Literaturhaus Hamburg
Der Literaturhaus Hamburg e.V. ist eine kulturelle Institution in Hamburg-Uhlenhorst. Der Trägerverein Literaturhaus e.V., 1985 von Hamburger Bürgerinnen und Bürgern gegründet, widmet sich der Literaturvermittlung und der Organisation literarischer Veranstaltungen. In der historischen Stadtvilla haben neben dem Literaturhaus e.V. das Literaturzentrum (Literaturzentrum e.V. Hamburg) und der Börsenverein des Deutschen Buchhandels Landesverband Nord e.V. ihren Sitz, außerdem befindet sich darin das Literaturhauscafé und die Buchhandlung Samtleben.
Das Literaturhaus Hamburg ist Mitglied im Netzwerk literaturhaus.net[1] und vergibt seit 2002 gemeinsam mit den Partnerhäusern den Preis der Literaturhäuser.
Veranstaltungen und Tätigkeiten
Das Literaturhaus Hamburg richtet jährlich an die 100 Veranstaltungen internationaler und nationaler Gegenwartsliteratur aus – Lesungen, Podiumsdiskussionen, Gesprächsrunden oder literaturhistorische Abende. Reihen wie das Philosophische Café, die Literatursoirée, das Gemischte Doppel oder März & Moritz & 1 Gast bestimmen das Programm ebenso wie die zahlreichen Einzelveranstaltungen. Alle zwei Jahre finden die Nordischen Literaturtage statt, einmal jährlich die Graphic Novel Tage sowie HIGH VOLTAGE – Frühjahrslesetage Hamburg. Das Literaturhaus ist Mitveranstalter des Hamburger Krimifestivals. Der Literaturhaus e.V. verleiht außerdem jährlich den Mara-Cassens-Preis für den besten deutschsprachigen Debütroman.
Das Kinder- und Jugendprogramm läuft unter dem Titel Junges Literaturhaus und besteht aus verschiedenen Reihen, die jeweils unterschiedliche Altersgruppen ansprechen. Dazu gehören Veranstaltungen mit Schulklassen wie der Schulhausroman oder das Graphic-Novel-Projekt Comixx mit Klasse, Schreibwerkstätten wie das Schreiblabor, sowie Lesungsformate. Der Literaturhaus Hamburg e.V. versteht sich dabei als Vermittler von Literatur für alle jungen Menschen, besonders auch solche aus lernschwachen Verhältnissen oder mit Migrationshintergrund.
Leitung
Christina Weiss war die erste Programmleiterin. Von 1992 bis 2005 übernahm die Autorin, Dramaturgin und Literaturwissenschaftlerin Ursula Keller die Leitung der Programm- und Veranstaltungsgestaltung des Literaturhauses Hamburg. Seit 2005 ist der Germanist, Literaturkritiker und Autor Rainer Moritz Programmleiter und Geschäftsführer des Literaturhauses.
Geschichte des Gebäudes
Von 1837 bis 1923
1837 erwarb August Abendroth das Gelände, auf dem sich die Villa an der Außenalster befindet, rund um das Gut Uhlenhorst von der Hamburger Kämmerei. Als 1853–58 ein Verbindungsweg zwischen St. Georg und Uhlenhorst entstand, der so genannte Schwanenwik, teilte Abendroth sein Gut in mehrere Parzellen und bot sie zum Verkauf. 1864 erwarb der Tischler Heinrich Friedrich Christian Stuckenberg eine dieser Parzellen, teilte sie in zwei Grundstücke auf und verkaufte diese jeweils an den Architekten Jean David Jolasse (Hausnr. 37) und den Maurermeister Johann Georg Friedrich Haller (Hausnr. 38), die die Grundstücke bebauten und weiterverkauften. So erstand der Kaufmann C.N. Fraeb Hallers spätklassizistische Reihenhausvilla, die am neu benannten ,Schwanenwik' (1888; bisher ,An der schönen Aussicht') lag. Im Jahr 1889 wechselte der Besitz erneut den Eigentümer: Der Bankier Adolph von Pein erwarb Haus und Grundstück und ließ den Gartensaal von den Architekten Kraus und Minck zum Musizieren und für Feste anbauen.[2] Nach dem Tod von Adolph von Pein (1896) bewohnte dessen Frau Maria Louise Wilhelmine weiterhin den Schwanenwik Nr. 38 bis zum Jahr 1908, bis der Besitz abermals wechselte; diesmal zu Franz Justus Krieg, der neben seinen Wohnräumen hier die „Heilgymnastische Privatanstalt Dr. Krieg“ betrieb und ab 1915 mit dem Hauptausschuss für Körpererziehung e. V. (1915) und dem Radiologen Hermann Holthusen (1923) als Untermieter logierte.[3]
Von 1924 bis 1957
Von 1924 bis 1938 nutzte die Hamburger Bewegungschöre Labanschule, eine Tanzschule des Ungarn Rudolf von Laban, unter Leitung von Albrecht Knust, ab 1934 Lola Rogge, den Gartensaal. 1937 erfolgte wurde auf Anordnung der Nationalsozialisten, die Laban-Schule in Lola-Rogge-Schule umbenannt. 1938 verkaufte Krieg sein Haus an die Stadt Hamburg zur Nutzung als Mädchenheim, sodass die Lola-Rogge-Schule ihre Räumlichkeiten verlassen musste. 1939 wurde im Schwanenwik Nr. 38 ein ,Wohnheim für weibliche Lehrlinge, Durchgangsheim für gefährdete weibliche Jugendliche und Schutzhaftstelle für Aufgegriffene' eröffnet. Im Jahr 1941 wurde zudem das Nebenhaus, Schwanenwik Nr. 37, nach der Enteignung der jüdischen Besitzer als Mädchenheim genutzt, wodurch sich die Kapazität der Einrichtung auf 100 Schlafplätze erweiterte. Im Zweiten Weltkrieg dienten beide Häuser als Notunterkunft für ausgebombte Parteimitglieder. Im Mai 1945 beschlagnahmten britische Militärbehörden das Heim zunächst, gaben es aber im Sommer wieder frei, so dass das Durchgangsheim für Mädchen die Arbeit im Herbst wieder aufnehmen konnte.[4]
Von 1958 bis 1985
1958 ging das Grundstück Nr. 37 wieder in den Besitz der enteigneten Eigentümer aus der UdSSR über. 1985 ging die Zeit des Mädchenheims nach mehr als 45 Jahren zu Ende. Die Einrichtung wurde geschlossen und ihre Bewohnerinnen auf die übrigen Hamburger Heime verteilt. Das Haus stand daraufhin zwei Jahre leer und verkam zusehends.[5]
Neubestimmung des Gebäudes
Der Einzug des neu gegründeten Literaturhaus e.V. bewahrte das Gebäude vor weiterem Verfall. Nach Jahren der Abriegelung öffnete sich das Haus für die Öffentlichkeit. Gerd Bucerius erwarb das Gebäude für die ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius und stellte es dem Literaturhaus e.V. mietfrei zur Verfügung. Überdies trug die Stiftung erhebliche Anteile der Renovierungskosten. 2,7 Millionen DM steuerte die Stadt Hamburg bei. Für den laufenden Betrieb spendete ein ungenannter Mäzen eine weitere Million DM. Am 12. September 1989 wurde das Literaturhaus Hamburg feierlich eröffnet.[6]
Weblinks
Einzelnachweise
- literaturhaus.net – Das Netzwerk deutschsprachiger Literaturhäuser. Abgerufen am 26. März 2020 (deutsch).
- Private Ballsäle waren im ausgehenden 19. Jahrhundert weit verbreitet. In Hamburg sind nur noch zwei von ihnen erhalten: der wiederaufgebaute Spiegelsaal im Museum für Kunst und Gewerbe sowie eben der Saal des Literaturhauses.
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