Ludwig Gruber (Grafiker)
Ludwig Gruber (* 4. September 1935 in Mainburg/Niederbayern) ist ein deutscher Erwachsenenbildner und Druckgrafiker.
Leben
1935 wird Ludwig Gruber in Mainburg/Niederbayern als drittes Kind der Damenschneidermeisterin Maria Gruber und des Bau- und Möbelschreiners Ludwig Gruber geboren. Als Neunjähriger wird er Augenzeuge des KZ-Todesmarsches durch Mainburg. Ein Häftling wird neben ihm niedergeschlagen und reglos weitergeschleift. Ab 1946 besucht er bis zur mittleren Reife das Gymnasium in Scheyern und die Realschule in Mainburg. Früh zeichnet er Landkarten, Stadtpläne und Schriften. 1952 macht er 18 Monate lang ein Praktikum am Vermessungsamt Abensberg. Dabei lernt er als Laienspieler den Bühnenbildner, Maler und Grafiker Ferdinand Kieslinger kennen, mit dem er Publikationen gestaltet.
1953 beginnt er ein Studium der Vermessungstechnik an der Staatsbauschule München, das er als Vermessungsingenieur abschließt. 1956 wird er Beamtenanwärter am Bayerischen Landesvermessungsamt München und wechselt später als Straßenplaner an das Straßenbauamt Rosenheim. 1958 heiratet er die Rosenheimerin Anna Barthuber (9.11.1929 – 31.5.2011). Aus der Ehe gehen sechs Kinder hervor.
1961 übernimmt er als Gründungsvorsitzender des Sozialseminars Rosenheim seine erste ehrenamtliche Tätigkeit in der Erwachsenenbildung (bis 1970). 1964 wird er als Sozialreferent und Landessozialsekretär der Christlich-Sozialen Arbeitnehmerschaft (CSA) in die Landesleitung berufen. Es beginnt eine langjährige Freundschaft mit Norbert Blüm und Heiner Geißler. Meinungsverschiedenheiten mit Franz Josef Strauß über die Paritätische Mitbestimmung führen 1969 dazu, dass er die Landesleitung verlässt und eine Ausbildung zum Entwicklungshelfer beginnt. 1970 geht er mit der ganzen Familie (damals 5 Kinder) als Leiter eines genossenschaftlichen Bildungsprojektes der Konrad-Adenauer-Stiftung nach Bolivien. Er beschäftigt sich intensiv mit den indigenen Kulturen.
Nach Deutschland zurückgekehrt übernimmt er 1971 die Leitung des Bildungswerks Rosenheim und damit auch die Verantwortung für den Bau des Bildungszentrums Rosenheim. Er arbeitet im Rosenheimer Forum für Städtebau und Umweltfragen in den Arbeitsfeldern Stadtentwicklung und Atomenergie mit und wird für 4 Jahre zu dessen Vorsitzenden gewählt. Gleichzeitig arbeitet er mit dem Maler und Grafiker Rainer Dillen zusammen und beginnt ab 1975 wieder aktiv zu malen und zu zeichnen.
1977 wird das Bildungszentrum in Rosenheim eingeweiht, dessen Leitung er bis zu seinem Renteneintritt 1998 ausübt. Im Verlauf dieser Zeit führt er viele Kunstausstellungen durch.1981 begegnet er dem Zeichner Paul Flora. Es beginnt eine langjährige Freundschaft. 1983 organisiert er nach einer dreiwöchigen Südafrikareise im Auftrag von MISEREOR die Wanderausstellung „Schwarze Kunst aus Südafrika“, die durch 24 deutsche Städte geht.
1988 stellt er zum 1. Mal eigene grafische Arbeiten in den Atelierräumen des Bildhauers Josef Hamberger aus. Eine Zeichnung wird durch die Stadt Rosenheim angekauft. Nach Eintritt in den Ruhestand macht er 1999 eine fünfwöchige „Kur“ auf der Insel Amrum, wo sich ihm die Tür zur Abstraktion öffnet. 2000 gibt er im Auftrag des Kulturamtes der Stadt Rosenheim das Buch „Josef Hamberger – Ein Bildhauerleben“ heraus. 2004 wird er zur Mitarbeit an der Neugestaltung der St. Nikolauskirche in Rosenheim eingeladen. Er gestaltet eine hebräische und eine griechische Schriftwand, elf Gewölbeschlussscheiben und weitere Schriftbilder. Zusammen mit dem Grafik-Professor Kunito Nagaoka aus Kyoto führt er die Ausstellung von sieben japanischen Gegenwartskünstlern in der Städtischen Galerie Rosenheim durch.
Als Autodidakt lernte Ludwig Gruber unter anderem bei Heinz Kaufmann (Rosenheim), Gerd Scheuerer (München), Eva Möseneder und Anton Drioli (Salzburg), Kunito Nagaoka (Kyoto) und Stefan Wehmeier (Fürstenfeld).
Reisen und Arbeitsaufenthalte in Bolivien, Südafrika, Brasilien (Amazonien), Israel, Chile (mit Feuerland), Peru, Kolumbien, Karibik (San Andres), Costa Rica, Nicaragua, Guatemala, Mexiko, Norwegen, Schweden, Finnland, Italien, Frankreich, Türkei, Schweiz, Niederlande, Tibet, Nepal, Ägypten, Polen.
Nach dem Tod seiner Ehefrau heiratet Ludwig Gruber 2018 die Diplom-Psychologin und Malerin Maria Wagner. Mit ihr lebt und arbeitet er in Vaterstetten bei München.
Ausstellungen
Rosenheim, Atelier Hamberger (1988); Rosenheim, Bildungszentrum (1996); Rosenheim, Stadtbibliothek (1997); Rosenheim, Städt. Museum (2000); Bad Aibling, (Kunstverein 2002); Salzburg, „English Elements“ (2005); Straubing, Vereinigung Bildender Künstler (2006); Prien, VHS (2007); Rosenheim, Kunstzeile (2008); Freising, Bildungszentrum (2008); München, Seidlvilla (2008); Rosenheim, Kleine Werkraumgalerie (2009); Bad Aibling, Kunstverein (2010); München, Abtei VENIO (2011, 2016, 2020); Heppenheim, Städt. Museum (2012); Welschbillig, Seminarhaus SCHMIEDE (2013); Germerode, Klosteranlage (2015); Leutkirch, Galerie zwischen Wetterstein und Bodensee (2018); München, Galerie im Bayer. Landesamt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung (2020). Beteiligung an Jahresausstellungen der Kunstvereine Rosenheim, Bad Aibling und Prien.
2016 fertigt Ludwig Gruber nach einem Konzerterlebnis einen aus 25 Teilen bestehenden Holzschnitt (335 x 270 cm) und nennt ihn „Mein kleines Universum“. Mit Texten aus dem Buch „Eine Hand voll Sternenstaub“ des Berner Schriftstellers Lorenz Marti stellt er ihn dreimal der Öffentlichkeit vor: In Rosenheim (2017), Leutkirch (2018) und in Baldham (2018).
Öffentliche Ankäufe
- Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München
- Stadt Rosenheim
- Stadt Bad Aibling
- Viking Linien Marieham/Aland (Finnland)
- Beiträge zur Neugestaltung der St. Nikolauskirche in Rosenheim
- Christuskirche Berchtesgaden
Veröffentlichungen
- Gruber, Ludwig (1988): Ich denke an Bolivien. Begegnungen mit der Welt der Aymara-Indianer. München: Pfeiffer.
- Gruber, Ludwig (Hg.) (2000): Josef Hamberger - ein Bildhauerleben. Arbeiten aus einem halben Jahrhundert. Unter Mitarbeit von Josef Hamberger. Rosenheim: Städtisches Museum.
- Gruber, Ludwig (2015): ZeitSpuren. Grafische Arbeiten aus 40 Jahren. 90 S.
- Gruber, Ludwig (2017): 4 Farbholzschnitt-Zyklen: entsprossen-ersonnen-gesponnen-verbunden. 60 S.
- Gruber, Ludwig (2020): Tanz der Asteroiden – 19 Farbradierungen und weitere Fragen zwischen Himmel und Erde.
- Gruber, Ludwig (2021): Weichenstellungen. Begegnungen mit Menschen, Kulturen und Landschaften. 240 S. Limitierte Auflage.
Auszeichnungen
- Dankeszeichen der Kath. Akademie in Bayern 1996
- Preisträger der Mitgliederausstellung des Kunstvereins Bad Aibling 2019
- Kulturpreis der Stadt Rosenheim 2021 (Die Preisverleihung wurde aus Gründen der Pandemie auf Mai 2022 verschoben.)
Weblinks
http://www.wachstums-impulse.de/ausstellungen/gruber.html
http://www.wachstums-impulse.de/pdf/bierl-kulturpreis-gruber.pdf