Maʿmar ibn Rāschid
Abū ʿUrwa Maʿmar ibn Rāschid (arabisch ابو عروة معمر بن راشد, DMG Abū ʿUrwa Maʿmar ibn Rāšid; geb. 714; gest. 770 in Sanaa) war ein Hadith-Gelehrter aus Basra, der später in den Jemen auswanderte und eine nach Kapiteln geordnete Hadith-Sammlung erstellte, die unter dem Titel Kitāb al-Ǧāmiʿ bekannt geworden ist.
Maʿmar war ein Klient des arabischen Stamms der Azd und hörte bei Qatāda ibn Diʿāma und al-Aʿmasch.[1] Al-Dschāhiz rechnete ihn der Qadarīya zu.[2] Sieben oder acht Jahre vor seinem Tod wanderte Maʿmar in den Jemen aus und ließ sich dort in Sanaa nieder. Dort wurde er zum wichtigsten Lehrer des bekannten jemenitischen Hadith-Gelehrten ʿAbd ar-Razzāq as-Sanʿānī (gest. 827), der für seine Hadith-Sammlung mit dem Titel al-Muṣannaf bekannt ist. Harald Motzki hat herausgefunden, dass 32 Prozent des Materials in dieser Hadith-Sammlung auf Maʿmar zurückgehen.[3] Maʿmars Kitāb al-Ǧāmiʿ hat sich nicht selbständig, sondern nur in dieser Verarbeitung durch ʿAbd ar-Razzāq erhalten.
Auch ʿAbdallāh ibn al-Mubārak und Sufyān ath-Thaurī hörten bei Maʿmar. Letzterer soll dafür speziell in den Jemen gereist sein. Um zu verhindern, dass Maʿmar den Jemen wieder verlässt, soll man ihn verheiratet haben.[4]
Maʿmar war die früheste muslimische Autorität, die die Identifikation Chidrs mit dem endzeitlichen Zeugen, der vom Daddschāl getötet und dann wiederbelebt wird, lehrte.[5]
Literatur
- Josef van Ess: Theologie und Gesellschaft im 2. und 3. Jahrhundert Hidschra. Eine Geschichte des religiösen Denkens im frühen Islam. Band II, Berlin/New York 1992, S. 708.
- Ibn Hadschar al-ʿAsqalānī: Tahḏīb tahḏīb al-kamāl fī asmāʾ ar-riǧāl. 12 Bde., Hyderabad (Dekkan) 1329-1351h. Bd. X, S. 243–246.
Einzelnachweise
- Vgl. Scott C. Lucas: Constructive critics, Hadīth literature, and the articulation of Sunnī Islam. The legacy of the generation of Ibn Saʿd, Ibn Maʿīn, and Ibn Hanbal. Brill, Leiden u. a. 2004, S. 357.
- Vgl. van Ess 708.
- Vgl. Harald Motzki: Die Anfänge der islamischen Jurisprudenz. Ihre Entwicklung in Mekka bis zur Mitte des 2./8. Jahrhunderts. Stuttgart 1991, S. 56.
- Vgl. Ahmad ibn ʿAbdallāh al-ʿIǧlī: Tārīḫ aṯ-ṯiqāt bi-tartīb [...] al-Haiṯamī wa-taḍmīnāt Ibn Ḥaǧar al-ʿAsqalānī. Herausgegeben von ʿAbd al-Muʿṭī Qalʿaǧī. Dār al-Kutub al-ʿilmīya, Beirut 1984, S. 435.
- Vgl. Patrick Franke: Begegnung mit Khidr. Quellenstudien zum Imaginären im traditionellen Islam. Beirut/Stuttgart 2000, S. 123.