Mühle von Shawbost
Die Mühle von Shawbost (gälisch Siabost) und die Darre, liegen 400 Meter von der A 858 auf der Westseite der Hebrideninsel Lewis in Schottland. Ein 2003 ausgebauter Pfad führt von der Straße in ein kleines Tal zu zwei auf traditionelle Weise gebauten, strohgedeckten Steingebäuden. Auf Lewis gab es einst mehr als 200 der kleinen wassergetriebenen auch als Norse Mill (oder Click Mill, auf Shetland Clack Mill) bezeichneten Horizontalmühlen.
Mühle
Der Mühlentyp heißt „Norse Mill“ (Norseman = Normanne), was indiziert, dass sie aus Skandinavien nach Schottland gelangte wäre. Allerdings wurden in Irland ähnliche Mühlen aus dem 6. Jahrhundert gefunden, also lange vor der Normannenzeit. D.h. entweder ist diese Ursprungsangabe falsch überliefert oder die Normannen haben den Mühlentyp weiterentwickelt, der ursprünglich aus China stammen könnte.[1]
Die Mühlen waren sehr weit verbreitet und Bestandteil des Alltagslebens der Bewohner, die sich autark versorgen mussten. Da die Mühlen einfach zu bauen waren, wurden sie oft von landwirtschaftlichen Kooperationen in Eigenregie errichtet. Die Mühle beschäftigte einen Müller, der als Bezahlung einen gewissen Prozentsatz des angelieferten Getreides bekam. Gegen 1930 fand die Tradition weitgehend ihr Ende. Doch selbst heute sind noch Mühlen in Betrieb zum Beispiel in Garrabost, Point, Dell und Ness, Stornoway, Gress oder Breasclete.
Die Shawbost-Mühle heißt lokal die „Mühle der Blacksmiths“, weil das Brüderpaar sie gebaut hatte. Im Jahr 1968/69 wurde sie als Unterstufenprojektarbeit wiederaufgebaut / restauriert. Die Renovierung erfolgte durch Schüler unter Anleitung des Lehrers Charles Macleaod nach Informationen von Dorfbewohnern und eines ehemaligen Burschen in der Mühle. Eine neuerliche Renovierung erfolgte Anfang bis Mitte der 1990er.
Diese Art der Horizontalmühle ist interessant, obwohl ein großer Teil ihrer Einrichtung in einer Kammer unter dem Boden verborgen ist. Wasser aus dem nahe gelegenen Bach wurde in einem Teich vor der Mühle angestaut. Es floss von da kanalisiert auf ein Mühlrad, das den oberen der beiden Mühlsteine drehte. Der Stein drehte sich stets im Uhrzeigersinn. Den oberen Stein konnte man in der Höhe verändern. Damit bestimmte man den Feinheitsgrad des Mahlgutes. Das Mehl sammelte sich rund um den unteren Mühlstein in einem Mahlkasten aus gehauenen Steinen.
Auf den Shetlands finden sich Nachbauten (Croft house museum) und Ruinen (Huxter Mills).
Darre
Das Gebäude neben der Mühle ist die Darre. Die eine Hälfte der inneren Fläche besteht aus einer erhöhten Steinplattform, innerhalb derer befindet sich eine runde steinverkleidete Grube.
Die Darre diente dazu, das Getreide vor dem Mahlen zu trocknen. Dazu wurde ein Feuer vor der Öffnung des steinernen Darr-Schachtes entzündet. Durch den Schacht strömte dann die Hitze in den Zentralbereich mit der Darr-Grube. Die Grube war mit Holz und Stroh bedeckt, auf dem das Getreide lag. Der warme Rauch trocknete das Getreide in ca. 48 Stunden. Da die Darre sehr trocken war, bestand Brandgefahr. Daher war im Schacht ein Steinkreuz, um den Funkenflug Richtung Stroh zu unterbinden, was aber nicht immer gelang. Daher wurden die Darren nicht immer direkt neben der Mühle gebaut.
Unweit von Shawbost liegt der Broch von Carloway und mit dem eisenzeitlichen Haus von Bostadh und den Blackhouses von Arnol weitere historische Rekonstruktionen.
Weblinks
- Eintrag zu Mühle von Shawbost in Canmore, der Datenbank von Historic Environment Scotland (englisch)
- Beschreibung + Bild
- Bild der Heizgrube der Darre
- Video (englisch)
Einzelnachweise
- Vor Ort ausgelegter Heftordner der „Norse Mill Society“