Maathorneferure
Maathorneferure, auch Maat-Hor-neferu-Re, war die dritte Große königliche Gemahlin des Pharaos Ramses II. im Neuen Reich, 19. Dynastie. Sie war die Tochter Sauškanu des hethitischen Großkönigs Hattušili III.
Maathorneferure in Hieroglyphen | ||||||||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
(Maat-Hor-neferu-Re) M33.t-Ḥr.(w)-nfr.w-Rˁ Horus sieht die Schönheit des Re[1] |
Familie
Maathorneferure, die Tochter von Hattušili III. und seiner Frau, der Großkönigin Puduḫepa, mit denen Ramses II. im Jahr 1259 v. Chr. einen Friedensvertrag abgeschlossen hatte, traf im 34. Regierungsjahr von Ramses II., im Monat Pamenoth (Dezember 1246 v. Chr.) mit großem Gefolge in Piramesse ein. Hattušili III. hatte im Todesjahr der Großen königlichen Gemahlin Isisnofret die Heirat mit seiner Tochter vorgeschlagen, um das Bündnis zwischen den beiden Ländern noch zu vertiefen. Zuvor waren lange Verhandlungen, die auf hethitischer Seite hauptsächlich Puduḫepa führte, über den Brautpreis erfolgt:
„Besitzt denn mein Bruder Ramses II. nichts? Nur wer nichts hat, fragt nach einem so hohen Preis. Willst du dich an uns bereichern?“
Zwar hatte Hattušili III. eine große Mitgift versprochen, aber die Erwartungen von Ramses II. schienen noch größer gewesen zu sein. Schließlich war die Mitgift auf einen Wert angewachsen, der alle bisher üblichen Brautpreise übertraf. Hintergrund wird die einmalige Stellung gewesen sein, die Sauškanu in Ägypten einnehmen sollte. Waren in der Vergangenheit ausländische Prinzessinnen nur in den Rang der Nebenfrau aufgestiegen, wurde in den vertraglichen Bedingungen zwischen Ḫatti und Ägypten vereinbart, dass Sauškanu als erste ausländische Prinzessin den Titel der Großen königlichen Gemahlin erhalten sollte.
Ramses II. erwähnte auf der sogenannten Heiratsstele die vertraglichen Klauseln nicht, sondern stellte die Situation anders dar:
„Hattušili III. und Puduhepa gaben ihre älteste Tochter als ehrenvolles Geschenk dem lebenden Gott, damit er ihnen Frieden schenke und sie in Frieden leben können.“
Auf der Stele wird auch vom Geleitzug der Prinzessin nach Ägypten berichtet, der von Soldaten, Tierherden, Sklaven und reichen Tributgaben begleitet wurde.[2]
Ramses II. war von Sauškanus Schönheit beeindruckt und gab ihr entsprechend den ägyptischen Namen Maat-Hor-Neferu-Re. Sie wurde schwanger und noch vor der Geburt ihrer Tochter Neferu-Re fragte Ramses II. in Hatti an, ob im Falle eines Sohnes nicht eine Vereinbarung getroffen werden könne, dass dieser dann das Thronfolger-Recht in Ḫatti bekommen könnte. Die Antwort von Hattušili III. ist nicht bekannt und ein Sohn wurde Ramses II. von Sauškanu nicht geboren.
Stammbaum
Der folgende Stammbaum wurde nach Veröffentlichungen von Volkert Haas[3] und Jörg Klinger[4] erstellt.
Tudḫaliya I. | Nikkalmati | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Arnuwanda I. | Ašmunikal | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Tudḫaliya II. | Daduḫepa | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Tudḫaliya III. | Šuppiluliuma I. | 1. Ḫinti | 2. Tawananna | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Zida | Telipinu | Piyaššili | Zannanza | Arnuwanda II. | Muršili II. | 1./2. Gaššulawiya | 2./3. Danuḫepa | Frau Šattiwazzas | Šattiwazza | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Ḫalpa-šulupi | Muwattalli II. | Mašturi | Maššana-uzzi | 1. Ehefrau | Ḫattušili III. | Puduḫepa | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Muršili III. | Kurunta | Bentešina | Gaššuliyawiya | Nerikkaili | Tudḫaliya IV. | Šauškanu | Ramses II. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Frau Ammistamrus II. | Arnuwanda III. | Šuppiluliuma II. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Hinweise
Das Geburts- und Todesdatum sowie die Grabstätte sind bis heute unbekannt. Maathorneferure wird auf Inschriften nur bis rund sechs Jahre nach ihrer Heirat mit Ramses II. erwähnt. Sie scheint in einem Palast am Fayyum gelebt zu haben. In Gurob (Merwer) fand sich ein Papyrus mit ihrem Namen.
Literatur
- J. H. Breasted: Marriage Stela. In: Ancient records of Egypt: historical documents from the earliest times to the Persian conquest. Teil 3: The nineteenth dynasty. Russell & Russell, New York 1962, § 415ff.
- M. Lichtheim: The Bentresh Stela. In: Ancient Egyptian Literature. Band III: The Late Period. University of California Press, Berkeley CA 2006, ISBN 978-0-520-93307-1, S. 90ff.
- Kenneth Anderson Kitchen: Ramesside inscriptions. Historical and biographical. 8 Bände, Blackwell, Oxford 1976–1978.
- Trevor Robert Bryce: Letters of the Great Kings of the Ancient Near East: The Royal Correspondence of the Late Bronze Age. Routledge, London/ New York 2003, ISBN 978-0-203-50498-7, S. 117ff.
- Trevor Robert Bryce: The Kingdom Of The Hittites. Oxford University Press, Oxford/ New York 2005, ISBN 978-1-4294-6980-7, S. 283.
- Birgit Brandau, Hartmut Schickert: Hethiter. Die unbekannte Weltmacht. Piper, München 2001, ISBN 3-492-04338-0.
- Joyce Tyldesley: Die Königinnen des Alten Ägypten. Von den frühen Dynastien bis zum Tod Kleopatras. Koehler & Amelang, Leipzig 2008, ISBN 978-3-7338-0358-2, S. 158–159.
Einzelnachweise
- Heike. C. Schmidt, J. Willeitner: Nefertari, Gemahlin Ramses’ II. von Zabern, Mainz 1994, ISBN 3-8053-1529-5, S. 33.
- Wilfried Seipel: Heiratsstele. In: Wolfgang Helck (Hrsg.): Lexikon der Ägyptologie (LÄ). Band II, Harrassowitz, Wiesbaden 1977, ISBN 3-447-01876-3, Sp. 1107–1108.
- Volkert Haas: Die hethitische Literatur. de Gruyter, Berlin 2006, ISBN 978-3-11-018877-6, S. 91.
- Jörg Klinger: Die Hethiter. Beck, München 2007, ISBN 978-3-406-53625-0.