Koppelverband
Ein Koppelverband (KVB) ist eine Sonderform des Schubverbandes. Er besteht aus einem Motorschiff und einem passend dazu gebauten Schubleichter und hat eine Tragfähigkeit von insgesamt bis zu 10.000 Tonnen. In der Regel haben beide Einheiten den gleichen Namen, wobei beim Leichter die römische Ziffer zwei angehängt wird. Die beiden Schiffe fahren überwiegend in Längsformation, können aber auch nebeneinander gekoppelt werden.
Entwicklung
Gleichzeitig zur Entwicklung der Schubschifffahrt kamen auch die ersten Koppelverbände in Fahrt. Dazu wurden Schleppkähne und Motorschiffe mit Schubbühnen ausgerüstet, um die beiden Schiffe miteinander zu verbinden. Mit Hilfe von Koppelwinden auf den Schubbühnen wurde eine fast starre Verbindung hergestellt. In den ersten Jahren fuhren diese Koppelverbände voreinandergekoppelt zu Berg und nebeneinander zu Tal. In den 1980er Jahren wurden spezielle Koppelverbände gebaut, bei denen beide Schiffe strömungstechnisch aufeinander abgestimmt wurden. Entweder bekam das Motorschiff einen rechteckigen, flachen Bug (Kastenbug), so dass kein Zwischenraum zwischen Schiff und Leichterheck entstand, oder bei Schiffen mit normalem Bug wird das Heck des Leichters in Schwalbenschwanzform ausgeführt, in die der Bug des Motorschiffs passt. Nachteilig wirkt sich der Kastenbug allerdings auf den Fahrwiderstand aus, wenn das Motorschiff ohne Leichter fährt. Beide Einheiten der Koppelverbände verfügen heute über Ballastsysteme, mit denen man die Schiffe auf gleichen Tiefgang bringt.
Die Schubleichter sind in der Regel mit stärkeren Bugstrahlrudern ausgerüstet als die Schubboote, da sie den kompletten Verband steuern müssen. Sie haben auch einen eigenen Antrieb sowie ein kleines Steuerhaus um kleine Ortsveränderungen selbst durchführen können. Auf manchen Leichtern ist auch eine Wohnung vorhanden. Koppelverbände werden in der Tank- und der Trockenschifffahrt eingesetzt.
Zur Verbindung der beiden Schiffe miteinander stehen heute verschiedene Techniken zur Verfügung. So gibt es neben den alten Koppelwinden auch automatische Kupplungen oder hydraulische Kupplungen, die ein Abwinkeln (Knicken) des Verbandes bis zu zwölf Grad erlauben, um besser enge Flussbiegungen befahren zu können.
Die Abkürzung KVB wird vielfach zusammen mit dem Namen des Schubbotes als AIS-Kennung genutzt, z. B. KVB Modena.[1]
Technische Daten
Beispiel eines heute gebräuchlichen Koppelverbandes Motorschiff Catharina / Schubleichter Catharina II
- Länge = 182,0 m, Motorschiff = 96,0 m, Leichter = 86,0 m
- Breite = 14,26 m
- Tiefgang = 4,21 m
- Tragfähigkeit Motorschiff = 4.266 t, Leichter = 3.880 t, 271/267 TEU in fünf Lagen
- 2 × MTU/DDC 12V 4000 M 60 je 1.176 kW Hauptmaschine
- 1 × MTU 8V M 60, 400 kW Bugstrahl
- 1 × MTU 8V M 60, 400 kW Ruderpropeller Leichter
- 1 × MTU 12V 2000 M 60, 600 kW Bugstrahl Leichter
- 2 × Generatorset je 50 kVA
- 2 × Generatorset je 75 kVA
Heutige Koppelverbände fahren immer in gestreckter Formation. Der größte Koppelverband (2010) auf dem Rhein, Ursa Montana, hat eine Länge von 194 m und eine Breite von 17,28 m. Die Tragfähigkeit beträgt bei 4,11 m Tiefgang 10.388 Tonnen oder 712 TEU. Für die Ausbildung zum Führen dieser Verbände werden in den Niederlanden die Prinses Máxima und in Belgien die Province de Liège eingesetzt.