Luis Camnitzer
Luis Camnitzer (* 6. November 1937 in Lübeck) ist ein uruguayischer zeitgenössischer Künstler, Kunsttheoretiker, Hochschullehrer und Kurator, der in den USA lebt. Der Konzeptkünstler setzt Kunstsparten wie Installation, Zeichnung, Druckgrafik und Fotografie als künstlerische Mittel ein. Er war Teilnehmer der documenta.
Leben
Die Familie wanderte 1939 mit dem zweijährigen Luis Camnitzer von Lübeck nach Montevideo, Uruguay aus. Camnitzer studierte dort von 1953 bis 1962 Bildhauerei, Architektur und Druckgrafik an der Escuela Nacional de Bellas Artes der Universidad de la República.[1] 1957 erhielt er ein Stipendium der deutschen Bundesregierung, das ihm ein Studium an der Akademie der Bildenden Künste München ermöglichte. Dort studierte er bei Heinrich Kirchner und wurde er im Folgejahr mit einem Akademie-Preis bedacht. 1961 erhielt er ein Guggenheim-Stipendium, aufgrund dessen er am New Yorker Pratt Institute sein Studium vertiefte. 1964 zog er in die USA. Dort wurde ihm seitens der Memorial Foundation for Jewish Culture ein weiteres Stipendium in den Jahren 1965 bis 1966 zu teil. In der Folgezeit lehrte er ab 1969 auch Kunst an der State University of New York / College at Old Westbury. Heute lebt er im Bundesstaat New York.
Werk
Nach der Ausbildung als Grafiker entwickelte Camnitzer ein autonomes Œuvre als Konzeptkünstler, mit dem er zur Beteiligung an Ausstellungen der Tate Modern Gallery London und des Museum of Modern Art New York eingeladen wurde.[1] Zu seinen bekanntesten Arbeiten zählen die Leftovers aus dem Jahr 1970 sowie aus den Jahren 1983/84 die Fotoserie From the Uruguayan Torture Series, die Okwui Enwezor 2002 für die Documenta11 auswählte.
Das geschriebene Wort ist eins der bevorzugten Arbeitsmittel Camnitzers in der Bildenden Kunst. Ein Werkzyklus „Last Words“ (2008) besteht aus einem auf sechs plakatgroßen Drucken fortlaufenden Text aus letzten Worten von Todeskandidaten.
In einigen Ausstellungen lädt Camnitzer die Besucher ein, sich zu beteiligen. Sein von der Spanischen Nationalbibliothek gefördertes Projekt „The Last Book“, ist als Sammlung geschriebener und visueller Erklärungen für spätere Generationen angelegt.[2] Aus Sorge um die Zukunft des geschriebenen Worts und des Buchs, rief Camnitzer ab 2007 weltweit Künstler auf, eine Buchseite als schriftliches und visuelles Zeugnis der Buchkultur beizutragen. 2010 bestand The Last Book aus mehr als 680 künstlerischen Auseinandersetzungen unterschiedlicher Sprache, Ausrichtung und Qualität. Es wird vorwiegend an bedeutenden Orten der Buchkultur ausgestellt.[3]
Camnitzer ist Verfasser kunsttheoretisch und kunsthistorisch bedeutender Schriften (vgl.[4]) und Professor emeritus des State University of New York Department of Visual Arts.
Schriften und Texte
- New Art in Cuba. University of Texas Press 2003 (englisch) ISBN 978-0-292-70517-3
- On Art, Artists, Latin America, and Other Utopias. University of Texas Press 2009 (englisch) ISBN 978-0-292-71976-7
- Conceptualism in Latin American Art: Didactics of Liberation. University of Texas Press 2007 (englisch) ISBN 978-0-292-71629-2
- Die Korruption in der Kunst / die Kunst der Korruption[5]
Literatur
- Busta, Caroline: “Louis Camnitzer Alexander Gray Associates”, Artforum, 2008 (PDF; 1,7 MB).
- Cotter, Holland: "A Careful Reading Between the Lines Is Required", The New York Times, 16. Februar 2011; "Luis Camnitzer", The New York Times, 11. April 2008;"Unresolved Chords Echo for 'the Disappeared'", The New York Times, 7. April 2007; "Art in Review", The New York Times, 13. Oktober 1995; "Review/Art. A Multi-National Approach to Characterizing the Americas", The New York Times, 20. August 1993.
- Campodónico, Miguel Ángel: Nuevo Diccionario de la Cultura Uruguaya, Librería Linardi y Risso, 2003, S. 67.
- Gamarekian, Barbara: "Gallery and a Theater Group Reject Endowment Grants", The New York Times, 20. September 1990.
- Harrison, Helen A: “Divided by Beliefs, but United in Abstraction”, The New York Times, 18. März 2001.
- Hearthey, Eleanor, "Luis Camnitzer. El Museo del Barrio", Art in America, 26. April 2011; "Luis Camnitzer. El Museo del Barrio", Art in America, 7. März 2011.
- McEvilley, Thomas: “Luis Camnitzer-Carla Stellweg Gallery”, Artforum, Januar 1996 (PDF; 45 kB).
- Meltzer, Eve: "On Line: Drawing Through the Twentieth Century", Frieze, September 2011.
- Mosquera, Gerardo: “New Art of Cuba”, Artforum, Dezember 1994 (PDF; 49 kB).
- N.N.: "How has art changed?", Frieze, Oktober 2005.
- Princenthal, Nany: “Luis Camnitzer at El Museuo del Barrio and Carla Stellweg”, Art in America, Februar 1996 (PDF; 48 kB).
- Raynor, Vivien: “ART; At the Lehman, Works of War and Torture, Politics and Wit”, The New York Times, 3. März 1991.
- Rexer, Lyle: “Roundtable: New York Graphics Workshop”, Art Papers, Sept-Okt 2008.
- Rifkin, Adrian: “‘Face A L’Histoire:’ Centre Pompidou”, Artforum, April 1997.
- Valdez, Sarah: “Luis Camnitzer at Alexander Gray”, Art in America, Juni–Juli 2008 (PDF; 1,4 MB).
- Verwoert, Jan: "Luis Camnitzer. Kunsthalle zu Kiel", Frieze, April 2004.
Weblinks
- Literatur von und über Luis Camnitzer im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Literatur von und über Luis Camnitzer im Katalog des Ibero-Amerikanischen Instituts Preußischer Kulturbesitz, Berlin
- Interview mit Camnitzer und Fotos zur Documenta 11
- Jens Kastner in Jungle World über die Camnitzer-Ausstellung in Zürich 2010
- Biografie, Artikel und Essays von Camnitzer, die on-line erhältlich sind
- Materialien von und über Luis Camnitzer im documenta-Archiv
Einzelnachweise
- Luis Camnitzer. Aanant & Zoo, abgerufen am 16. Januar 2012.
- Luis Camnitzer: The Last Book. Universes in Universe - Welten der Kunst, August 2007, abgerufen am 16. Januar 2012.
- "The Last Book" von Luis Camnitzer in der ZB. Zentralbibliothek Zürich, März 2010, abgerufen am 18. Januar 2012 (Künstlerische Auseinandersetzung mit der Zukunft des Buchs).
- Luis Camnitzer. Kunstsaele Berlin, abgerufen am 16. Januar 2012.
- Luis Camnitzer: Die Korruption in der Kunst / die Kunst der Korruption. Universes in Universe - Welten der Kunst, 1995, abgerufen am 16. Januar 2012 (Übersetzung aus dem Spanischen).