 1612, 1613, in-8°.
- Seraphidos lib. V, aliaque pia poemata, Pérouse, 1606, in-12.
- Idyllia et selectarum epistolarum centuria nova, cum decuriis duabus, Pérouse, 1607, in-12.
- Opuscula decem varii argumenti, Pérouse, 1607, in-12.
- Extaticus, sive de ludicra poesi Dialogus ; Pérouse, 1607, in-8° ; 1615, in-8°.
- Triumphus augustus, sive de Sanctis Perusiæ translatis libri IV, Pérouse, 1610, in-12.
Literatur
- Renzo Negri: Bonciari, Marco Antonio. In: Alberto M. Ghisalberti (Hrsg.): Dizionario Biografico degli Italiani (DBI). Band 11: Boccadibue–Bonetti. Istituto della Enciclopedia Italiana, Rom 1969.