Märzwinter
Als Märzwinter wird ein in Mitteleuropa häufig auftretender Spätwintereinbruch bezeichnet. Dabei tritt dieser Kälteeinbruch meist um die Mitte des Monats März mit frostigen Temperaturen auf.
Der Märzwinter wird zu den meteorologischen Singularitäten gerechnet und trennt typischerweise Vorfrühling von Mittfrühling. Diese Kältewelle kann je nach Jahr von Ende Februar bis Anfang April auftreten. Ursache ist in den meisten Fällen von Nordosten eindringende polare Kaltluft, die sehr kalt und trocken ist. Meteorologen führen sie auf die Nordatlantische Oszillation zurück. Wenn es bis dahin durch ein Hochdruckgebiet oder warme Luft vom Atlantischen Ozean bereits recht warm war und die Natur sich bereits auf den Frühling eingestellt hat, kann der Märzwinter durch Spätfröste zu einer Entwicklungsverzögerung von ein bis zwei Wochen führen und auch – etwa im Obstbau gefürchtet – zu schweren Ernteverlusten, weil die Frühblüher in ihrer Blüte getroffen werden und diese erfrieren. Insbesondere kann es bei gleichzeitigem Feuchteeintrag noch einmal zu verspäteten – und dann auch heftigen – Schneefällen kommen. In diesem Fall spricht man von einer Vormonsunwelle (VM) als Singularität, mit kalter und feuchter Luft aus nördlichen Richtungen.[1] Selbst ohne Frost oder Schnee kann es durch die Kältewelle zu Einbußen in der Landwirtschaft kommen, weil die Bienen als Hauptbestäuber nicht fliegen.
Der Märzwinter in Zeiten des Klimawandels
In Zeiten der Klimaerwärmung ändern sich die Singularitäten beim Wetter bemerkenswert. Schaut man sich die letzten 60 Jahre an und untersucht diese auf einen Märzwinter, so gab es von 1961 bis 1990 in 10 Jahren einen Märzwinter. im Zeitraum von 1991 und 2020 gab es in 4 Jahren einen Märzwinter. Der Prozentuale Anteil von 1961 und 1990 lag noch bei 33,3 Prozent und von 1991 bis 2020 bei 13,3 Prozent. Ein signifikanter Rückgang und so ist ein Märzwinter im eigentlichen Sinne nicht mehr als Singularität zu bewerten.[2]
Beispiele
Einen enormen Kälteeinbruch gab es Anfang März 2005, dabei maß man beispielsweise im baden-württembergischen Albstadt-Degerfeld bis zu minus 25 Grad.[3]
Einen heftigen Märzwinter gab es 2013. Nach einigen ersten frühlingshaft warmen Tagen Anfang März kam es ab 8. März von Nord nach Süd fortschreitend zu einem kräftigen Kaltlufteinbruch in Mitteleuropa. Vor allem in Nord- und Ostdeutschland traten Monatsrekorde in Tiefsttemperatur und Schneedeckenhöhe auf, und der März 2013 gehört zu den kältesten Märzmonaten der letzten hundert Jahre. Auch das Osterwetter Ende März gestaltete sich winterlich. Erst nach der ersten Aprilwoche ließ die Kälte langsam nach.
Auch im März 2018 ereignete sich dieses Wetterphänomen besonders heftig, Mitte März fiel in Teilen Deutschlands sogar Schnee.
Einzelnachweise
- vergl. etwa Johannes Lüers: Agrarklimatologische und phänologische Auswertungen für das Mittlere Moseltal. Auswirkungen des Klimawandels auf die Weinrebe im Moselraum. Dissertation Geowissenschaften. Universität Trier, Trier 2003, 3.5 Hochpassfilterung des mittleren Jahrganges des Tagesmittels der Lufttemperatur, S. 25 (Abstract, Unibib Trier, mit Download pdf).
- Ist der Märzwinter zum Mythos geworden? Abgerufen am 18. Februar 2022.
- Märzwinter sind keine Seltenheit. In: Focus Online. 6. März 2010, abgerufen am 13. Februar 2020.