Ludwig Hilberg
Ludwig Hilberg (geb. um 1840 in Ockershausen (?); gest. 14. Oktober 1864 in Marburg) aus dem kurhessischen Ockershausen bei Marburg war ein deutscher Schuhmacher und der vorletzte öffentlich in Deutschland hingerichtete Straftäter.
Die vorletzte öffentlich vollzogene Hinrichtung fand bei Marburg am 14. Oktober 1864 statt. Die letzte wurde am 21. Oktober 1864 in Greiz vollzogen.[1] Hilberg wurde des Mordes an seiner Geliebten, einer 24 Jahre alten Tagelöhnerin, den er am 9. September 1861 verübte, überführt. Hilberg war auch 24 Jahre alt. Am 27. Juni 1864 erfolgte der Schuldspruch und das Urteil zur Enthauptung Hilbergs.[2] Hilberg schnitt seiner durch ihn schwangeren Geliebten Dorothea Wiegand die Kehle durch. Er lehnte eine Heirat mit ihr ab. Die Leiche wurde drei Tage später mit zahlreichen Messerstichen am Südhang des Dammelsberges, der zum Marburger Rücken gehört, gefunden. Nach dem Urteil gestand er den Mord begangen zu haben und dass er weder vorhatte Dorothea Wiegand zu ehelichen, weil sie im Ort wohl wegen ihres Geisteszustandes als das „Hinkel“ verspottet wurde, noch wollte er als Vater eines unehelichen Kindes die gesellschaftlichen Folgen tragen, die sich ergeben hätten. Die Mordeiche am Tatort erinnert an dieses Verbrechen. Dort steht auf einem an der Eiche angebrachten Schild allerdings das Datum „12.9.1861“. Es handelt sich vermutlich um das Datum, an dem der Leichnam Dorothea Wiegand von dem „Forstläufer“ Lorenz Reinhardt gefunden wurde. Das war laut Matthias Blazek drei Tage nach der Tat. Das Ereignis ging somit in das kollektive Gedächtnis von Marburg ein, was eben u. a. die Mordeiche bezeugt.
Hingerichtet wurde Hilberg durch Enthauptung durch das Schwert am 14. Oktober 1864 vor großen Publikum[3][4] am Rabenstein in Marburg. Auch dafür gibt eine Gedenktafel, auf der zu lesen steht: Alte Schwertrichtstätte Rabenstein Letzte Hinrichtung 14. Oktober 1864.[5] Die Hinrichtung geschah nach den Maßgaben der Constitutio Criminalis Carolina.
Zu bemerken ist, dass in der Landesverfassung Hessens erst 2018 die Todesstrafe (Art. 21) gestrichen wurde.[6][7] Es ist die letzte Landesverfassung innerhalb der Bundesrepublik, die diesen Passus strich.
Der Mord war wiederum eine Vorlage für einen Kriminalroman von Christina Bacher unter dem Titel: Hinkels Mord.[8] Sie schrieb auch eine Kurzgeschichte unter dem Titel: Der letzte Rabensteiner, wo dieser Fall literarische Verarbeitung fand.[9]
Literatur
- Matthias Blazek: Mord und Sühne. Der Prozess gegen den Schuhmacher Ludwig Hilberg, der 1864 vor großem Publikum hingerichtet wurde, Stuttgart 2017. ISBN 978-3-8382-1147-3
Weblinks
Einzelnachweise
- Frank Esche und Wolfgang Krüger: Thüringer Mörderinnen: Frauenschicksale zwischen Liebe und Schafott ; 1859-1938, Kirschschlager Verlag, Arnstadt 2009,S. 60.
- https://hansenhausgemeinde.de/rabenstein/
- Frank Esche und Wolfgang Krüger: Thüringer Mörderinnen: Frauenschicksale zwischen Liebe und Schafott ; 1859-1938, Kirschschlager Verlag, Arnstadt 2009,S. 60 Anm. 18.
- https://www.geocaching.com/geocache/GC4R7WP_rabenstein?guid=a5325855-9380-4051-9ce8-012ae11c1888
- http://www.suehnekreuze.eu/html/body_marburg.html
- Hessen Landtagswahl 2018
- https://gefaengnisseelsorge.net/todesstrafe
- Christina Bacher: Hinkels Mord, KBV, Hillesheim 2020. ISBN 978-3-95441-522-9
- Christina Bacher: Der letzte Rabensteiner In: Grenzenlos ermitteln, Solo Gemeiner Nr. 5, 23 Rätsel-Krimis, Messkirch 2013, ISBN 978-3-8392-1452-7