Leipziger Schriftstellerinnen-Verein
Geschichte
1890 gründete Mathilde Clasen-Schmid mit weiteren den Schriftstellerinnen-Verein in Leipzig. Er war das Pendant zum traditionsreichen Leipziger Schriftstellerverein, der für Frauen nicht zugänglich war. Er war der erste weibliche literarische Verein im Deutschen Reich (es gab bis dahin nur den Verein der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen in Wien). Mitglieder konnten Autorinnen und an Literatur interessierte Frauen werden. Hauptziel war es, Texte von Schriftstellerinnen bekannter zu machen. Es gab wöchentliche Treffen, zunächst in der Wohnung von Mathilde Clasen-Schmid. Dort wurden Manuskripte von Autorinnen vorgelesen und diskutiert, dazu ein Vortrag meist von Mathilde Clasen-Schmid gehalten und Vereinsangelegenheiten besprochen.[1]
Seit etwa 1901 fanden die Versammlungen im Hotel Hochstein in der Carolinenstraße statt.[2] Zwischen 1906 und 1912 gab es jeweils 30 Leipziger und 12 auswärtige Mitglieder.[3] Eine Mathilde Clasen-Schmid-Stiftung unterstützte den Verein seit 1909 finanziell.[4] 1911 starb die Gründerin.
Neue Vorsitzende wurde Elisabeth Thielemann. Sie belebte die Vereinstätigkeit durch regelmäßige öffentliche Lesungen mit musikalischer Begleitung, die vom Leipziger Publikum gut besucht wurden. Es wurde auch ein Büro geschaffen, das Manuskripte von Autorinnen an Zeitschriftenredaktionen vermittelte und Honorare für Abdrucke einforderte. Die inhaltliche Ausrichtung wurde in dieser Zeit wesentlich traditioneller. 1916 gab es 48 Mitglieder.[5]
1920 wurde der Leipziger Schriftstellerinnen-Verein aufgelöst.[6] Die genauen Umstände sind unbekannt.
Persönlichkeiten
Die meisten Mitglieder waren Autorinnen, deren Veröffentlichungen keine größere Bekanntheit hatten.
- Vorsitzende
- Mathilde Clasen-Schmid, 1890–1911
- Elisabeth Thielemann, 1911–1920
- Ehrenmitglieder
- Louise Otto-Peters, 1892 ernannt
- Auguste Schmidt, 1900 ernannt
- Vorstandsmitglieder
- Jenny Schwabe, vor 1903–nach 1907, zweite Vorsitzende
- Helene Brachmann, vor 1903–nach 1907
- Clara Röthig, vor 1903–nach 1907
- Elisabeth Schmidt, um 1912–nach 1914, zweite Vorsitzende[7]
- Weitere Mitglieder
- Lene Voigt, um 1911
Publikationen
- Dichtung und Prosa Leipziger Frauen, anlässlich seines 25jährigen Bestehens herausgegeben vom Leipziger Schriftstellerinnen-Verein, Otto Nuschke, Leipzig 1914, mit sehr traditionell geprägten Texten
- Die Literarische Praxis, wurde als Vereinsorgan mitgenutzt
Literatur
- Manfred Leyh: Mathilde Clasen-Schmid (1834–1911). Pseudonym Curt von Wildenfels; eine biografische Skizze zur Mitbegründerin und langjährigen Vorsitzenden des Leipziger Schriftstellerinnen-Vereins. In: Gerlinde Kämmerer, Sandra Berndt (Hrsg.) Louise Otto-Peters und ihre literarischen Netzwerke. Berichte vom 22. Louise-Otto-Peters-Tag 2014. Sax-Verlag, Beucha 2015, S. 79–91, mit detaillierten Angaben zur Vereinsgeschichte
- Ilse Nagelschmidt: Der Leipziger Schriftstellerinnen Verein; die Generation der Erbinnen; oder: wider den weiblichen Dilettantismus?! In: Wie gedacht – so vollbracht? Berichte vom 8. Louise-Otto-Peters-Tag 2000. Ludwig, 2000, S. 80–86 (PDF), mit ungenauen Angaben
- Kürschners Deutscher Literatur-Kalender, 1903–1920, lokale Vereine
Einzelnachweise
- Mathilde Clasen-Schmid von Manfred Leyh, mit kurzen Angaben zur Vereinsgeschichte
- Leipziger Adreßbuch, 1890–1920, IV. Teil, Vereine (31); und Kürschners Deutscher Literatur-Kalender, 1903–1920, mit jährlichen Versammlungsorten; ab etwa 1907 öfter wechselnd
- Kürschners Deutscher Literatur-Kalender, 1907, Sp. 35; auch in den folgenden Jahren bis mindestens 1912 so angegeben
- Manfred Leyh: Ehrendiplom für die Schriftstellerin, in: Johanna Ludwig, Rita Janek (Hrsg.): Louise Otto-Peters. Ihr literarisches und publizistisches Werk. Katalog zur Ausstellung. Leipziger Universitätsverlag 1995 S. 113, mit einigen Angaben zur Vereinsgeschichte
- Kürschners Deutscher Literatur-Kalender, 1917, Sp. 78; letzter digital einsehbarer Jahrgang
- Leipziger Adreßbuch, 1920, IV. Teil, S. 144 (1904), mit letztmaliger Erwähnung
- Kürschners Deutscher Literatur-Kalender, 1903–1920, mit Vorstandsmitgliedern