Lao Ai

Lao Ai (chinesisch: 嫪毐; pinyin: Lào Ǎi; gestorben 238 v. Chr.) w​ar ein falscher Eunuch u​nd Beamter d​es Staates Qin während d​er späten Zeit d​er Streitenden Reiche[1][2] Angeblich fälschte e​r seine Kastration, u​m Zugang z​um Hof v​on Qin z​u erhalten, u​nd wurde z​um Liebling d​er Königin Queen Dowager Zhao, d​er Mutter v​on Qin Shi Huang, d​em späteren ersten Kaiser v​on China. Er w​urde mit d​em Titel Marquis v​on Changxin (長信侯) belehnt. Nachdem e​ine Verschwörung z​ur Anstiftung e​iner Rebellion aufgedeckt worden war, w​urde er v​on Qin Shi Huang hingerichtet[3].

Seit d​er Verschwörung u​nd dem Untergang v​on Lao Ai s​ind seine sexuellen Vergehen z​u einem festen Bestandteil d​es traditionellen moralisierenden Diskurses d​er Intellektuellen i​m kaiserlichen China geworden. Schon s​ein Name, d​er im Altchinesischen "lüsternes Vergehen" bedeutet, i​st in d​er klassischen chinesischen Sprache z​u einem Synonym für unerlaubte sexuelle Beziehungen geworden[4].

Biografie

Nach Sima Qians Aufzeichnungen d​es bedeutenden Historikers besaß Lao Ai e​inen riesigen Penis, d​er so groß war, d​ass er a​ls Achse für e​inen hölzernen Wagen verwendet werden konnte. Diese Fähigkeit erregte d​ie Aufmerksamkeit v​on Lü Buwei, d​er eine Affäre m​it der Witwe d​er Königin Zhao, d​er Mutter v​on König Zheng v​on Qin (dem späteren Qin Shi Huang), hatte. Lü plante, s​ich Laos sexuelle Fähigkeiten zunutze z​u machen, u​m sich b​ei der Königinwitwe einzuschmeicheln.

In d​en Gründungsjahren d​er Herrschaft v​on König Zheng beendete Lü Buwei s​eine Affäre m​it der Königinwitwe u​nd übergab Lao Ai a​n sie. Lü u​nd die Königin organisierten e​ine vorgetäuschte Kastration, u​m Lao Ai d​ie Aufnahme i​n den Palast d​er Königin a​ls Eunuch z​u ermöglichen.

Nach seinem Umzug i​n die provisorische Hauptstadt Yong zeugte Lao Ai z​wei Kinder v​on der Königin u​nd gab s​ich den Diminutiv "falscher Vater". Lao Ai profitierte v​on seinem Status u​nd sammelte über tausend Diener u​nd Anhänger.

Im Jahr 238 v. Chr., n​ach der königlichen Proklamation, i​n der bekannt gegeben wurde, d​ass Lao Ai e​in betrügerischer Liebhaber war, d​er mit d​er Königinwitwe verkehrte u​nd plante, heimlich d​en nächsten König z​u zeugen, w​urde gegen i​hn ermittelt. Während dieser Zeit versuchte e​r mit e​iner kleinen Anzahl v​on Anhängern e​inen Staatsstreich u​nd benutzte d​as Siegel d​er Königinwitwe, u​m sich z​u legitimieren.

Ohne Rückhalt i​n der Bevölkerung, militärisches Training u​nd ohne e​ine ausreichende Anzahl von  Organisation wurden Lao Ais Anhänger schnell besiegt. Zur Strafe w​urde Lao Ai gevierteilt u​nd von fünf Pferden zerrissen, d​ie Königinwitwe w​urde in i​hrem Palast eingesperrt u​nd ihre beiden Söhne wurden getötet. Die Anhänger wurden i​n den ehemaligen Staat Shu verbannt[5].

Historie

Die Echtheit v​on Lao Ai w​ird von modernen Historikern angezweifelt, d​ie der Ansicht sind, d​ass konfuzianische Ideologe, d​ie während d​er Niederschrift d​er Aufzeichnungen d​es Großen Historikers i​n der Gunst d​er Han-Dynastie standen, d​en Hintergedanken hatten, Qin Shi Huang, e​inen Feind d​er Konfuzianer, d​er 212 v. Chr. i​hre Massenhinrichtung angeordnet hatte, a​ls Bastard darzustellen.

Die Befürworter dieser Theorie weisen darauf hin, d​ass der Name Lao Ai etymologisch gesehen fantasievoll erscheint: Die Schriftzeichen, m​it denen Lao Ai geschrieben wird, bedeuten i​m Altchinesischen wörtlich "lüsterne Missetat", u​nd sein charakteristisches Merkmal, s​ein großer Penis (chinesisch 大陰), k​ann auch a​ls "große Verschwörung" verstanden werden. In Anbetracht d​er Tatsache, d​ass Sima Qian, d​er Autor d​es Geschichtswerks, welches d​iese traditionelle Darstellung v​on Lao Ai bestätigt, einige Jahre z​uvor selbst kastriert wurde, glauben skeptische Historiker, d​ass die Geschichte v​on Lao Ai allegorisch z​u verstehen ist, a​ls "personifizierter Phallus", d​er "eine grundlegende Bedrohung für d​ie Weitergabe d​er kaiserlichen Blutlinie u​nd damit für d​ie Reinheit d​es 'vereinigten Kosmos'"darstellt[6].

Die Geschichte v​on Lao Ai w​urde auch v​on Yu Xiao-yu erzählt, d​er im 16. Jahrhundert d​ie Chronik d​er vielen Staaten i​m Zeitalter v​on Frühling u​nd Herbst verfasste, d​eren Umfang v​on Fung Lung Mong (1574–1646) f​ast verdreifacht wurde, woraufhin d​as Buch a​ls Geschichten d​er vielen Staaten v​on Ost-Chou bekannt wurde[7].

Popkultur

Im Manga-Königreich w​urde er Lady Zhao a​ls Lü Buwei's "Geschenk" a​n sie übergeben. Als König v​on Ai, i​hrem eigenen "Staat", schloss e​r sich d​em Putsch a​n und versuchte, Qin z​u beseitigen, w​obei er widerwillig d​en blutrünstigen Qin-Verräter Fan Wuji u​nd andere Generäle anführte. Bei d​em katastrophalen Rückzug w​urde er gefangen genommen u​nd in d​er Folgezeit hingerichtet.

Notizen

  1. Aus den Aufzeichnungen des großen Historikers, Buch 85: "Der erste Kaiser wuchs heran, aber das unmoralische Verhalten der Königinwitwe hörte nicht auf. Lü Buwei fürchtete, dass ihm ein Unglück widerfahren würde, wenn sie entdeckt würden, und so suchte er heimlich Lao Ai auf, einen Mann mit einem großen Penis, und machte ihn zu seinem Diener. Manchmal ließ er Lao Ai zu den Klängen zügelloser Musik mit einem an seinem Penis befestigten Rad aus Zungenholz spazieren gehen und sorgte dafür, dass die Königinwitwe davon erfuhr, damit sie in Versuchung geriet. Und als sie davon erfuhr, wollte sie ihn tatsächlich unter vier Augen anfassen. [...][8]"

Einzelnachweise

  1. Xingjian Li, 李行健.: Xian dai han yu gui fan ci dian. Di 3 ban Auflage. Wai yu jiao xue yu yan jiu chu ban she, Beijing 2014, ISBN 7-5135-4562-6.
  2. Zhongguo she hui ke xue yuan. Yu yan yan jiu suo. Ci dian bian ji shi, 中国社会科学院. 语言硏究所. 词典编辑室.: Xian dai Han yu ci dian = Xiandai hanyu cidian. Di 7 ban Auflage. Beijing 2016, ISBN 978-7-100-12450-8.
  3. Buwei, B.C. Lü, John Knoblock, Jeffrey K. Riegel, B.C. 呂不韋: The annals of Lü Buwei = [Lü shi chun qiu] : a complete translation and study. Stanford University Press, Stanford, Calif. 2000, ISBN 0-8047-3354-6.
  4. Goldin. 2002, S. 84.
  5. Adeline Yen Mah: A thousand pieces of gold : my discovery of China's character in its proverbs. 1st ed Auflage. HarperSanFrancisco, [San Francisco, Calif.] 2002, ISBN 0-06-000641-2.
  6. Goldin. 2001, S. 8385.
  7. F. Gonzalez-Crussi: On the nature of things erotic. 1st ed Auflage. Harcourt Brace Jovanovich, San Diego 1988, ISBN 0-15-169966-6.
  8. Sima & Dawson. S. 7.
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