Kupfer-Felsenbirne
Die Kupfer-Felsenbirne (Amelanchier lamarckii), in Norddeutschland auch Korinthenbaum genannt, ist ein sommergrüner Strauch aus dem Osten Nordamerikas. Er wird wegen seiner weißen Blüten, der kupferroten Tönung der jungen Blätter und der prächtigen Herbstfärbung häufig als Ziergehölz verwendet. Seine Früchte sind ungiftig und wohlschmeckend.
Kupfer-Felsenbirne | ||||||||||||
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Kupfer-Felsenbirne (Amelanchier lamarckii) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Amelanchier lamarckii | ||||||||||||
F.G.Schroed. |
Beschreibung
Die Kupfer-Felsenbirne wird meist zwei bis fünf Meter hoch, kann aber unter günstigen Bedingungen zu einem mehrstämmigen, 10 Meter hohen Baum mit abgeflachter Krone heranwachsen. Die gestielten, verkehrt eiförmigen und am Rand regelmäßig und eng gesägten Blätter entfalten sich während der Blütezeit Ende April. Sie sind anfangs bronze- bis kupferfarben und besonders unterseits dicht silbrig behaart. In der Knospenlage sind die Spreitenhälften zusammengeklappt (conduplicat). Die voll entwickelten Blätter sind 4 bis 8 cm lang und 2 bis 4 cm breit, oberseits matt grün und unterseits hell blaugrün. Im Herbst verfärben sie sich leuchtend gelb bis orangerot.
Die 2 bis 3 cm großen, geruchlosen Blüten stehen in schräg aufrechten oder leicht überhängenden 6 bis 12-blütigen Trauben. Sie besitzen fünf weiße, schmale Kronblätter, 20 Staubblätter und einen an der Spitze fünfteiligen Griffel. Die lang gestielten, vom Kelch gekrönten, etwa 1 cm großen, kugeligen Früchte sind anfangs hell purpurrot. Bei der Reife, die je nach Höhenlage zwischen Ende Juni und Mitte Juli eintritt, werden sie blauschwarz und schmecken angenehm süß.
Die Früchte werden als Ganzes von Vögeln, z. B. von Drosseln, Staren oder Tauben gefressen, so dass die Samen ornithochor verbreitet werden.
Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 68.[1]
Verbreitung und Standortansprüche
Das Ursprungsgebiet der Kupfer-Felsenbirne liegt im östlichen Nordamerika, wo jedoch heute keine wild vorkommenden Pflanzen mehr bekannt sind, die in ihren morphologischen Merkmalen den europäischen Populationen entsprechen. Im atlantisch beeinflussten Westeuropa kommt sie als Neophyt vor. Möglicherweise ist die Art durch Hybridisierung mit Beteiligung von Amelanchier laevis entstanden. Außer in Nordwestdeutschland ist sie besonders in Südengland, Nord-Belgien und den Niederlanden vollständig eingebürgert und muss als Agriophyt eingestuft werden.[2]
Verwildert kommt die Kupfer-Felsenbirne in Mitteleuropa besonders an den Rändern bodensaurer Eichenwälder vor. Sie verträgt Frost und Staunässe ebenso wie zeitweilige Trockenheit.
Botanische Geschichte und Verwendung
Die erste Beschreibung der Art lieferte 1782 der Botaniker Jakob Friedrich Ehrhart unter dem Namen Pyrus botryapium und ordnete sie damit in die Gattung der Birnen ein. Erst mit der Aufstellung der Gattung Amelanchier durch den deutschen Gelehrten Friedrich Kasimir Medikus im Jahr 1789 wurde die Kupfer-Felsenbirne von den Birnen abgetrennt, aber auch von Mispeln und Weißdornen, denen man sie zeitweilig ebenfalls zugerechnet hatte. Zum Ende des 18. Jahrhunderts war sie bereits in vielen botanischen Gärten und Parks in Kultur. Im 19. Jahrhundert wurde sie in mehreren niederländischen Provinzen und in Teilen Niedersachsens und Westfalens von den Bauern als Obstgehölz angepflanzt. Da ihr die klimatischen Bedingungen im nordwestlichen Europa zusagten, verwilderte sie vielerorts. Sie wurde jedoch irrtümlich für die ebenfalls aus Nordamerika stammende Amelanchier canadensis gehalten und bis in die 1970er Jahre meist unter diesem Namen gehandelt. Ihren heute akzeptierten wissenschaftlichen Namen Amelanchier lamarckii erhielt die Art erst im Jahr 1968 durch den deutschen Botaniker Fred-Günter Schroeder. Mit dem Artepitheton wird der französische Botaniker Jean-Baptiste de Lamarck geehrt, der die Pflanze im Jahr 1783 unter dem Namen Crataegus racemosa beschrieben hatte.
Seit den 1960er Jahren wird die Kupfer-Felsenbirne häufig für Gehölzpflanzungen in Innenstädten und entlang von Straßenböschungen verwendet. Dabei finden zunehmend durch Zucht veränderte Sorten Verwendung, die sich durch größere Früchte (Kultivar 'Ballerina') oder rosa überlaufene Blüten (Kultivar 'Rubescens') auszeichnen.
Literatur
- Andreas Roloff, Andreas Bärtels: Flora der Gehölze. 2. Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2006, ISBN 3-8001-4832-3.
- Fred-Günter Schroeder: Amelanchier. In: Hildemar Scholz (Hrsg.): Illustrierte Flora von Mitteleuropa. Begründet von Gustav Hegi. 2. völlig neubearbeitete und erweiterte Auflage. Band IV Teil 2B: Spermatophyta: Angiospermae: Dicotyledones 2 (3) (Rosaceae, 2. Teil). Blackwell, Berlin/Wien u. a. 1995, ISBN 3-8263-2533-8, S. 385–404.
Einzelnachweise
- Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2001, ISBN 3-8001-3131-5. Seite 510.
- Wilhelm Lohmeyer, Herbert Sukopp: Agriophyten in der Vegetation Mitteleuropas. In: Schriftenreihe für Vegetationskunde. Band 25, Landwirtschaftsverlag, Münster-Hiltrup 1992, ISBN 3-7843-2073-2.
Weblinks
- Amelanchier lamarckii. FloraWeb.de
- Amelanchier lamarckii F. G. Schroed. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 5. November 2015.
- Thomas Meyer: Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei Flora-de: Flora von Deutschland (alter Name der Webseite: Blumen in Schwaben)
- Art und Menge der wichtigsten Inhaltsstoffe. Fachhochschule Weihenstephan