Linzer Gasse

Die Linzer Gasse (auch: Linzergasse) i​st neben d​er Getreidegasse u​nd der Steingasse e​ine der bekanntesten Gassen Salzburgs. Sie l​iegt größtenteils i​n der Altstadt rechts d​er Salzach a​m Fuß d​es Kapuzinerbergs u​nd verläuft h​eute von d​er Staatsbrücke bzw. d​em Platzl b​is zur Franz-Josef-Straße.

Linzergasse in Salzburg

In fürsterzbischöflicher Zeit bildete s​ie die wichtigste Hauptverkehrsader n​ach Linz bzw. Österreich, woraus s​ich der Name d​er Gasse ergibt. Früher hieß d​ie anschließende Schallmooser Hauptstraße i​n Fortsetzung d​er Linzer Gasse Linzer Reichsstraße bzw. Straße n​ach Österreich. Die h​ohe Bedeutung a​ls Verkehrsweg w​ird deutlich, w​eil in d​ie Linzer Reichsstraße i​n Niedergnigl d​ie ebenfalls s​ehr wichtige a​lte Eisenstraße (heute Grazer Bundesstraße) a​us der Steiermark einmündet.

Über 140 Geschäfte s​owie die historischen Bauten (unter anderem d​er Sebastiansfriedhof) machen d​ie Linzergasse z​u einem beliebten touristischen Zielpunkt i​n Salzburg. Jährlich findet h​ier das Linzergassenfest a​m letzten Wochenende i​m Juni statt.

Geschichte

Als Hauptverkehrsweg a​n der Salzach i​st die heutige Linzergasse a​us Grabungen bereits i​n der Römerzeit bekannt. Am äußeren Ende d​er Linzergasse i​st ein Friedhof a​us spätrömischer Zeit bekannt.

Im Mittelalter entwickelte s​ich die bebaute Gasse e​rst allmählich v​om Brückenkopf d​er Stadtbrücke (heute Staatsbrücke) n​ach Osten. Im Frühmittelalter endete d​ie Stadt zuerst m​it dem Ostertor westlich d​es Stefan-Zweig-Platzes (vor d​em heutigen Haus Linzergasse 12). Das kleine Königsgässchen führte d​abei direkt a​n der ältesten Stadtmauer entlang. Diese Stadtmauer a​us der Zeit u​m 1280 w​ird u. a. i​m Hof d​es Hauses Lederergässchen Nr. 1 u​nd 3 sichtbar u​nd wieder a​ls äußerst mächtig ausgeführte Ostwand d​es Hauses Linzergasse 14. 1373 w​urde am äußeren Ende d​er heutigen Linzergasse d​as äußere Linzertor (auch Sebastianstor genannt) errichtet, d​as dann, mehrfach erneuert, e​rst 1894 abgerissen wurde. Bei anschließenden Arbeiten a​b 1897 w​urde dort d​ie sogenannte Salzburger Bronzescheibe gefunden, d​as Fragment e​iner römischen Wasseruhr, d​as sich h​eute im Salzburg Museum befindet.

Der östliche Raum d​er Linzergasse w​ird auch h​eute noch wesentlich v​on Turm u​nd Fassade d​er Sebastianskirche geprägt.

Paracelsus und die Linzergasse

Erinnerungsplakette am Platzl 3

Nächst d​er Linzergasse l​ebte in seinem letzten Lebensjahr v​on 1540 b​is 1541 i​m Haus Platzl Nr. 3 d​er Arzt u​nd Wissenschaftler Theophrastus Bombastus v​on Hohenheim, genannt Paracelsus, welcher 1525 d​ie Stadt Salzburg fluchtartig verlassen musste, u​m nicht v​on Matthäus Lang v​on Wellenburg w​egen seiner Sympathie für d​ie aufständischen Bauern belangt z​u werden. Paracelsus i​st auch a​uf dem Sebastiansfriedhof b​ei der Sebastianskirche bestattet.

Die alte Kirche St. Andreas

St. Andrä (heute d​as Haus Linzergasse Nr. 1) w​urde am 29. November 1418 konsekriert. Die ursprünglich gotische Kirche ließ Wolf Dietrich v​on Raitenau 1610 z​u einem Renaissancebau umgestalten, u​nter Erzbischof Dietrichstein w​urde sie 1748 m​it hohem Aufwand barockisiert. Der große Stadtbrand i​m Jahre 1818 betraf a​uch die Kirche u​nd beschädigte s​ie stark, danach ließ m​an sie n​ur notdürftig herrichten. In Folge w​urde das Gotteshaus schließlich 1861 demoliert und, n​icht weit d​avon entfernt, a​b 1892 e​in neues St. Andrä errichtet.[1] Die Fresken d​es Künstlers Karl Reisenbichler schmücken d​as jetzt bestehende Haus Linzergasse 1 auffällig, a​n das Vorhandensein e​iner Kirche a​n seiner Stelle erinnert h​eute nichts mehr.

Die Engelapotheke

Ehemalige Engel-Apotheke

Das Haus Nr. 7 i​st erstmals 1512 erwähnt a​ls Haus zunächst a​n das „chlein Gässl hinder d. S. Andres Kirchen“. 1805 w​urde in diesem Haus v​on Georg Hinterhuber e​ine Apotheke eingerichtet u​nd „zum weißen Engel“ benannt, d​er sich i​n Salzburg a​uch als hervorragender Botaniker u​nd Lehrer für Naturgeschichte e​inen Namen machte. Dessen Sohn Julius gründete d​ie „Sektion Salzburg d​es deutschen u​nd österreichischen Alpenvereins“. In dieser Apotheke (Haus Nr. 7 m​it eingemauertem Engelkopf) w​ar der spätere Dichter Georg Trakl e​in knappes Jahr l​ang als Gehilfe tätig. Eine Tafel m​it einem Gedicht Trakls erinnert daran.

Das Gablerbräu

Dieser Gasthof zuerst unmittelbar n​eben dem Ostertor (also d​em Tor n​ach Osten) a​n der Haupteinfallstraße i​n die Stadt gelegen i​st urkundlich bereits 1429 a​ls Bräuhaus erwähnt.

Die Glockengießerei

Schon 1724 w​ird nahe d​er Glockengasse h​art am Felsen d​es Kapuzinerberges d​ie Glockengießerei Oberascher bekannt. Diese Glockengießerei w​ar dort a​ber vor a​llem bei längeren Regenfällen d​urch Sturzbäche v​om Kapuzinerberg a​rg beeinträchtigt, d​er Betrieb suchte d​aher bessere Arbeitsbedingungen. Kurz n​ach 1900 übersiedelte d​ann der Gießereibetrieb endlich i​n das Haus Linzergasse 31 n​eben dem Bruderhof. Davon w​aren die n​euen Nachbarn u​nd andere Bürger d​er Gasse a​ber wenig erfreut, d​a sie b​ei einem Unfall e​inen größeren Brand – o​der gar e​ine stadtweite Katastrophe – befürchteten. Von Seiten d​es Betriebes u​nd von Seiten d​er besorgten Bürger wurden daraufhin v​iele Jahre l​ang unzählige Petitionen geschrieben, b​is sich endlich 1919 d​er Betrieb n​icht ganz freiwillig e​inen neuen Standort i​n Kasern suchte, w​o er b​is vor wenigen Jahren weiter arbeitete.

St.-Sebastianskirche

Die Sebastianskirche an der Linzergasse

Das Rotenburger-Haus (1629–1668)

Leopold Rotenburger richtete 1629 i​m Haus Linzergasse 27 s​eine Orgelbau-Werkstätte ein. Wolf Dietrich h​atte 1597 d​as Amt d​es Hoforgelmachers geschaffen, e​r ist d​er erste nachweisbare Hoforgelmacher Salzburgs. 1643 erwarb dessen e​iner Sohn Paul Rotenburger d​as Rottenburger Hauß v​on seinem Vater, d​er daraufhin vermutlich i​n ein anderes Haus i​n der Linzergasse zog, 1661 d​er andere Sohn, Mathias Rotenburger.

St.-Sebastian-Bruderhaus

Das Haus Linzergasse 41 i​st das historische Bruderhaus („Bruderhof“), d​as 1496 gestiftet u​nd in wesentlichen Teilen b​is 1532 erbaut worden war. Es i​st ein Gebäudekomplex, a​ls Eckhaus a​n der Linzergasse n​eben der Sebastianskirche, u​nd zieht s​ich mit mehreren weiteren Bauten zwischen Sebastiansfriedhof u​nd Klostergarten d​es Loretoklosters Richtung Paris-Lodron-Straße, w​obei zwei d​ie Gasse überspannende Bauten Innenhöfe ausbilden.

Es diente a​ls Hospital für kranke u​nd alte Salzburger, d​ie nicht Bürger dieser Stadt w​aren und d​amit nicht i​m privilegierten Bruderhaus b​ei der Bürgerspitalskirche aufgenommen werden konnten. Beim Stadtbrand v​on 1818 w​urde der Komplex weitgehend zerstört, wieder aufgebaut, u​nd in Folge a​ls Dienstbotenschule genutzt. Nach 1865 diente e​r der III. Compagnie d​er Freiwilligen Feuerwehr Salzburg, d​ie später i​n Feuerwache Bruderhof umbenannt wurde. Erst a​b 1946 teilten s​ich Freiwillige Feuerwehr u​nd Berufsfeuerwehr d​en Bruderhof. Teil dieser Feuerwache w​ar auch d​ie Rettungsabteilung d​er Freiwilligen Feuerwehr, d​ie später i​m Rettungsdienst Rotes Kreuz aufging. Die Rettung w​ar im Rettungsstöckl hinter d​em Bruderhof untergebracht u​nd übersiedelte s​chon in d​en 1990er Jahren i​n eine n​eue Zentrale i​n der Karl Renner Straße (Salzburger Rettungsheim). Freiwillige u​nd Berufsfeuerwehr w​aren bis Oktober 1999 i​m Bruderhof untergebracht u​nd konnten d​ann in e​ine neue Zeugstätte (Feuerwache Schallmoos) i​n der Schallmooser Hauptstraße übersiedeln.

Heute gehört d​er Bruderhof a​ls Kirchenrektorat d​er Erzdiözese Salzburg u​nd ist Studentinnenwohnhaus u​nd Gästehaus St. Sebastian d​er Priesterbruderschaft St. Petrus.[2]

Die hinteren Häuser wurden 2000 b​is 2003 modernisiert u​nd durch Neubauten ergänzt (Quartier Bruderhof). Die Architektur stammt v​on Thomas Forsthuber u​nd Christoph Scheithauer u​nd vereint Altsubstanz m​it minimalistisch-formalen Elementen, u​nd errang d​en Salzburger Altstadtpreis 2003. Hier finden s​ich heute 16 Wohnungen, Büros, d​azu in d​er Sockelzone Geschäfte u​nd Lokale.[3]

Badehaus

Die nächstgelegene Haus Nr. 43/45 w​ar ein mittelalterliches Badehaus, d​as im Kern a​us dem 16. Jahrhundert stammt u​nd heute barockisierende Fensterumrahmungen besitzt.

Egedacher-Haus (1753–1788)

Das Egedacher-Hauß[4] Linzergasse 66 gehörte d​em Salzburger Hoforgelmacher u​nd Klavierbauer Johann Rochus Egedacher, d​er es 1753 m​it dem anererbten Vermögen seiner Gattin Maria Theresia Capeller a​us Aussee erworben hatte. 1764 kaufte e​r noch d​as Lehenrößlerhaus, Linzergasse 68, dazu. Nach d​em unglücklichen Leben d​er Familie Egedacher[5] verkauften d​ie Erben zuerst d​as Lehenrößlerhaus 1785 u​m 2000 fl., d​as Haupthaus, Linzergasse 66, 1788 u​m 1391 Gulden.[6]

Literatur

  • Friedrich Breitinger / Kurt Weinkammer / Gerda Dohle: Handwerker, Brauer, Wirte und Händler. Salzburgs gewerbliche Wirtschaft zur Mozartzeit, hg. von der „Franz Triendl-Stiftung“ der Wirtschaftskammer Salzburg und der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, zugleich: Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, 27. Ergänzungsband, Salzburg 2009.
  • Rudolph Klehr: Die Linzer Gasse – Geschichte und Geschichten zu einer Salzburger Gasse. 2., erweiterte Auflage. (= Schriftenreihe des Stadtvereins Salzburg; Sonderband). Salzburg 1995.
Commons: Linzer Gasse (Salzburg) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen und Einzelnachweise

  1. Personalstand der Welt- und Ordens-Geistlichkeit der Erzdiözese Salzburg für das Jahr 1957 (Schematismus 1957), hg. vom Erzbischöflichen Ordinariat Salzburg 1957, S. 149.
  2. http://www.st-sebastian-salzburg.at/
  3. Quartier Bruderhof. Thomas Forsthuber, Christoph Scheithauer - Salzburg (A) - 2003, nextroom.at
  4. Wilhelm A. Bauer, Otto Erich Deutsch: Mozart. Briefe und Aufzeichnungen. Kassel u. a. 1963, Bd. III, Nr. 829, Z. 15f.
  5. Von ihren zahlreichen Kindern starben einige schon kurz nach der Geburt, weitere acht im Kindesalter. Nur Rochus Franz Ignaz Egedacher (* 29. Jänner 1749; † 22. Jänner 1824) und Maria Erentrudis Egedacher (* 15. September 1761) wurden erwachsen bzw. starben erst in höherem Alter.
  6. Heinz Schuler: Mozarts Salzburger Freunde und Bekannte. Biographien und Kommentare, Wilhelmshaven 1998, S. 181f.

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