London Bridge is Falling Down
London Bridge is Falling Down ist ein traditioneller Kinderreim aus England. Die Hauptstrophe lautet
London Bridge is falling down,
Falling down, Falling down.
London Bridge is falling down,
My fair lady.
Der Reim wird von Kindern häufig als Singspiel verwendet, das in zahlreichen Formen mit zusätzlichen Strophen existiert. Die häufigste Variante ist, dass zwei Spieler mit den Armen einen Bogen bilden, während die anderen hindurchschlüpfen müssen. Der Bogen wird dann gesenkt, um einen der Spieler zu „fangen“. Dies gleicht dem Singspiel zum japanischen Kinderlied Tōryanse.
Geschichte
Die ältesten Hinweise auf den Reim erscheinen in einem Theaterstück aus dem Jahr 1659, erstmals mit Kindern in Verbindung gebracht wird er 1720. Der älteste bekannte Text erschien ca. 1744 in Tommy Thumb’s Pretty Song Book. Es ist allerdings wahrscheinlich, dass der Reim zu dieser Zeit bereits weit verbreitet war.
Der Reim nimmt möglicherweise Bezug auf historische Ereignisse, die Jahrhunderte zurückreichen. Im Jahr 1013 wurde die London Bridge durch den angelsächsischen König Æthelred II. und seinen norwegischen Verbündeten Olav II. Haraldsson niedergebrannt, um die Invasionstruppen des dänischen Königs Sven Gabelbart in mehrere Gruppen aufzuteilen. Das Ereignis wurde in der Saga des Olaf Haraldsson niedergeschrieben, einem Teil der um 1225 von Snorri Sturluson komponierten Heimskringla. Snorri zitiert ein Gedicht des norwegischen Skalden (Dichters) Ottar Svarte. Es enthält folgende Zeilen, die eine auffällige Ähnlichkeit mit dem Kinderreim aufweisen (Text in modernem Englisch):[1]
London Bridge is broken down.
Gold is won, and bright renown.
Shields resounding,
War-horns sounding,
Hild is shouting in the din!
Arrows singing,
Mail-coats ringing
Odin makes our Olaf win!
Die allgemein akzeptierte Variante nimmt jedoch wahrscheinlich auf das Jahr 1269 Bezug, als König Heinrich III. die Zollrechte der Brücke an Königin Eleonore de Provence übergab. Sie ist die “fair lady” (schöne Dame), die nachweislich ihrer Pflicht nicht nachkam, mit den Zolleinnahmen den Unterhalt der Brücke zu finanzieren.
Ähnliche Kinderreime und Singspiele lassen sich auch in anderen europäischen Ländern finden, beispielsweise Knippelsbro Går Op og Ned („Knippelsbrücke geht hoch und runter“) in Dänemark, pont chus aus dem 16. Jahrhundert aus Frankreich, Le porte aus dem 14. Jahrhundert aus Italien oder Die Magdeburger Brück aus Deutschland,[2] dessen Text folgender ist:[3]
„Ich wollte gern über die Magdeburger Brück:“
Die ist zerbrochen.
„Wer hat sie zerbrochen?“
Der Goldschmied, der Goldschmied
Mit seiner jüngsten Tochter.
„Laßt sie doch wieder bauen.“
Mit was denn?
„Mit Ketten und mit Stangen.“
Kriegt Alle durch, kriegt Alle durch,
Den letzten wollen wir fangen.
Bedeutung
Die genaue Bedeutung des Kinderreims ist unklar. Am offensichtlichsten ist es, dass es von den Schwierigkeiten handelt, die Themse zu überbrücken. Frühere Brücken wurden weggeschwemmt (“wash away”), bevor eine Brücke aus „Stein so stark“ (“stone so strong”) gebaut wurde. Es wird auch angenommen, dass die “fair lady”, die eingeschlossen wird (“locked up”) sich auf einen alten Brauch bezieht, bei dem eine verstorbene Jungfrau im Fundament der Brücke begraben wurde, um durch Magie das Bauwerk zu stärken. Allgemein ist jedoch die Theorie akzeptiert, dass sich der Kinderreim auf Königin Eleonore bezieht.
Text
Der Text lautet in der Originalversion wie folgt:
Englisches Original London Bridge is falling down, |
Deutsche Übersetzung London Bridge bricht zusammen, |
- Anmerkung: 'fair' hat mehrere Bedeutungsebenen, mit denen hier durchaus bewusst gespielt worden sein könnte -- unter anderem heißt es auch 'gerecht', 'anständig', was im Blick auf den vermuteten historischen Hintergrund zu der Aufforderung an Königin Eleonore passen würde, ihren Pflichten nachzukommen.
Alternative Strophen
Englisches Original We must build it up again, |
Deutsche Übersetzung Wir müssen sie wieder aufbauen, |
Rezeption
Einzelnachweise
- Heimskringla or The Chronicle of the Kings of Norway Saga of Olaf Haraldson Part I
- I. Opie, P. Opie: The Oxford Dictionary of Nursery Rhymes. 2. Auflage. Oxford University Press, Oxford 1997, ISBN 0-19-860088-7, S. 270–276.
- Karl Simrock: Das deutsche Kinderbuch. Altherkömmliche Reime Lieder Erzählungen Uebungen Räthsel und Scherze für Kinder (= Die deutschen Volksbücher. Band 8). 2. Auflage. Heinrich Ludwig Brönner, Frankfurt am Main 1857, S. 202 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).