Lydia Böhmer
Lydia Böhmer (geboren 1943 in Haifa) ist eine deutsch-israelische Übersetzerin, die Lyrik und Prosa aus dem Hebräischen ins Deutsche überträgt. Sie lebt in Frankfurt am Main.
Leben
Lydia Böhmers Großeltern wurden in der Shoa ermordet. Mit 22 Jahren verließ sie Israel, um in Paris Architektur zu studieren. Bei einem Besuch im Haus einer deutschen Freundin in Nieder-Ofleiden lernte sie 1965 deren Bruder Paulus Böhmer kennen und blieb in Deutschland. Die deutsche Sprache konnte sie zuvor schon sprechen, hatte sie aber nicht nach Regeln gelernt.[1] Wenn sie in Israel gefragt wurde, wie sie denn in Deutschland leben könne, antwortete sie: „Ich kenne keine andere Nation, die so klar und unbeirrt den Versuch unternommen hat, das, was sie Fürchterliches tat, zu begreifen und aufzuarbeiten.“ Erst in Deutschland habe sie eine Beziehung zum Judentum entwickelt.[1]
Zusammen mit ihrem Mann Paulus Böhmer übersetzte sie Lyrik der israelischen Dichter Jehuda Amichai und Asher Reich. Den Jerusalem-Gedichten von Jehuda Amichai hätten Lydia und Paulus Böhmer „kongenial Stimme verliehen“, befand Kurt Kreiler in der Neuen Zürcher Zeitung.[2] In seiner Rezension von Asher Reichs Gedichtband Tel Aviver Ungeduld hob Jakob Hessing die „schönen Übersetzungen Lydia und Paulus Böhmers“ hervor.[3] 2004 lobte er Lydia Böhmers Übersetzung von Leah Goldbergs Roman Briefe von einer imaginären Reise.[4]
Übersetzungen
- Jehuda Amichai: Zeit. Gedichte (übersetzt mit Paulus Böhmer), Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1998, ISBN 3-518-40987-5
- Jehuda Amichai: Jerusalem-Gedichte (übersetzt mit Paulus Böhmer), Pendo Verlag, Zürich 2000, ISBN 3-85842-355-6
- Asher Reich: Tel Aviver Ungeduld (Gedichte, übersetzt mit Paulus Böhmer und Werner Söllner), Axel Dielmann Verlag, Frankfurt a. M. 2000, ISBN 3-929232-08-1
- Lea Goldberg: Briefe von einer imaginären Reise (Briefroman), Suhrkamp/Insel Verlag, Frankfurt a. M. 2003, ISBN 3-633-54192-6
- Amos Oz: Israel und Deutschland. Vierzig Jahre nach Aufnahme diplomatischer Beziehungen (Essays), Suhrkamp Verlag, Frankfurt a. M. 2005, ISBN 3-518-06798-2
- Nir Barʿam: Der Wiederträumer (Roman, übersetzt mit Harry Oberländer), Schöffling, Frankfurt a. M. 2009, ISBN 978-3-89561-490-3
Einzelnachweise
- Lydia Böhmer. »Ich lasse mich auf Sätze ein«, Jüdische Allgemeine, 3. September 2009
- Rezensionsnotiz in Perlentaucher.de
- Jakob Hessing: Rezension: Belletristik. Gott löscht das Licht, FAZ 2.Mai 2001
- Jakob Hessing: Im Zugabteil mit großen Worten, FAZ 6. Mai 2004