Loïc Wacquant
Loïc Wacquant (* 1960 in Montpellier) ist ein französischer Soziologe, der als Professor an der University of California, Berkeley lehrt und zudem am Centre de sociologie européenne (CSE) in Paris forscht.
Leben
Wacquant legte 1977 das Bachelor-Examen am Lycée Joffre in Montpellier ab[1], danach studierte er bei William J. Wilson an der University of Chicago und machte 1986 das Master-Examen. Nach einem Forschungsaufenthalt auf der südpazifischen Insel Neukaledonien[2] wurde er 1993 in Chicago zum PH.D. promoviert. 1997 war er MacArthur Fellow und erwarb einen zweiten Doktortitel an der École des Hautes Études en Sciences Sociales in Paris. Wacquant arbeitete zwei Jahrzehnte mit Pierre Bourdieu zusammen, erst als Student, dann als enger Mitarbeiter.[3] Er lehrte an verschiedenen Universitäten als Gastprofessor, zuletzt (2016/17) als Pitt Professor der University of Cambridge.[4]
Seine Forschungen als teilnehmender Beobachter unter Nachwuchsboxern in einem Trainingszentrum im urbanen Ghetto von Chicago verarbeitete er später in dem Buch Body and Soul: Notebooks of an Apprentice Boxer (dt. Leben für den Ring. Boxen im amerikanischen Ghetto).[5]
Wacquants zentrale Forschungsgebiete sind urbane Ungleichheiten, das amerikanische Ghetto, das französische Banlieue, das Gefängnis und der Rassismus. Er versucht, die Soziologie Bourdieus für die sozialwissenschaftliche Stadtforschung zu erschließen.[6]
Der Wissenschaftler ist überdies Mitbegründer und Herausgeber des interdisziplinären Forschungsjournals Ethnography und war von 1994 bis 2004 ständiger Essayist und Kolumnist für Le Monde diplomatique. Außerdem gehört er zum Herausgeberkreis der Zeitschrift Actes de la recherche en sciences sociales.[7]
Schriften in deutscher Übersetzung
- Pierre Bourdieu (Mitautor): Reflexive Anthropologie. Suhrkamp, Frankfurt a. M. 1996 (franz. 1992).
- Elend hinter Gittern. UVK Verlagsgesellschaft, 2000 (franz. 1999). ISBN 978-3-89669-952-7.
- Leben für den Ring. Boxen im amerikanischen Ghetto. UVK Verlagsgesellschaft, 2003 (franz. 2001). ISBN 978-3-89669-788-2.
- Das Janusgesicht des Ghettos und andere Essays, Berlin: Birkhäuser, 2006. ISBN 978-3764374617.
- Bestrafen der Armen: Zur neoliberalen Regierung der sozialen Unsicherheit, aus dem Französischen von Hella Beister; Opladen, Berlin, Toronto: Budrich UniPress, 2009. ISBN 978-3-8474-0121-6.
- Die Verdammten der Stadt. Eine vergleichende Soziologie fortgeschrittener Marginalität, aus dem Englischen von Alexander Frings. Springer VS, Wiesbaden 2017, ISBN 978-3-658-02679-0 (Rezension von Anja Schwanhäußer, Ghettos, Banlieues und territoriales Stigma. In: sub\urban, Band 5, Heft 3, 176–180, 2017).
Auszeichnungen
- 1997: MacArthur Foundation Genius Grant (235,000 Dollar Preisgeld)[8]
- 2009: Lewis Coser Award der American Sociological Association[9]
Weblinks
Belege
- Angaben zur Vita beruhen, wenn nicht anders belegt, auf: MacArthur Fellows Program, Loic Wacquant, Sociologist, Class of 1997
- Angabe der University of California, Berkeley
- Angabe der University of Cambridge
- Current Honorary, Pitt and Bolivar Professors, University of Cambridge
- Leben für den Ring, Perlentaucher-Rezensionen
- Loïc Wacquant: Mit Bourdieu in die Stadt. Relevanz, Prinzipien, Anwendungen, sub\urban. zeitschrift für kritische stadtforschung, Heft 1/2, 2017.
- Actses de la recherche en sciences sociales: Ours (französisch).
- University of Chicago Faculty Member, Recent Alumnus Win “Genius Grants”, University of Chicago, News Office, 17. Juni 1997
- Coser Award 2009, abgerufen am 17. März 2017.