Lasker – Bauer, Amsterdam 1889
Lasker – Bauer, Amsterdam 1889 ist eine Schachpartie, die in einem internationalen Meisterturnier in Amsterdam in der ersten Runde am 26. August 1889 gespielt wurde. Sie ging in die Schachgeschichte ein, weil in ihr der spätere Weltmeister Emanuel Lasker durch ein spektakuläres doppeltes Läuferopfer in glänzendem Stile gewann.[1] Lasker führte die weißen Steine, der österreichische Schachmeister Johann Hermann Bauer hatte Schwarz.
Dieses doppelte Läuferopfer wurde zuvor lediglich in einer inkorrekten Form von John Owen gegen Amos Burn in Liverpool 1884 (Burn-Owen, 1884[2]) angewandt. Es ging nach Laskers Partie in den routinemäßigen Wissensschatz späterer Generationen ein. Im Laufe der Zeit kam es selbst auf höchstem Niveau gelegentlich zur Anwendung. Ein prominentes Opfer wurde Ex-Weltmeister Anatoli Karpow in seiner Partie gegen Judit Polgár in Hoogeveen 2003 (Polgar-Karpow, 2003[3]). Karpow gab allerdings bereits nach dem ersten Opfer auf h7 auf und ließ sich das zweite auf g7 nebst Mattsetzung nicht mehr demonstrieren. Drei weitere prominente Beispiele finden sich in den Partien Nimzowitsch-Tarrasch, Sankt Petersburg 1914 (Nimzowitsch-Tarrasch, 1914[4]), G. Kusmin-Sweschnikow, Moskau 1973 (Kusmin-Sweschnikow, 1973[5]) und Miles-Browne, Luzern 1982 (Miles-Browne, 1982[6]).
Anmerkungen zur Partie
- 1. f2–f4
Lasker wählt die Bird-Eröffnung.
- 1. … d7–d5 2. e2–e3 Sg8–f6 3. b2–b3 e7–e6
Das engt den Lc8 ein und macht ihn zu einem "schlechten Läufer". Sinnvoller ist die Bereitschaft zum Abtausch gegen eine weiße Leichtfigur mittels 3. … Lc8–g4. Wegen des störenden 3. … d4 ist die Überdeckung 3. Sg1–f3 genauer.
4. Lc1–b2 Lf8–e7 5. Lf1–d3 b7–b6 6. Sg1–f3 Lc8–b7 7. Sb1–c3 Sb8–d7 8. 0–0 0–0 9. Sc3–e2 c7–c5 10. Se2–g3 Dd8–c7 11. Sf3–e5 Sd7xe5 12. Lb2xe5 Dc7–c6 13. Dd1–e2 a7–a6 Schwarz baute sich passiv auf während Weiß alle seine Figuren gegen den schwarzen Königsflügel positionierte. Besonders seine langschrittigen Läufer haben die schwarze Königsstellung ins Visier genommen.
- 14. Sg3–h5 Sf6xh5
Auch das stärkere 14. … d5–d4 15. Le5xf6 Le7xf6 16. De2–g4 Kg8–h8 (16. … e6–e5 17. Ld3–e4!) 17. Tf1–f3 Tf8–g8 18. Ld3xh7! hätte laut Kasparow Schwarz nicht retten können.
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- 15. Ld3xh7+!
Die Einleitung zum entscheidenden Angriff.
- 15. … Kg8xh7 16. De2xh5+ Kh7–g8
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- 17. Le5xg7!!
Dies ist die Pointe des ersten Läuferopfers. Hiernach steht der schwarze König völlig entblößt da und ist den weißen Schwerfiguren ausgeliefert. Es droht jetzt Matt auf h8, Schwarz ist zum Schlagen auf g7 gezwungen.
- 17. … Kg8xg7 18. Dh5–g4+ Kg7–h7 19. Tf1–f3
Gegen die Mattdrohung auf h3 gibt es nur noch einen Zug.
- 19. … e6–e5
Dies verschafft Schwarz die Möglichkeit, seine Dame auf h6 dazwischenzustellen.
- 20. Tf3–h3+ Dc6–h6 21. Th3xh6+ Kh7xh6
Scheinbar hat Schwarz genug materielles Äquivalent für die Dame, nämlich einen Turm und zwei Läufer, doch Lasker gewinnt nun durch einen Doppelangriff auf beide Läufer eine Figur.
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- 22. Dg4–d7! Le7–f6 23. Dd7xb7
Die Partie ist durch das materielle Übergewicht von Weiß entschieden. Schwarz spielte noch ein paar Züge weiter, sah dann aber die Hoffnungslosigkeit seiner Bemühungen ein.
- 23. … Kh6–g7 24. Ta1–f1 Ta8–b8 25. Db7–d7 Tf8–d8 26. Dd7–g4+ Kg7–f8 27. f4xe5 Lf6–g7 28. e5–e6 Tb8–b7 29. Dg4–g6 f7–f6 30. Tf1xf6+ Lg7xf6 31. Dg6xf6+ Kf8–e8 32. Df6–h8+ Ke8–e7 33. Dh8–g7+ Ke7xe6 34. Dg7xb7 Td8–d6 35. Db7xa6 d5–d4 36. e3xd4 c5xd4 37. h2–h4 d4–d3 38. Da6xd3
und Schwarz gab auf.
Siehe auch
Einzelnachweise
- Emanuel Lasker vs Johann Hermann Bauer (1889). In: chessgames.com. Abgerufen am 8. Mai 2021 (englisch).
- Amos Burn vs John Owen (englisch) chessgames.com. Abgerufen am 13. Juli 2019.
- Judit Polgar vs Anatoly Karpov (englisch) chessgames.com. Abgerufen am 13. Juli 2019.
- Aron Nimzowitsch vs Siegbert Tarrasch (englisch) chessgames.com. Abgerufen am 13. Juli 2019.
- Gennadi Kuzmin vs Evgeni Ellinovich Sveshnikov (englisch) chessgames.com. Abgerufen am 13. Juli 2019.
- Anthony Miles vs Walter Shawn Browne (englisch) chessgames.com. Abgerufen am 13. Juli 2019.