Mündigkeit (Philosophie)
Mit Mündigkeit wird seit der Philosophie der Aufklärung ein inneres und äußeres Vermögen zur Selbstbestimmung und Eigenverantwortung verbunden. Mündigkeit ist ein Zustand der Unabhängigkeit. Sie besagt, dass man für sich selbst sprechen und sorgen kann. Mündigkeit wird oft mit dem Begriff der Emanzipation in Zusammenhang gebracht.
Seit Immanuel Kant hat der Begriff Mündigkeit eine philosophiegeschichtliche Bedeutung. In seinem berühmten Beitrag, der Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung? in der Berlinische Monatsschrift von 1784 schreibt Kant:
„Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen. ‚Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!‘ ist also der Wahlspruch der Aufklärung.“[1]
Die Aufklärung projiziert den Prozess des Erwachsenwerdens von der Unmündigkeit zur Volljährigkeit auf die allgemeine Menschheitsgeschichte. Der Begriff der Mündigkeit dient als ein zentrales Instrument der Legitimation, um Geschichte als Fortschritt zu begreifen, er erhält so geschichtsphilosophische Bedeutung.
An anderer Stelle heißt es in Kants Text im Sinne eines klaren Aufrufs zur Emanzipation: „Daß der bei weitem größte Teil der Menschen (darunter das ganze schöne Geschlecht) den Schritt zur Mündigkeit außer dem, daß er beschwerlich ist, auch für sehr gefährlich halte: dafür sorgen schon jene Vormünder, die die Oberaufsicht über sie gütigst auf sich genommen haben.“