Mannschaftstransportwagen
Ein Mannschaftstransportwagen (MTW), auch Mannschaftstransportfahrzeug (MTF)[1] oder – in früherer Zeit – Mannschaftswagen genannt, ist ein Einsatzfahrzeug, das bei Feuerwehr, THW und diversen weiteren Hilfsorganisationen eingesetzt wird und namensgebend vorrangig zum Transport von Personengruppen (Mannschaften) dient. Bei der Polizei werden entsprechende Fahrzeuge als Gruppenkraftwagen (GruKW oder GruKw) bezeichnet.
Mannschaftstransportfahrzeug | |
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Fahrzeugdaten | |
Abkürzung: | MTW / MTF |
Land: | Deutschland |
Besatzung: | 0/1/8/9 |
Zul. Gesamtmasse: | 3500 Kilogramm |
Normung und Aufbau
Mannschaftstransportwagen sind nicht DIN-genormt. Einige Bundesländer (Rheinland-Pfalz[2] und Bayern[3] sowie Sachsen für die Wasserrettung[4][5]) haben jedoch landesrechtliche Technische Weisungen zum Bau derartiger Fahrzeuge erlassen. Des Weiteren haben das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) bzw. die Vorgängerbehörden für den Bevölkerungsschutz bestimmte Mannschaftstransportwagen näher spezifiziert und durch Typenblätter genormt (siehe Abschnitt Mannschaftstransportwagen im Bevölkerungsschutz).
Die meisten Mannschaftstransportwagen basieren auf konventionellen Kleintransportern, entweder als Kleinbus[6] oder als Pritschenwagen. Sie sind fast immer mit Funk, Rundumkennleuchte und Folgetonhorn ausgestattet. Die weitere Ausrüstung und der Ausbau erfolgt gemäß DIN EN 1846.
Verwendung und Varianten
Die Mannschaftstransportwagen werden neben dem Personentransport vor allem als Einsatzleitwagen (ELW) oder Mehrzweckfahrzeuge (MZF) mit unterschiedlichen Funktionen oder als Zugfahrzeug für verschiedene Anhänger eingesetzt. Oftmals lässt sich – im Falle fehlender rechtlicher Festlegung – keine wesentlichen Unterschiede zum MZF feststellen.
Mannschaftstransportwagen im Bevölkerungsschutz
Im Bevölkerungsschutz wurden und werden Mannschaftstransportwagen vielfältig eingesetzt. Für die Medizinische Task Force des Katastrophenschutzes wurde vom BBK der Typ MTW genormt.[7][8] Entsprechende Fahrzeuge sind unter anderem mit Leuchten, Warnkleidung, Tisch, Sprechfunkausstattung und Ölbindetüchern ausgestattet, besitzen neun Sitzplätze und Hinterachsantrieb.[7][8] Die zulässige Gesamtmasse beträgt 3,88 Tonnen.[7][8] Für den Fachdienst Betreuung sollen Mannschaftswagen insbesondere als Betreuungskombi eingesetzt werden. Außerdem werden solche Fahrzeuge häufig als Zugfahrzeug für Materialanhänger, Rettungsboote und Feldkochherde verwendet. Ein Beispiel ist der Betreuungskombi der Betreuungsgruppe der Einsatzeinheit NRW. Nach Transport des Anhängers an den Einsatzort kann das Fahrzeug wie ein vollwertiger Mannschaftstransportwagen eingesetzt werden. Für den Sanitätsdienst waren Sanitätsgruppen-Kraftwagen vorgesehen. Teilweise werden dort auch andere Mannschaftstransportwagen verwendet.
Mannschaftstransportfahrzeug mit Ladefläche (MTF-L)
Während normale Mannschaftstransportfahrzeuge auf einem Kleinbus aufbauen, ist das Mannschaftstransportfahrzeug mit Ladefläche hauptsächlich zum Transport von Einsatzmitteln konzipiert. Durch die Ladefläche wird die Möglichkeit zum Personentransport eingeschränkt. In vielen Fällen wird das MTF-L als MZF mit unterschiedlichen Funktionen wie Geräte- und Personentransport eingesetzt.
Bei kleineren Feuerwehreinheiten kann ein MTF-L als zweites Fahrzeug, neben einem TSF, TSF-W oder einem KLF für den Einsatz bereitstehen. Im Katastrophenschutz wird der Kombi Technik und Sicherheit als Mannschaftstransportfahrzeug mit Ladefläche ausgeführt. Als Ausrüstung verfügt ein MTF-L bei Feuerwehren meist über Ölbindemittel, Schläuche und weitere Einsatzmitteln nach Einsatzzweck.
Beim THW existieren ähnliche Fahrzeuge unter dem Namen Mannschaftslastwagen.
Kurzbezeichnungen und Funkrufnamen
- MTF = Mannschaftstransportfahrzeug[9]
- MTF-L = Mannschaftstransportfahrzeug mit Ladefläche[9]
- MTW = Mannschaftstransportwagen
Im BOS-Funk meldet sich ein Mannschaftstransportfahrzeug der Feuerwehr mit dem Funkrufnamen: „Florian ../19/..“, sofern das jeweilige Bundesland die „bundeseinheitlichen Funkrufnamen“ im BOS-Funk (4-m-Band) eingeführt hat. Das MTF-L hat die Kennung 18.
Digitaler BOS-Funk
Im digitalen BOS-Sprechfunk erhält jedes Endgerät eine eindeutige operativ-taktische Adresse (OPTA), die auch an alle empfangenden Geräte übertragen wird.[10] Damit werden die Funkrufnamen durch eine Anzeige im Display des Sprechfunkgerätes ergänzt.
Die OPTA wird nach einem bundesweit einheitlichen Schema für Polizei und nichtpolizeiliche BOS vergeben und besteht aus 24 Stellen, die durch Ziffern, Buchstaben oder auch Leerzeichen belegt werden können. Ab Stelle 9 enthält die OPTA eine eindeutige Ziffernfolge und ist fest eingestellt. Die Alias-OPTA kann innerhalb der Regeln frei definiert werden und unterscheidet sich je nach Art der Organisation. Sie enthält an Stellen 14 bis 21 die Funktionszuordnung (z. B. Fahrzeugtyp, Funktion, Aufgabe); für die Mannschaftstransportfahrzeuge und -wagen gilt die Kurzbezeichnung „MTW“.
Da im digitalen BOS-Sprechfunk die Funkrufnamen teilweise in Anlehnung an die OPTA gebildet werden, ergeben sich gegenüber dem analogen BOS-Sprechfunk in der Regel Änderungen der Rufnamen (beispielhaft für die nichtpolizeilichen BOS in der Anleitung zur Umsetzung der OPTA-Richtlinie in Nordrhein-Westfalen).[11] Die Organisationskennwörter des Rufnamens (z. B. für die Feuerwehr „Florian“, für das Deutsche Rote Kreuz „Rotkreuz“) sind nicht Bestandteil der OPTA und werden aus dem analogen 4-m-Band-Rufnamensystem übernommen.
- MTF der Feuerwehr
- MTW der Feuerwehr Suhl
- Betreuungsgespann NRW des DRK
- Betreuungskombi des DRK
- GruKw der Polizei
- MTW der Notfallseelsorge
- MTW des DRK
- MTW des THW
- MTF-L der Feuerwehr
Siehe auch
Literatur
- Josef Schütz: Die Roten Hefte, Heft 8a – Feuerwehrfahrzeuge Teil I. 11. Auflage. Kohlhammer, Stuttgart 1996, ISBN 978-3-17-013954-1, S. 47–48.
Weblinks
Einzelnachweise
- Norm DIN 14033:2017-04 – Kurzzeichen für die Feuerwehr. Beuth Verlag GmbH, April 2017, abgerufen am 25. März 2020 (Einheitliche Benennung der Kurzzeichen (Abkürzungen) für die allgemeine Verwendung im Bereich der Feuerwehr).
- Technische Richtlinie Nr. 3 des Landes Rheinland-Pfalz für Mannschaftstransportfahrzeuge (PDF; 105 kB)
- Technische Baurichtlinie des Bayerischen Staatsministeriums des Inneren für ein MTW (PDF; 37 kB)
- Sächsisches Staatsministerium des Innern. Referat 41 (2001): Ausstattungssatz, Beladeplan und Typenblatt für den Mannschaftstransportwagen – MTW – der Wasserrettungsgruppen
- ADIK Fahrzeugbau GmbH und Bayerisches Staatsministerium des Innern (2011): Typenblatt und Beladeplan für Mannschaftstransportwagen (SEG Betreuung) (auf kvmiltenberg.brk.de).
- Mannschaftstransportfahrzeug (MTF) der Freiwilligen Feuerwehr Beselich-Obertiefenbach
- BBK (2010): Begleitheft für den MTW im Zivil- und Katastrophenschutz
- BBK (2011): Begleitheft für den MTW im Zivil- und Katastrophenschutz
- Norm DIN 14033:2017-04 – Kurzzeichen für die Feuerwehr. Beuth Verlag GmbH, April 2017, abgerufen am 21. Januar 2021 (Einheitliche Benennung der Kurzzeichen (Abkürzungen) für die allgemeine Verwendung im Bereich der Feuerwehr).
- Richtlinie für die operativ-taktische Adresse (OPTA) im Digitalfunk der Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (PDF; 173 kB) des Ausschusses für Informations- und Kommunikationswesen des Arbeitskreises V der Ständigen Konferenz der Innenminister und Senatoren der Länder. Stand vom März 2010
- Anleitung zur Umsetzung der OPTA-Richtlinie in Nordrhein-Westfalen für Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben im Bereich der allgemeinen Gefahrenabwehr (PDF; 972 kB) des Ministeriums für Inneres und Kommunales des Landes Nordrhein-Westfalen. Stand Januar 2012