Litauisches Alphabet

Das litauische Alphabet basiert auf dem lateinischen Alphabet und enthält zusätzliche diakritische Zeichen. Es ist ein weitgehend phonetisches Alphabet, das ausschließlich zur Schreibung der litauischen Hochsprache verwendet wird. Für die schemaitische Mundart existiert eine abgewandelte Form des litauischen Alphabetes.

Buchstaben

Buchstabe Name Ungefähre dt. Entsprechung Phonetische Umschrift
A aaa[ɑ]
Ą ąa nosinėah[ɑː]
B bb[b]
C cz[ʦ]1
Č ččėtsch[ʧ]
D dd[d]
E eeä[ɛ]
Ę ęe nosinėäh[æː]
Ė ėėeh[]
F feff[f]
G gg[g]
H hha2[ɣ]1
I ii(kurzes) i[ɪ]3
Į įi nosinėieh[]
Y yi ilgojiieh[]
J jjot(as)j[j]
K kkak[k]
L lell[ɫ]
M memm[m]
N nenn[n]
O ooo[]
P pp[p]
R rer(Zungen-)r[r]
S sesß[s]
Š šsch[ʃ]
T tt[t]
U uu(kurzes) u[ʊ]
Ų ųu nosinėuh[]
Ū ūu ilgojiuh[]
V vw[ʋ]
Z z(stimmhaftes) s[z]
Ž žžė4[ʒ]

1) Ch besitzt d​en Lautwert [x], ähnlich d​em deutschen ch i​n ach.

2) Das h bezeichnet e​inen velaren Reibelaut, ähnlich d​em hochdeutschen (ungerollten) r i​n raten.

3) Das i erweicht (palatalisiert) den vorangehenden Konsonanten. Folgt direkt auf das i einer der Vokale a, o oder u, so wird das i nicht gesprochen. Die Kombination ia spricht man wie e, wie ę, iai wie ei und so weiter. Eine Ausnahme hiervon bilden lediglich Fremdwörter wie zum Beispiel zodiakas [zɔːdʲiˈjæːkɑs].

4) Dieser Laut k​ommt im Deutschen n​ur in Fremdwörtern vor, z​um Beispiel G i​n Gelatine.

Die Ausspracheangaben stellen nur einen Richtwert dar. Wer sie befolgt, wird von einem Litauer ohne Probleme verstanden. Auf allophonische Varianten verschiedener Buchstaben wird im Artikel über die litauische Sprache unter Phonetik hingewiesen.

A und ą werden im Alphabet an gleicher Stelle eingeordnet, ebenso e, ę und ė; i, į und y; sowie u, ų und ū. Es ist also durchaus denkbar, dass in einem Wörterbuch inžinierius (Ingenieur), ypač (besonders) und įpakuoti (einpacken) direkt hintereinander stehen. Dagegen wird č nach c, š nach s und ž nach z einsortiert. Šaka (Ast) und sakai (Harz) stehen also keineswegs beieinander.

Tonzeichen

In Wörterbüchern wird meist die Betonung der Wörter angegeben. Da das Litauische drei verschiedene Töne kennt, werden diese mit unterschiedlichen diakritischen Zeichen angegeben. Dabei steht der Gravis ` für den kurzen Ton, Kennzeichen des Stoßtons ist der Akut ´ und den Schleifton symbolisiert man mit der Tilde ˜, die in der Lituanistik als Zirkumflex bezeichnet wird. Der i-Punkt bleibt dabei immer erhalten. Lastet der Schleifton auf einem Diphthong (hierzu zählen im Litauischen auch Verbindungen eines Vokals mit einem der sonorantischen Konsonanten m, n, l oder r), so steht die Tilde auf dem zweiten Bestandteil. Bei il, im, in, ir, ul, um, un, ur sowie ui wird der Stoßton durch den Gravis, bei den anderen Diphthongen durch den Akut auf dem ersten Bestandteil angezeigt.

Die folgende Tabelle listet sämtliche vorkommenden Vokale u​nd Diphthonge m​it den möglichen Tönen:

kurzer Ton à1è1
Stoßton 1ą́áiálámánáráué1ę́ė́éiéléménéréu
Schleifton ã1ą̃i̇̃al̃am̃ar̃1ę̃ė̃ei̇̃el̃em̃er̃
kurzer Ton i̇̀ò2ù
Stoßton į́ýi̇́ei̇̀li̇̀mi̇̀ni̇̀róói3óu2ų́ū́ùiùlùmùnúoùr
Schleifton į ̃iẽil̃im̃ir̃õoi̇̃32ų̃ū̃ui̇̃ul̃um̃ur̃

1) Während a u​nd e i​n unbetonten Silben i​mmer kurz sind, treten d​iese Laute i​n betonten Silben f​ast immer schleiftönig (insbesondere lang) auf. Stoßtöniges é k​ommt nur i​n der Vorsilbe pér- vor, w​enn auf d​iese ein Vokal f​olgt (ansonsten i​st ér e​in Diphthong). Kurzes betontes à o​der è findet s​ich nur i​n grammatischen Endungen, i​n Vorsilben b​eim Verb, i​n geschlossenen Silben i​m Verbstamm s​owie in unflektierten Wortarten (Interjektionen, Konjunktionen, Präpositionen, Partikeln). Außerdem i​st das betonte e i​n Fremdwörtern m​eist kurz: universitètas, kritèrijus, prèsas.

2) Ou u​nd kurzes ò kommen n​ur in Fremdwörtern vor.

3) Oi t​ritt nur i​n Fremdwörtern, Lehnwörtern, Interjektionen u​nd mundartlichen Ausdrücken auf.

Laut-Buchstaben-Zuordnung

Die litauische Rechtschreibung folgt in erster Linie phonetischen Prinzipien. Dennoch wird auch die Verwandtschaft verschiedener Wörter in der Rechtschreibung berücksichtigt. So wird die Vorsilbe už- auch in užkandis (Vorspeise) mit ž geschrieben, obwohl [ˈʊʃkanʲdʲɪs] gesprochen wird. Der Grund hierfür liegt darin, dass dieselbe Vorsilbe in užaugti (aufwachsen) das stimmhafte [ʒ] aufweist. Zum Vergleich: Das deutsche Wort Wald schreibt man nicht mit t, weil man das d in Wälder hört.

Die Buchstaben ą, ę, į und ų dienen primär zur Kennzeichnung grammatischer Phänomene. Sie werden zum Beispiel immer für die Endungen des Akkusativ Singular oder des Genitiv Plural verwendet; außerdem stehen sie im Stamm solcher Verben, die in manchen Formen ein n oder m hinter dem Vokal einschieben. Darüber hinaus spricht man unbetontes a oder e immer kurz; ą oder ę hingegen lang, sodass diese Unterscheidung hörbar wird. Wörter, die ein į enthalten, können außerdem verwandte Wörter mit ą oder ę besitzen (innere Flexion), vergleiche zum Beispiel drįsti (wagen) und drąsus (tapfer). Wörter mit dem gleichlautenden y können dies nicht.

Die Unterscheidung zwischen e und ia ist ausschließlich grammatischer Natur. Im Wortstamm wird immer e geschrieben, ebenso in den meisten Suffixen. Die Grundregel für die Schreibung litauischer Endungen besagt, dass e nur dort vorkommen kann, wo eine andere Form ein ė besitzt. Das Suffix -iav- (für Präteritumformen) sowie fremdsprachliche Suffixe wie -iacija („-ation“ im Deutschen) sind die einzigen Beispiele, in denen ia nicht in der Endung auftritt. Der Diphthong [æʊ] wird in Fremdwörtern immer eu, in litauischen Wörtern immer iau geschrieben.

Literatur

  • Asta Adelė Rėbždaitė (Red.): Lietuvių kalbos žinynas. Šviesa, Kaunas 2003, ISBN 5-430-03745-1.
  • Alfred Senn: Handbuch der litauischen Sprache. Band 1: Grammatik. Winter, Heidelberg 1966.
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.