Kunstwerkprüfung
Die Kunstwerkprüfung ist eine naturwissenschaftlich-analytische Prüfmethodik von Kunstwerken und gehört zu den mannigfaltigen Beziehungen zwischen Kunst, Physik und Chemie. Dabei geht es nicht nur um die Untersuchung der Werke bekannter Künstler, sondern auch um die Charakterisierung vorgeschichtlicher Zeugnisse künstlerischer Betätigung (Grabbeigaben, Kultgefäße, Schmuck und Reliquien etc.). Die Altersbestimmung von Kunstschätzen erfolgt teilweise nach ähnlichen Methoden wie die Untersuchung von Fossilien in der Archäologie. Ein bewährtes Verfahren ist dabei die Thermolumineszenzdatierung.
Die Kenntnis der Materialzusammensetzung kann ebenfalls deren zeitliche Zuordnung und ggf. auch eine persönliche Zuschreibung ermöglichen und somit Fälschungen aufdecken. Bei der chemisch-analytischen Prüfung soll das Kunstwerk in seinem originalen Zustand möglichst wenig geschädigt werden. Folglich muss die Prüfung mit kleinsten Substanzmengen durchgeführt werden oder im Idealfall analog der sogn. zerstörungsfreien Werkstoffprüfung, bei der dem Kunstgegenstand gar keine Substanzprobe entnommen wird. Die Untersuchung anorganischer Materialien erfolgt oft mittels der Emissionsspektralanalyse.[2] So erhält man rasch Informationen über die Bestandteile einer Legierung, eines Glases, eines Pigments oder eines keramischen Materials. Wenn die Farbe eines Gemäldes größere Mengen Cadmium, Chrom oder Titan enthält, ist damit bereits bewiesen, dass das Gemälde keinesfalls vor dem 19. Jahrhundert entstanden sein kann, weil Pigmente, die diese Elemente enthalten, erstmals im 19. Jahrhundert hergestellt wurden und in den Handel kamen.[2] Zinkweiß wurde erst ab kommerziell zu Ölfarben verarbeitet. Seit 1834 gibt es Zinkweiß auch als Wasserfarbe,[3] es wurde erst langsam von den Künstlern als Ersatz für Bleiweiß angenommen.
In vielen Fällen ist die bloße Kenntnis der chemischen Zusammensetzung nicht ausreichend für eine abschließende Bewertung der Analysenergebnisse. Bei Münzen, Plastiken und Schmuckstücken aus Metallen ist die mikroskopische Struktur des Gefüges eine brauchbare Ergänzung. Gemäldeuntersuchungen erfolgen häufig mit Röntgenstrahlen, UV-Licht und Infrarotfotografie.[2]
Siehe auch
Einzelnachweise
- Will Gompertz: Sotheby's declares 'Frans Hals' work a forgery, bei BBC, 6. Oktober 2016.
- Otto-Albrecht Neumüller (Herausgeber): Römpps Chemie Lexikon, Frank’sche Verlagshandlung, Stuttgart, 1983, 8. Auflage, S. 2281–2282, ISBN 3-440-04513-7.
- William Jervis Jones: Historisches Lexikon deutscher Farbbezeichnungen. Walter de Gruyter, 2013, ISBN 978-3-05-006322-5, S. 3135 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).