Liste der Präpositionen im Neugriechischen

Welche Wörter z​u den Präpositionen d​es Neugriechischen z​u zählen sind, i​st aus mehreren Gründen umstritten. Im Allgemeinen s​ind damit w​ie im Deutschen indeklinable Wörter o​der Wortfolgen gemeint, d​ie eine Nominalphrase regieren u​nd dieser e​inen Kasus zuweisen.

Schwierigkeiten bei der Definition der Präpositionen im Neugriechischen

In d​er einschlägigen Literatur finden s​ich Listen m​it meist 14 b​is 39, i​n Einzelfällen a​uch mit w​eit über hundert Präpositionen u​nd präpositionalen Ausdrücken. Diese großen Unterschiede ergeben s​ich aus verschiedenen Problemstellungen, d​ie aus wissenschaftlicher Sicht n​icht immer eindeutig z​u lösen sind:

  • Rolle der altgriechischen und hochsprachlichen Präpositionen: Zahlreiche ursprünglich altgriechische Präpositionen sind im heutigen Griechisch in Gebrauch; einige sehr häufig und auch produktiv, andere nur selten und fast ausschließlich in festen, aus der Hochsprache übernommenen Phrasen. Die Frage, ob auch letztere als neugriechische Präpositionen (oder als „Präpositionen im Neugriechischen“) klassifiziert werden können, ist umstritten.
  • Wortartgrenzen zwischen Präpositionen und Adverbien, Konjunktionen, Partikeln: Nicht immer kann ein Wort eindeutig einer Wortart zugeteilt werden, da viele Wörter im Neugriechischen (κατόπιν, πάνω, πριν u. v. a.) sowohl als Präposition als auch als Adverb (Konjunktion, Partikel) verwendet werden können. Traditionell werden diese Wörter von Neugriechisch-Grammatiken meist nicht als Präpositionen bezeichnet, was aber ihrem eindeutig präpositionalen Gebrauch entgegensteht.
  • Einfache und zusammengesetzte Präpositionen: Nicht nur die traditionell als Präpositionen klassifizierten Wörter, sondern auch Wortfolgen aus zwei oder mehr Einzelbestandteilen weisen präpositionale Eigenschaften und Gebrauch auf (siehe unten). Es ist umstritten, ob und wenn ja, welche derartigen Wortfolgen als vollwertige Präpositionen klassifiziert werden können.

Die Präpositionen des Neugriechischen in der Darstellung der wissenschaftlichen Literatur

Minimal-Listen

Die kürzesten Listen umfassen etwa 14 Präpositionen, nämlich die aus dem Altgriechischen ererbten αντί, από, κατά, μετά, μέχρι, παρά, προς, ως (έως), χωρίς[1] sowie die jüngeren, volkstümlichen Bildungen για, δίχως, ίσαμε, με, σε. Zusätzlich zu diesen 14 werden meist auch noch einige altgriechische Präpositionen aufgezählt, die nicht mehr produktiv, sondern nur in festen Phrasen vorkommen, wie zum Beispiel ανά, άνευ, διά, εκ/εξ, εν, επί, περί, προ, συν, υπέρ, υπό. Dies ist jedoch aus mehreren Gründen problematisch: Einerseits werden manche altgriechische Präpositionen wie περί, επί, υπέρ, υπό in einem gehobenen neugriechischen Sprachstil, aber auch in der gesprochenen Gegenwartssprache vereinzelt auch produktiv verwendet; andererseits kommen Präpositionen wie εν tatsächlich nur in bestimmten festen Phrasen vor und werfen die Frage auf, inwieweit es hier gerechtfertigt und sinnvoll ist, von „neugriechischen Präpositionen“ zu sprechen.
Listen wie diese haben meist ein kanonisches Verständnis von der Wortart „Präposition“ im Griechischen und erachten diese als geschlossene Klasse.

Erweiterte Präpositionenlisten

Längere Listen berücksichtigen n​eben den o​ben genannten a​uch eine Reihe v​on zusätzlichen Wörtern:

  • Wörter, die im Altgriechischen oder der Katharevousa noch Vertreter anderer Wortarten waren, nun jedoch als (denominale) Präpositionen verwendet werden und in ihren Eigenschaften mit diesen identisch sind: μέσω und λόγω beispielsweise sind historisch-morphologisch gesehen Dativformen der Substantive το μέσον bzw. ο λόγος; in ihrer heutigen Form sind sie indeklinabel und können nie alleine stehen, sie benötigen immer ein Genitiv-Komplement. Insofern unterscheiden sie sich nicht von den klassischen Präpositionen und können folglich auch als Präpositionen betrachtet werden. Sie entstammen zwar der Hochsprache, sind jedoch mittlerweile ins Neugriechische voll integriert und werden auch in der gesprochenen Sprache verwendet. Auch ehemalige Adjektive (ενώπιον) oder Präpositionalphrasen (εξαιτίας), die heute als eigenständige Präpositionen beschrieben werden können, zählen hier dazu.
  • Wörter, die sowohl als Adverb, als auch als Präposition verwendet werden können. Hierzu zählen γύρω, δίπλα, κοντά, μαζί, μακριά, μέσα, μπροστά, πάνω, πίσω, πλάι, εντός, κατόπιν, μεταξύ, ερήμην, δυνάμει, εκτός, ανατολικά, βόρεια, δυτικά, νότια, αριστερά, δεξιά und andere.
  • Wörter, die traditionell meist als Adverbien klassifiziert wurden und/oder aufgrund ihrer Seltenheit oder Gelehrtheit in neugriechischen Grammatiken überhaupt nicht berücksichtigt werden, jedoch in präpositionaler Funktion vorkommen: εκατέρωθεν, εκείθεν, έναντι, εντεύθεν, μακράν, πέραν, πέριξ, πλησίον u. a.

Zusammengesetzte Präpositionen

Eine weitere, umfangreiche Gruppe von Phrasen, die von der griechischen Sprachwissenschaft mitunter als gleichberechtigte Präpositionen erachtet werden, sind die zusammengesetzten oder komplexen Präpositionen. Da in der Entwicklung vom Altgriechischen über das hellenistische Griechisch und das mittelalterliche Griechisch hin zum Neugriechischen zahlreiche Präpositionen ihre ursprünglich lokale Bedeutung zugunsten übertragener Bedeutungen verloren haben, und da auch die Kasusopposition, also die Koexistenz mehrerer bedeutungsunterscheidender Kasusrektionen bei einer Präposition, immer weiter abgebaut wurde, fielen zahlreiche Möglichkeiten weg, elementare räumliche Beziehungen wie auf, vor, unter auszudrücken. Um diesen Mangel zu kompensieren, kombinierte man Raumadverbien mit den primären Präpositionen από und σε:
πάνω (oben, oberhalb) + από (von, aus) > πάνω από (über).
Es lässt sich nachweisen, dass die meisten dieser komplexen Präpositionen mittlerweile nicht mehr aus zwei weiterhin selbständigen Bestandteilen zusammengesetzt sind, sondern eine neue, grammatikalisierte Einheit bilden, in der die Präposition από/σε ihre ursprüngliche Bedeutung verloren hat und vom vorausgehenden Adverb semantisch nicht mehr zu trennen ist. Doch gilt dies nicht überall dort, wo ein Raumadverb neben einer primären Präposition steht: κάτω σε (unten in) gilt beispielsweise nicht als zusammengesetzte Präposition, da hier beide Bestandteile weiterhin selbständig sind und lediglich nebeneinander stehen, ohne jedoch eine neue Einheit zu bilden. Weitere zusammengesetzte Präpositionen, deren präpositionaler Charakter in der Sprachwissenschaft umstritten ist, sind κατά μήκος, σύμφωνα με, κόντρα σε, εις βάρος, σε σύγκριση με, εν αναφορά προς und viele andere.

Kategorisierungsmodelle

In d​er Literatur finden s​ich zahlreiche verschiedene Ansätze, d​ie Präpositionen d​es Neugriechischen z​u kategorisieren. Folgende Ordnungsmodelle zählen z​u den häufigsten:

  • Alphabetisch
  • nach Silbenzahl (einsilbige, zweisilbige, dreisilbige). Die Kategorisierung nach der Silbenzahl ist die älteste überhaupt, da sie erstmals vom altgriechischen Grammatiker Dionysios Thrax angewandt wurde, von dem das grammatikalische Konzept der Präposition stammt.
  • ursprünglich altgriechische versus rein neugriechische Präpositionen
  • produktiv verwendete versus unproduktive Präpositionen
  • nach der Kasusrektion (Präpositionen mit Genitiv, mit Dativ, mit Akkusativ)
  • einfache versus zusammengesetzte Präpositionen

Die a​uf das Altgriechische bezogene Unterscheidung zwischen „echten/eigentlichen“ u​nd „unechten/uneigentlichen“ Präpositionen, a​lso solchen, d​ie auch a​ls Verbpräfixe fungieren können u​nd solchen, b​ei denen d​ies nicht möglich ist, i​st heute obsolet u​nd von r​ein historischem Interesse.

Liste der Präpositionen im Neugriechischen

Legende: Eingeklammerte Kasusrektionen u​nd Bedeutungen beziehen s​ich nur a​uf unproduktive Verwendungen i​n festen Phrasen. Der Zusatz „u.a.“ b​ei der Bedeutung i​m Deutschen g​ibt an, d​ass die jeweilige Präposition s​ehr vielfältig gebraucht w​ird und j​e nach Kontext i​m Deutschen m​it einer Vielzahl v​on Wörtern wiedergegeben werden kann.

Einfache Präpositionen

Diese Tabelle enthält n​ur „eindeutige“ Präpositionen – k​eine Adverbien, d​ie auch präpositional verwendet werden können. Einige s​ehr seltene Wörter (απουσία, δίκην, συνεπεία, πλην u. a.), d​ie als Präpositionen beschrieben werden können, s​ind ebenfalls n​icht in d​er Liste enthalten.

Präposition Transkription Kasusrektion Bedeutung im Deutschen Auch als
Verbpräfix
produktive
präpositionale
Verwendung[2]
ανά aná Akkusativ über ... hin; pro, je ja selten
άνευ ánef (Genitiv) ohne nein nein
αντί andí Akkusativ, Genitiv statt, anstatt; um, für (Preis) ja ja
από apó Akkusativ, (Genitiv) von, seit, ab, aus; als (Komparativ) u. a. ja ja
βάσει vási Genitiv auf Grundlage nein ja
για gia Akkusativ für, wegen, über (Bezug) u. a. nein ja
διά diá (Genitiv, Akkusativ) durch; für, wegen ja nein
διαμέσου diamésou Genitiv mittels nein ja
δίχως díchos Akkusativ ohne nein ja
εις, ες is, es (Akkusativ) nach, zu u. a. ja nein
εκ, εξ ek, ex (Genitiv) aus, von ja ja
εκτός ektós Genitiv außerhalb nein ja
ελλείψει ellípsi Genitiv mangels nein ja
εν en (Dativ) in ja nein
έναντι énandi Genitiv gegen, für nein ja
εναντίον enandíon Genitiv gegen nein ja
ένεκα, ένεκεν éneka, éneken Genitiv aufgrund, causa nein selten
ενόψει enópsi Genitiv angesichts nein ja
εντός entós Genitiv innerhalb nein ja
ενώπιον enópion Genitiv vor, vor dem Angesicht nein selten
εξαιτίας exetías Genitiv aufgrund nein ja
επί epí (Genitiv, Dativ, Akkusativ) auf, bei, zu; mal (Math.) ja selten
ίσαμε ísame Akkusativ bis nein ja
κατά katá Akkusativ, Genitiv gemäß, entlang, während; gegen ja ja
λόγω lógo Genitiv wegen nein ja
με me Akkusativ mit u. a. nein ja
μέσω méso Genitiv durch, mittels, via nein ja
μετά metá Akkusativ, (Genitiv) nach; (mit) ja ja
μεταξύ metaxý Genitiv zwischen, unter nein ja
μέχρι(ς) méchri(s) Akkusativ, (Genitiv) bis nein ja
παρά pará Akkusativ, (Genitiv, Dativ) trotz; (bei) ja ja
πέρα(ν) péra(n) Genitiv jenseits, außer, über ... hinaus nein ja
περί perí Akkusativ, Genitiv über (Bezug), betreffs, circa ja ja
πλέον pléon Genitiv mehr als, außer, zuzüglich zu nein ja
πριν prin Akkusativ vor nein ja
προ pro Genitiv vor ja selten
προς pros Akkusativ zu, zu ... hin ja ja
σε se Akkusativ in, an, auf, zu, bei u. a. nein ja
συν syn Dativ plus, mit ja nein
υπέρ ypér Genitiv, (Akkusativ) zugunsten, für; über ja ja
υπό ypó (Akkusativ, Genitiv) unter ja selten
χωρίς chorís Akkusativ ohne nein ja
ως, έως os, éos Akkusativ bis nein ja

Zusammengesetzte Präpositionen (Auszug)

Präposition Bedeutung im Deutschen
ανάμεσα σε zwischen
αντί για anstelle
αντίκρυ σε gegenüber
απέναντι από gegenüber
απέναντι σε gegenüber
γύρω από um ... herum, rund um
δίπλα σε neben
ενάντια σε gegen
κάτω από unter
μαζί με zusammen mit
μακρία από fern von
μπροστά από vor
μπροστά σε vor
πάνω από über
πάνω σε auf
πίσω από hinter
πλάι σε neben
τριγύρω σε um ... herum, rund um

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Die Präposition χωρίς gilt gemeinhin nicht als klassische Präposition, obwohl sie auch in der Antike bereits in präpositionaler Funktion auftaucht. Im Altgriechischen wird χωρίς als Adverb bezeichnet; heute ist χωρίς dagegen ausschließlich als Präposition bekannt.
  2. Es ist zu unterscheiden zwischen einer präpositionalen und einer anderweitigen Verwendung eines Wortes, etwa als Konjunktion. Viele Präpositionen im Neugriechischen können je nach Verwendung und syntaktischen Eigenschaften auch anderen Wortarten zugerechnet werden. Wenn also bei einem Wort in dieser Tabelle „produktive präpositionale Verwendung: nein“ angegeben ist, ist eine produktive Verwendung als Konjunktion, Adverb oder Partikel durchaus nicht ausgeschlossen.

Quellen/Literatur

  • Theodoros Aggis: Lokale Präpositionen im Deutschen und ihre griechischen Entsprechungen. Hartung-Gorre, Konstanz 1986, ISBN 3-89191-034-7 (Zugleich: Konstanz, Univ., Diss., 1985/86).
  • Claudia Benholz: Präpositionen im Deutschen und Neugriechischen. Ein Sprachvergleich und Untersuchungen zum schriftlichen Übersetzen griechischer Migrantenkinder Clemon, Essen 1990, ISBN 3-927735-03-5 (Zugleich: Essen, Univ., Diss., 1989).
  • Pietro Bortone: Greek prepositions. From antiquity to the present. Oxford University Press, Oxford 2010, ISBN 978-0-19-955685-4.
  • Joachim Burghardt: Die Präpositionen im Neugriechischen. Magisterarbeit, München 2007 – Enthält eine Liste von ca. 170 Präpositionen und anderen Wörtern mit präpositionalem Gebrauch sowie Angaben zu ihrer Häufigkeit in neugriechischen Texten.
  • Norbert Fries: Präpositionen und Präpositionalphrasen im Deutschen und im Neugriechischen. Aspekte einer kontrastiven Analyse Deutsch – Neugriechisch. Niemeyer, Tübingen 1988, ISBN 3-484-30208-9 (Linguistische Arbeiten 208), (Zugleich: Tübingen, Univ., Habil.-Schr., 1987).
  • David Holton, Peter Mackridge, Irene Philippaki-Warburton (Hrsg.): Greek. A Comprehensive Grammar of the Modern Language. Routledge, London u. a. 1997, ISBN 0-415-10001-1, S. 365–408.
  • Χρήστος Κλαίρης (Christos Klairis), Γεώργιος Μπαμπινιώτης (Georgios Babiniotis): Γραμματική της Νέας Ελληνικής. Hellēnika Grammata, Athen 2005, ISBN 960-442-025-9, S. 916–960.
  • Μιχάλης Σετάτος (Michalis Setatos): Οι προθέσεις της Κοινής Νεοελληνικής. In: Μελέτες για την Ελληνική Γλώσσα. 15, 1995, ZDB-ID 1311869-9, S. 857–891.
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