Liebfrauenkirche (Brügge)
Liebfrauenkirche (niederländisch Onze-Lieve-Vrouwekerk) ist der Name einer gotischen Kirche in der belgischen Stadt Brügge. Die Liebfrauenkirche, deren Anfänge in das frühe 13. Jahrhundert zurückreichen, gehört stilistisch zu den frühesten Backsteinarchitekturen in Flandern.
Geschichte
Das zunächst dreischiffige Langhaus entstand zwischen 1210 und 1230. Die zwei filigranen Treppentürme an der Westfassade datieren um 1280. In der um diese Zeit bereits begonnenen zweiten Bauphase, die bis 1335 reichte, entstanden Querhaus, Chor und der in ungewohnter Weise nördlich des Langhauses platzierte mächtige Turm von 1320, der mit 115,6 Meter Höhe das südliche Stadtbild prägt. 1345 wurde dem Langhaus ein zweites nördliches Schiff angefügt, 1450–1474 entstand sein Gegenstück im Süden. Diese beiden äußeren Seitenschiffe der nunmehr fünfschiffigen Anlage repräsentieren zusammen mit dem in der Spätphase errichteten Paradiesportal am Turm den Stil der Brabanter Gotik, die auf nordfranzösische Einflüsse zurückgeht. 1480 war der Bau von Sakristei und Kapellen abgeschlossen. 1472 entstand die Kapelle des benachbarten Palais der Herren von Gruuthuse, die eine direkte Verbindung vom Palais zum Chor der Liebfrauenkirche bildet.
Ausstattung
In der Kirche befinden sich unter anderem der Sarkophag von Karl dem Kühnen und neben diesem, der seiner Tochter Maria von Burgund. Das Grabmal der 1482 verstorbenen Maria, der Gemahlin von Maximilian I., wurde von Jan Borman d. Ä. entworfen und 1502 von Renier van Thienen (* um 1484; † um 1530) in Bronze gegossen. Die ebenfalls bronzene Grabmalfigur Karls des Kühnen, die auf einen Entwurf von Cornelis Floris zurückgeht, vollendete der Bildhauer Jacob Jonghelinck (1530–1606) im Jahr 1562. Bis 1764/65 befand sich in der Zunftkapelle der Gerber das Gemälde Die sieben Freuden Mariens von Hans Memling.[1]
Brügger Madonna (Michelangelo, 1503)
Zu den herausragenden Ausstattungsstücken gehört zudem die Brügger Madonna von Michelangelo, die, 1503 entstanden, zu den frühen Plastiken des italienischen Bildhauers zählt. Ursprünglich für den Hochaltar des Doms von Siena bestimmt, verkaufte sie Michelangelo an die Brügger Kaufleute Jan und Alexander Mouscron.
Orgel
Die Orgel geht zurück auf ein Instrument, das 1721/1722 von dem Orgelbauer C. Cacheux (Arras) erbaut worden war. 1954 baute der Orgelbauer Loncke in dem vorhandenen historischen Gehäuse ein neues Orgelwerk, wobei er vorhandenes Pfeifenmaterial wiederverwandte. Das Instrument hat 35 Register auf drei Manualen und Pedal. Die Trakturen sind elektropneumatisch.[2]
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- Koppeln: II/I (auch als Suboktavkoppel), III/I, III/II (auch als Suboktavkoppel), I/P, II/P, III/P
Literatur
- O.-L.-Vrouwekerk, Brugge/Bruges, the Church of Our Lady/Die Brügger Liebfrauenkirche/Bruges, Chiesa della Madonna. Thill, Brüssel 1985.
- Jean Luc Meulemeester: Der St.-Bonifatius-Schrein in der Liebfrauenkirche zu Brügge. In: Das Münster, Bd. 45, 1992, ISSN 0027-299X, S. 205–212.
- Detlev Arens: Flandern. Das flämische Belgien: Die einzigartige Städtelandschaft um Brüssel, Brügge, Gent und Antwerpen. 6. Aufl. Köln 2010, S. 68–70.
Einzelnachweise
- S. Partsch: Schau mir in die Augen, Dürer! Die Kunst der Alten Meister. München 2018. S. 18f.
- Informationen zur Orgel