Kreditkartenskandal der Caja Madrid
Unter dem Kreditkartenskandal der Caja Madrid (spanischer Begriff: tarjeta black oder tarjeta opaca) versteht man den Missbrauch von Kreditkarten durch die Führungselite der spanischen Bank Caja Madrid in den Jahren 2003 bis 2012.[1]
Ausgelöst wurden die Ereignisse, weil die spanische Antikorruptionsbehörde eine Untersuchung gegen 86 Direktoren, leitende Angestellte und Verwaltungsratsmitglieder der ehemaligen Caja Madrid einleitete. Es geht dabei um mögliche Wirtschaftsdelikte, unerlaubte Bereicherung und Steuerhinterziehung.[2] In technischer Hinsicht handelt es sich dabei um den Missbrauch einer üblichen Vorgehensweise: Es ist im spanischen Geschäftsleben üblich, Firmenkreditkarten zu verwenden, um Ausgaben für ein Unternehmen bargeldlos zu bezahlen. So werden Arbeitnehmern bei Dienstreisen und Geschäftsessen zur Spesenbegleichung häufig Kreditkarten zur Verfügung gestellt. Deren betriebliche Verbuchung ist dann vergleichsweise unkompliziert.
Im Fall der schwarzen Karten handelt es sich jedoch nicht um Spesen, sondern um exklusive Kreditkarten der Marke Visa, die die Bank dem eigenen Führungspersonal für private Ausgaben ohne jegliche Zweckbindung zur Verfügung gestellt hat. Außerdem ist dieses Verfahren mit hoher Wahrscheinlichkeit mit Steuerhinterziehung verbunden.
Ausmaß des Kreditkartenmissbrauchs
Die Kreditkarten wurden ab 2003 vom Betrieb ausgegeben und bis 2012 benutzt. In diesem Zeitraum wurden Umsätze und Bargeldabhebungen in Höhe von 15,2 Mio. € mit diesen Kreditkarten beglichen. Von den 86 bekannten Besitzern dieser Kreditkarten gibt es drei, die sich nach derzeitigem Kenntnisstand nicht bedient haben, und 83 Besitzer, die sich damit bereichert haben.
Am 23. Februar 2017 wurden die Hauptverantwortlichen ehemaligen Bankmanager Rodrigo Rato und Miguel Blesa wegen widerrechtlicher Aneignung von Geldern zu viereinhalb bzw. zu sechs Jahren Haft verurteilt.[3] Am 19. Juli wurde Blesa tot in seinem Jagdanwesen bei Cordoba gefunden.[4] Am 3. Oktober 2018 bestätigte Spaniens oberster Gerichtshof, der Tribunal Supremo, die Strafen von Blesa und Rato. Bei einigen weiteren Angeklagten wurden die Strafen aufgrund Entschädigungszahlungen verringert.[5]
Nutznießer der Karte
Das Spektrum der jeweiligen Entnahmen beläuft sich von 484.000 € in zehn Jahren bis 1100 €. Die folgenden Personen haben sich bedient. Die Reihenfolge ergibt sich aus der Höhe der Beträge:[6]
- Ildefonso José Sánchez Barcoj, Generaldirektor, 484.200 €
- José Antonio Moral Santín, Vizepräsident, Politiker, 456.000 €
- Ricardo Morado
- Miguel Blesa, Vorstandsvorsitzender
- Ramón Ferraz
- Matias Amat
- Mariano Pérez Claver
- Enrique de la Torre
- Juan Manuel Astorqui
- Mercedes de la Merced, Politikerin
- Carlos María Martinez
- Carmen Contreras
- Francisco Baquero
- Estanislao Rodríguez-Ponga, Finanzstaatssekretär
- Antonio Romero[7]
- Carlos Vela[8]
- Pablo Abejas
- Rubén Cruz
- Rafael Spottorno, Diplomat
- Muguel Ángel Araujo
- Ricardo R. de Tejada y Picatos..
- José María de la Riva, Politiker
- Ignacio de Navasques Cobián
- Antonio Rey de Viñas
- Ramón Espinar, Politiker
- Antonio Cámara
- José Manuel Fernández Norni..
- María Carmen Cafranga
- Javier de Miguel
- Angel Eugenio Gómez de Pul..
- Rodolfo Benito, Gewerkschafter
- Alberto Recarte
- Luis Gabarda
- José María Arteta
- Guillermo Ricardo Marcos Gue..
- Jesús Pedroche, Politiker
- Gonyalo Martín Pascual
- Juan Gomez Castañeda
- Francisco José Moure
- Francisco José Pérez Ferdinánd..
- Mercedes Rojo
- Miguiel Ángel Abejón
- Pedro Bugidos Garay
- Juan Jose Azcona
- Jorge Gómez Moreno
- Gerardo Díaz Ferrán, Unternehmer
- Ramón Martinez
- Rafael Eduardo Torres
- Cándido Cerón
- Fernando Serrano
- Pedro Bedia
- Elena Gil
- Alejandro Couceiro Ojeda
- Darío Fernández Yruegas
- José María Buenaventura
- José Acosta (Politiker)
- Beltrán Gutiérrez
- Luis Blasco Bosqued
- José María Fernández del Río
- María Enedina älvarez Gayol
- Juan Emilio Iranzo
- Miguiel Corsini
- Santiago Javier Sánchez Carlos
- José Ricardo Martínez
- Rodrigo Rato
- Domingo Navalmoral
- Arturo Luis Fernández Álvarez
- Manuel José Rodriguez Gonzá..
- Virgilio Zapatero, Politiker
- Ignacio Varela
- Francisco Javier López Madrid, Unternehmer und Berater der OHL. Konnte seine Strafe durch Rückzahlungen reduzieren.[9]
- Rafael Pradillo
- José Carlos Contreras
- Joaquín García Pontes, Politiker
- Ignacio del Río[10]
- Miquel Muñiz de las Cuevas
- Gabriel Maria Moreno, Gewerkschafter[11]
- Ángel Rizaldos
- José Nieto (Politiker)
- José Caballero, Politiker
- José Luis Acero Benedicto
- Jorge Rábago
- José María Garcia (mit 1100 € der kleinste Betrag)
Weblinks
- Leo Wieland: Rücktritte in Spanien nach Affäre um schwarze Kreditkarten, FAZ, 5. Oktober 2014
Einzelnachweise
- Leo Wieland: Schlaraffenland in Spaniens größter Pleitebank, FAZ, 4. Oktober 2014, S. 19
- La Fiscalía pide investigar a 86 directivos de Caja Madrid por cargar gastos privados a la entidad (spanisch)
- "La Audiencia condena a seis años de prisión a Blesa y a cuatro años y medio a Rato por las tarjetas black". In: El Mundo vom 23. Februar 2017, am 24. Februar 2017 abgerufen.
- spiegel.de: Spanischer Ex-Bankchef Blesa tot aufgefunden
- El Pais: Tribunal Supremo mantiene a Rodrigo Rato la condena de cuatro años y medio por las tarjetas ‘black’
- La lista completa de los 86 consejeros y ejecutivos que usaron las 'tarjetas opacas' de Caja Madrid (spanisch)
- unklar: Antonio Romero Ruiz es:Antonio Romero Ruiz
- nicht der Fußballprofi Carlos Vela
- El juez deja en libertad al empresario Javier López Madrid tras su detención por el pago de comisiones, in: El País vom 22. April 2017, am selben Tag abgerufen.
- Ignacio del Río, nicht der Maler, sondern Verwaltungsratsmitglied
- Gabriel María Moreno Flores, nicht der Künstler Gabriel Moreno