Ligne (Adelsgeschlecht)
Geschichte
Die Ursprünge liegen im 11. Jahrhundert, als die lokalen Herren den Namen ihres Gebietes Ligne angenommen haben. Dazu gehörte seit 1020 die Herrschaft Belœil. Die Herren von Ligne waren Gefolgsleute der Grafen von Hennegau und waren bei diversen Kreuzzügen zugegen. Ein Gautier de Ligne und ein Flastre de Ligne kämpften 1214 in der Schlacht bei Bouvines gegen den französischen König und mussten sich anschließend aus der Gefangenschaft freikaufen.[1] Im 12. Jahrhundert wurden sie zu Baronen erhoben. Weitere Erhebungen in den Hochadelsstand waren im 16. Jahrhundert zu Grafen von Fauquemberg sowie Fürsten von Épinoy.
Nach dem Aussterben der Grafen von Arenberg aus dem Haus der Grafen zur Mark begründete Johann von Ligne 1547 aufgrund seiner Ehe mit Margaretha von der Marck-Arenberg das sogenannte Dritte Haus Arenberg (das zweite hatte nach Aussterben der ursprünglichen Arenberger das Haus Mark gestellt).
Im Jahre 1543 wurde Jacob de Ligne, der Gesandter von Karl V. beim Papst war, in den Reichsgrafenstand erhoben. Durch seine Ehefrau Marie kamen die Herrschaften Wassenaer, Land von Valkenburg und Vorburg an das Haus Ligne. Lamoral I. de Ligne (1563–1624) von der Hauptlinie wurde zum Fürsten von Ligne und zum Reichsfürsten ernannt. Damit verbunden war allerdings keine Reichsstandschaft. Das Haus Ligne blieb während des achtzigjährigen Krieges katholisch und stand treu zu den Habsburgern. 1634 erbte es von den Melun-Épinoy die Herrschaft Antoing, die – wie Belœil – bis heute in der Familie blieb. Claude Lamoral I. war Vizekönig von Sizilien und Gouverneur von Mailand, bevor er psychisch erkrankte. Claude Lamoral II war kaiserlicher Generalfeldmarschall. Der bekannteste Angehörige der Familie war der Offizier und Diplomat Charles-Joseph. 1786 erreichte der mit dem Kaiser befreundete Fürst für seine Grafschaft Fagnolles die Aufnahme in das Niederrheinisch-Westfälische Reichsgrafenkollegium des Reichsfürstenrats (und damit die Reichsstandschaft) und 1803 – wegen des als Ausgleich für deren Enteignung erhaltenen Klosters Edelstetten – sogar eine Virilstimme, die es jedoch aufgrund des Verkaufs an den Fürsten Esterházy 1804 wieder verlor.
Nach der belgischen Revolution von 1830 wurde Eugène de Ligne die Königskrone angeboten, die er jedoch ablehnte. Das Haus Ligne ist dem Salon Bleu angehörig und hat dadurch das Recht, mit der Königsfamilie in der Pronominalen Anredeform zu verkehren. Der jeweilige Familienchef führt neben dem Titel Fürst von Ligne auch die Titel Fürst von Amblise und Épinoy, Grande von Spanien.
Personen
- Johann von Ligne (1525–1568), Reichsgraf von Arenberg ∞ Margaretha von der Marck-Arenberg
- Lamoral I. de Ligne (1563–1624), Reichsfürst und 1. Fürst von Ligne, Diplomat ∞ Marie de Melun
- Ernestine (1594–1668)
- Albert Henri (1615–1641), 2. Fürst von Ligne ∞ Claire-Marie von Nassau-Siegen
- Claude Lamoral I. (1618–1679), 3. Fürst von Ligne ∞ Claire-Marie von Nassau-Siegen
- Henri Louis Ernest (1644–1702), 4. Fürst von Ligne
- Antoine Joseph Ghislain (1682–1750), 5. Fürst von Ligne
- Claude Lamoral II. (1685–1766), 6. Fürst von Ligne ∞ Elisabeth Alexandrine zu Salm
- Charles-Joseph (1735–1814), 7. Fürst von Ligne, Offizier und Diplomat in österreichischen Diensten ∞ Françoise Marie Xavière von Liechtenstein
- Eugène (1804–1880), 8. Fürst von Ligne ∞ Mélanie de Conflans
- Louis (1854–1918), 9. Fürst von Ligne ∞ Elisabeth de La Rochefoucauld-Doudeauville
- Ernest (1857–1937), 10. Fürst von Ligne ∞ Diane de Cossé-Brissac
- Eugène II. (1893–1960), 11. Fürst von Ligne ∞ Philippine de Noailles
- Baudouin (1918–1985), 12. Fürst von Ligne ∞ Monique de Bousies
- Antoine (1925–2005), 13. Fürst von Ligne ∞ Alix von Luxemburg-Bourbon-Parma
- Michel (* 1951), 14. Fürst von Ligne ∞ Eleonora d'Orléans e Bragança
- Château de Beloeil
- Château d'Antoing
Literatur
- Eduard Vehse: Geschichte der kleinen deutschen Höfe. Teil 6. Hamburg 1857, S. 273–290.
- Constantin von Wurzbach: De Ligne, Genealogie. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 3. Theil. Verlag der typogr.-literar.-artist. Anstalt (L. C. Zamarski, C. Dittmarsch & Comp.), Wien 1858, S. 219 (Digitalisat).
Einzelnachweis
- Catalogue des actes de Philippe Auguste, hrsg. von Léopold Delisle (1856), Nr. 1583, S. 359.