Lyle Talbot
Lyle Talbot (* 8. Februar 1902 in Pittsburgh, Pennsylvania als Lisle Henderson; † 2. Mai 1996 in San Francisco, Kalifornien) war ein US-amerikanischer Schauspieler.
Leben und Karriere
Lyle Talbot wuchs bei seiner Großmutter in Nebraska auf, nachdem seine Mutter bereits früh verstorben war. Nach dem Abschluss an der Highschool schloss er sich mit 17 Jahren einem Zirkus an, zunächst als Assistent eines Zauberers. In den 1920er-Jahren wechselte Talbot zum Schauspielgeschäft und zog mit verschiedenen Theatertruppen durch ganz Amerika. Seine Filmkarriere begann er 1931 mit einer Nebenrolle in Stranger in Town an der Seite von H. B. Warner. In der Folgezeit etablierte er sich als Hauptdarsteller in zahlreichen, zumeist kleineren Warner Bros.-Filmen. Der gutaussehende Schauspieler war unter anderem als Leading Man zu berühmten Schauspielerinnen wie Kay Francis (in Mary Stevens, M. D. von 1933) zu sehen. In Victor Schertzingers Das leuchtende Ziel (1934) trat er als Verlobter einer von Grace Moore gespielten Opernsängerin auf. Talbot übernahm größere Rollen in profilierten Filmen wie Michael Curtiz’ Gefangenendrama 20.000 Jahre in Sing Sing (1932) mit Spencer Tracy und Bette Davis. Den Sprung zum großen Filmstar schaffte er dennoch nicht.
Lyle Talbot zählte Anfang der 1930er-Jahre zu den Mitbegründern der Schauspielergewerkschaft Screen Actors Guild und lehnte die damals üblichen Studioverträge ab. Diese Tätigkeiten brachten ihm zunehmend schlechtere Filmrollen ein, ab den 1940er-Jahren musste er sich in den meisten Fällen mit Nebenrollen in kostengünstigen B-Filmen oder Serials begnügen. So spielte er unter anderem die Rolle des Commisionier Jim Gordon in der Comic-Verfilmung Batman and Robin (1949), die unter billigsten Bedingungen hergestellt wurde. Den Tiefpunkt erreichte Talbots Karriere wohl mit seinen Auftritten in mehreren Filmen des dilettantischen Kultregisseurs Ed Wood. So hatte er eine Nebenrolle als US-General in Woods Plan 9 aus dem Weltall, der häufig als schlechtester Film aller Zeiten bezeichnet wird. In den letzten Jahrzehnten seiner Karriere spielte Talbot fast ausschließlich im Fernsehen. Seine wohl bekannteste Fernsehrolle hatte er in der Sitcom The Adventures of Ozzie and Harriet mit Ozzie Nelson, in der er zwischen 1955 und 1966 in mehr als 70 Folgen als dessen Nachbar Joe Randolph auftrat. Neben Film- und Fernsehrollen spielte Talbot auch in verschiedenen Theaterproduktionen.
Durch Gastauftritten in verschiedenen Fernsehserien blieb er bis Ende der 1980er-Jahre präsent, als er sich nach rund 200 Filmen und fast 330 Fernsehfolgen ins Privatleben zurückzog. Lyle Talbot war insgesamt fünfmal verheiratet, drei Ehen wurden geschieden und eine annulliert. Nur seine Ehe mit Margaret Carol Epple blieb von 1948 bis zu ihrem Tod im Jahre 1989 bestehen. Sie hatten vier Kinder, unter denen David Talbot, Stephen Talbot und Margaret Talbot nennenswerte Karrieren als Journalisten einschlugen. Talbots 1990 geborener Enkel Joe Talbot gab 2019 sein Regiedebüt mit dem preisgekrönten Film The Last Black Man in San Francisco. Lyle Talbot verstarb 1996 im Alter von 94 Jahren als letztes Gründungsmitglied der Screen Actors Guild.
Filmografie (Auswahl)
- 1931: Stranger in Town
- 1932: Klondike
- 1932: No More Orchids
- 1932: Einsame Herzen (The Purchase Prize)
- 1932: 20.000 Jahre in Sing Sing (20,000 Years in Sing Sing)
- 1933: The Life of Jimmy Dolan
- 1933: Ladies They Talk About
- 1933: Liebe und andere Geschäfte (She Had to Say Yes)
- 1933: A Shriek in the Night
- 1933: Die 42. Straße (42th Street)
- 1933: Mary Stevens, M. D.
- 1934: Das leuchtende Ziel (One Night of Love)
- 1934: Nebel über Frisco (Fog Over Frisco)
- 1934: Mandalay
- 1935: Red Hot Tires
- 1935: Oil for the Lamps of China
- 1935: The Case of the Lucky Legs
- 1935: Broadway Hostess
- 1937: Second Honeymoon
- 1939: Second Fiddle
- 1944: Up in Arms
- 1944: The Falcon Out West
- 1944: Sensationen für Millionen (Sensations of 1945)
- 1946: Chick Carter, Detective
- 1947: The Vigilante: Fighting Hero of the West
- 1949: Batman and Robin
- 1949: She Shoulda Said No!
- 1949: Dem Rauschgift verfallen (Wild Weed)
- 1950: Dick Tracy (Fernsehserie, 7 Folgen)
- 1950: Abenteuer eines Pechvogels (The Jackpot)
- 1950: Atom Man vs. Superman
- 1951: Hölle am Kongo (Fury of the Kongo)
- 1953: Insel der unberührten Frauen (Untamed Woman)
- 1953: Glen or Glenda
- 1953: Drei waren Verräter (Tumbleweed)
- 1954: Gunfighters of the Northwest
- 1954: Captain Kidd und das Sklavenmädchen (Captain Kidd and the Slave Girl)
- 1954–1958: December Bride (Fernsehserie, 6 Folgen)
- 1954: Jail Bait
- 1954: Rhythmus im Blut (There’s No Business Like Show Business)
- 1955: Commando Cody: Sky Marshal of the Universe (Fernsehserie, 6 Folgen)
- 1956–1966: The Adventures of Ozzie and Harriet (Fernsehserie, 71 Folgen)
- 1958: Mit Siebzehn am Abgrund (High School Confidential)
- 1959: Plan 9 aus dem Weltall (Plan 9 from Outer Space)
- 1960: Sunrise at Campobello
- 1962–1964: The Beverly Hillbillies (Fernsehserie, 7 Folgen)
- 1964: 77 Sunset Strip (Fernsehserie, 1 Folge)
- 1965–1966: Laredo (Fernsehserie, 2 Folgen)
- 1973: Adam-12 (Fernsehserie, 1 Folge)
- 1979: Drei Engel für Charlie (Fernsehserie, Folge: Wenn Engel Urlaub machen)
- 1984: Ein Duke kommt selten allein (Fernsehserie, 1 Folge)
- 1984: Chefarzt Dr. Westphall (Fernsehserie, 1 Folge)
- 1986: Wer ist hier der Boss? (Fernsehserie, 1 Folge)
- 1987: Amazonen auf dem Mond oder Warum die Amis den Kanal voll haben (Amazon Women on the Moon)
Weblinks
- Lyle Talbot in der Internet Movie Database (englisch)
- Lyle Talbot in der Internet Broadway Database (englisch)