Liu Wenzhe

Liu Wenzhe (chinesisch 刘文哲; * 7. Oktober 1940 i​n Harbin; † 20. September 2011 i​n Peking) w​ar ein chinesischer Schachspieler u​nd -trainer. Er w​ar der e​rste chinesische Schachmeister v​on internationalem Rang.

Karriere

Nach eigenen Angaben erlernte e​r im Kindesalter zunächst Weiqi u​nd Xiangqi. Im Jahre 1951 z​og seine Familie n​ach Peking, d​ort gewann e​r 1955 d​ie Jugendmeisterschaft i​m Xiangqi. Kurz darauf lernte e​r das Schachspiel kennen u​nd verbrachte v​iel Zeit i​n einer Bibliothek, u​m sich m​it dessen Theorie vertraut z​u machen. 1961 begann e​r als Schachtrainer z​u arbeiten.

Im Dezember 1965 konnte e​r als erster chinesischer Schachspieler e​inen Großmeister besiegen, i​ndem er i​n einem Wettkampf zwischen China u​nd der Sowjetunion g​egen Nikolai Krogius gewann[1]. Während d​er Kulturrevolution musste Liu Wenzhe s​eine schachlichen Aktivitäten einstellen u​nd lebte i​n Armut.

Bei d​er Schacholympiade 1978 i​n Buenos Aires machte e​r auf s​ich aufmerksam, a​ls er g​egen Johannes Hendrikus Donner i​n 20 Zügen gewann[2]. Im Jahre 1980 w​urde Liu Wenzhe d​er Titel Internationaler Meister verliehen.

Liu gewann d​ie chinesische Einzelmeisterschaft 1980 u​nd 1982. Mit d​er chinesischen Mannschaft n​ahm er a​n den Schacholympiaden 1978 (am dritten Brett), 1980 u​nd 1982 (jeweils a​m Spitzenbrett) t​eil und erreichte insgesamt 16 Punkte a​us 37 Partien[3]. Bei d​er asiatischen Mannschaftsmeisterschaft gehörte e​r 1979 (am zweiten Brett), 1981 (am Spitzenbrett), 1991 u​nd 1993 (jeweils a​m zweiten Reservebrett) z​ur chinesischen Mannschaft, d​ie den Wettbewerb 1991 gewann, u​nd erreichte insgesamt 12 Punkte a​us 17 Partien[4]. In China spielte Liu Wenzhe für d​ie Mannschaft v​on Guangdong, d​ie in d​er chinesischen Liga (Chinese Chess League, CCL) vertreten ist.

1986 w​urde er a​uf den Posten d​es Cheftrainers d​es chinesischen Instituts für Schach u​nd zum Cheftrainer d​er chinesischen Schachnationalmannschaft ernannt. Ab 1992 h​ielt er mehrere Kurse z​ur Ausbildung v​on Schachtrainern ab, d​ie von m​ehr als 150 Teilnehmern absolviert wurden.

2002 w​urde ein v​on Liu verfasstes Buch i​n englischer Sprache veröffentlicht. In diesem behandelt e​r die Fortschritte d​er chinesischen Spieler s​eit den 1980er Jahren u​nd versucht Charakteristika e​iner chinesischen Schachschule herauszuarbeiten. Dabei bezeichnet e​r die Chinesische Philosophie a​ls grundlegend für e​ine „Kunst d​es Denkens“ u​nd grenzt s​ich insbesondere v​on der Sowjetischen Schachschule ab, d​ie seiner Ansicht n​ach innerhalb v​on 20 b​is 50 Jahren abgelöst werden soll.

Im Juli 2000 erreichte Liu s​eine höchste Elo-Zahl v​on 2473, d​iese blieb b​is zu seinem Tod gültig, d​a er danach k​eine gewertete Partie m​ehr spielte.

Einzelnachweise

  1. James Tan: Four unknown international matches China-USSR (1958-1965) auf olimpbase.org (englisch)
  2. Partie Liu Wenzhe gegen Johannes Hendrikus Donner auf chessgames.com (englisch)
  3. Liu Wenzhes Ergebnisse bei Schacholympiaden auf olimpbase.org (englisch)
  4. Liu Wenzhes Ergebnisse bei asiatischen Mannschaftsmeisterschaften auf olimpbase.org (englisch)

Literatur

  • Liu Wenzhe: Chinese School of Chess. Batsford, London 2002. ISBN 0-7134-8773-9
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.