Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts
Die Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts, abgekürzt KEK, wurde im Jahr 2011 an der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz angesiedelt und widmet sich seitdem der Aufgabe des Originalerhalts des schriftlichen Kulturguts in Archiven und Bibliotheken. Gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) und der Kulturstiftung der Länder (KSL) agiert die KEK als Schnittstelle zwischen Fachwelt, Einrichtungen und Politik und ist zentraler Ansprechpartner auf Bund-, Landes- und kommunaler Ebene in diesem Bereich. Eine zentrale Rolle spielt seit Gründung die Förderung von Projekten zur Bestandserhaltung. Über die KEK-Modellprojektförderung und seit 2017 zusätzlich über das BKM-Sonderprogramm werden jährlich bundesweit verschiedene Maßnahmen zur Erhaltung der schriftlichen Originale unterstützt.
Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts (KEK) | |
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Gründung | 1. August 2011 |
Sitz | Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz |
Schwerpunkt | Förderung des Originalerhalts, Sicherung des schriftlich überlieferten Kulturerbes in Bibliotheken, Archiven, Museen und anderen Institutionen |
Aktionsraum | Deutschland |
Website | www.kek-spk.de |
Entstehung
Inspiriert wurde die Einrichtung einer „Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts“ durch die 2001 gegründete Allianz Schriftliches Kulturgut Erhalten, eine Interessensgemeinschaft von Archiven und Bibliotheken in Deutschland mit umfangreichen historischen Beständen. Die Allianz verfasste mehrere Erklärungen und Denkschriften, um die Öffentlichkeit und verantwortliche Stellen in der Politik auf die Bedeutsamkeit des Erhalts der schriftlichen Kulturgüter aufmerksam zu machen. Forderung und Ziel der Allianz war es, auf nationaler Ebene eine Gesamtstrategie für die nachhaltige Bestandserhaltung zu entwickeln.
Besonderen Ausschlag für die Einrichtung der Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts (KEK) gab die von der Allianz erstellte Denkschrift Zukunft Bewahren,[1] die im Jahr 2009 an den damaligen Bundespräsident Horst Köhler überreicht wurde. Neben pragmatischen Handlungsempfehlungen zur Sicherung der historischen Bestände in Archiven und Bibliotheken enthielt diese Schrift den Vorschlag, eine entsprechende Arbeits- und Koordinierungsstelle einzurichten.
Nach den Bundestagswahlen im Herbst 2009 wurde das Vorhaben schließlich im Koalitionsvertrag der Bundesregierung verankert und nach weiteren Verhandlungen wurde auf Initiative von Kulturstaatsminister Bernd Neumann gemeinsam von Bund und Ländern am 1. August 2011 die Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts (KEK) an der Stiftung Preußischer Kulturbesitz eingerichtet und bei der Staatsbibliothek zu Berlin angesiedelt. Im Koalitionsvertrag des Bundes für die 18. Legislaturperiode ist die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts als eine gesamtstaatliche Aufgabe angeführt. Im Weiteren ist darin festgehalten, dass „[d]ie entsprechende Koordinierungsstelle bei der Staatsbibliothek zu Berlin […] auf Basis einer bereits geplanten Evaluierung und in Abstimmung mit den Ländern, gegebenenfalls über ein Bund-Länder-Förderprogramm, über 2015 hinaus fortgeführt [wird].“[2] Im aktuellen Koalitionsvertrag ist die Fortführung der Förderprogramme zur Erhaltung des schriftlichen Kulturguts vereinbart.[3]
Aufgabenbereiche und Ziele
Auf nationaler Ebene widmet sich die KEK Fragen zur Sicherung schriftlich überlieferten Kulturerbes in Bibliotheken, Archiven, Museen und anderen Institutionen. Für diese Zwecke stehen zur Finanzierung des KEK-Grundhaushalts von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) seit 2010 jährlich 500.000 Euro Fördermittel zur Verfügung. Über die Kulturstiftung der Länder (KSL) beteiligen sich die Länder mit weiteren 100.000 Euro pro Jahr.
Zu den Hauptaufgaben der KEK zählte in der Pilotphase von 2010 bis 2015 die Erarbeitung eines nationalen Bestandserhaltungskonzepts für schriftliches Kulturgut, die Evaluation bereits vorhandener Erkenntnisse, die Vernetzung bestehender Institutionen und Kompetenzstellen sowie die Förderung von Modellprojekten. Nach Vorlage des nationalen Konzepts als Bundesweite Handlungsempfehlungen[4] und erfolgreicher Evaluation ist die Fortführung der KEK als Bund-Länder-Projekt beschlossen worden. Die KEK-Modellprojektförderung wurde 2017 um eine weitere Förderlinie ergänzt: Das von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien aufgelegte BKM-Sonderprogramm unterstützt seitdem großvolumige Maßnahmen zur Erhaltung des schriftlichen Kulturguts.
Ein besonderes Anliegen der KEK ist es, die Öffentlichkeit für die Gefährdungen des kulturellen Schrifterbes zu sensibilisieren: Denn ein geschärftes Problembewusstsein ist Grundlage für einen bewussteren Umgang mit erhaltenswertem Schriftgut und schlussendlich auch unbedingte Voraussetzung für dessen Bewahrung.
Bundesweite Handlungsempfehlungen
Im Herbst 2015 wurden die Bundesweiten Handlungsempfehlungen zur Erhaltung des schriftlichen Kulturguts in Archiven und Bibliotheken veröffentlicht.[4] Damit hat die KEK zum Abschluss der Pilotphase im Jahr 2015 ihren ersten Auftrag erfüllt. Mit diesem Empfehlungspapier liegt eine umfassende Bilanz zu Schäden und Gefahren für das schriftliche Kulturgut in Archiven und Bibliotheken Deutschlands vor. Gleichzeitig fasst das Dokument erstmals in einem sparten- und länderübergreifenden Gesamtkonzept Aufgabenfelder zusammen, die zur Sicherung des schriftlichen Kulturguts gestärkt werden müssen.
KEK-Modellprojektförderung
Seit 2010 hat die KEK bundesweit mehr als 310 Modellprojekte zur Bestandserhaltung mit einer Gesamtsumme in Höhe von mehr als 3,8 Mio. Euro gefördert. Die beantragenden Institutionen mussten zusätzlich einen substantiellen Eigenanteil der Kosten übernehmen. Die KEK-Modellprojektförderung[5] stand in den Jahren 2010–2019 jeweils unter einem thematischen Schwerpunkt. Für 2020 ist eine themenoffene Förderung möglich.
Themen der KEK-Modellprojektförderung:
- 2010: Der Auftakt
- 2011: Flammen, Fluten und Zerfall
- 2012: Mit vereinten Kräften
- 2013: Vorsorge im Großformat
- 2014: Verblassende Schrift – Verblassende Farbe
- 2015: Vergessene Kostbarkeiten
- 2016: Erste Wahl
- 2017: Das besondere Format
- 2018: Sharing & Caring
- 2019: Prävention lohnt
- 2020: Originale erhalten (themenoffene Förderung)
Im KEK-Portal lassen sich die Erfolge der KEK-Modellprojektförderung seit 2010 im Detail nachvollziehen.
BKM-Sonderprogramm zur Erhaltung des schriftlichen Kulturguts
Im Jahr 2017 wurde durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) erstmals Geld für eine zweite Förderlinie zum Erhalt des schriftlichen Kulturguts bereitgestellt: Das BKM-Sonderprogramm zur Erhaltung des schriftlichen Kulturguts.[6] Dieses Förderprogramm wurde zunächst im Umfang von 1 Mio. Euro angelegt und in den folgenden Jahren stark erhöht. In der Bereinigungssitzung des Haushaltsausschusses des Deutschen Bundestags am 14. November 2019 wurde die Förderung der Konservierung und Restaurierung schriftlichen Kulturguts im Jahr 2020 mit 3,8 Mio. Euro festgelegt.[7]
Im Gegensatz zur KEK-Modellprojektförderung ist die Förderung im BKM-Sonderprogramm an eine Gegenfinanzierung von 50 % geknüpft. Diese Ko-Finanzierung wird zum großen Teil durch Landesprogramme zur Bestandserhaltung aufgefangen. Das Land Hessen stellt für Maßnahmen des Originalerhalts z. B. im Jahr 2020 insgesamt bis zu 1,5 Mio. Euro bereit.[8] Förderfähig sind im BKM-Sonderprogramm Mengenbehandlungen sowie Schadenserfassungen. So wird dem Bedarf begegnet, der durch die massenhafte Schädigung schriftlichen Kulturguts etwa durch Säurefraß hervorgerufen wird.[9]
Die bisherigen Fördererfolge im BKM-Sonderprogramm sind im KEK-Portal recherchierbar.
KEK-Portal
Seit Juli 2020 informiert das KEK-Portal umfassend zu den Aufgaben, Netzwerkpartnern und Förderungen der KEK. Die Projektdaten schaffen erhöhte Transparenz bei den Förderaktivitäten seit 2010, zudem bieten Anwendungen wie die dynamische Datenvisualisierung nach definierten Objektgattungen oder Schadensbildern die Möglichkeit, Fortschritte bei der Überlieferungssicherung auszuwerten oder zu steuern. Das integrierte Wissensnetz[10] ermöglicht unkonventionelle Einstiegswege in die Terminologie des Originalerhalts und das Magazin vermittelt den Originalerhalt publikumswirksam in all seinen Facetten.
Einzelnachweise
- Allianz Schriftliches Kulturgut Erhalten, auf allianz-kulturgut.de
- Deutschlands Zukunft gestalten. Koalitionsvertrag der 18. Legislaturperiode. Abschließende Fassung vom 27. November 2013, S. 131.
- Ein neuer Aufbruch für Europa. Eine neue Dynamik für Deutschland. Ein neuer Zusammenhalt für unser Land. Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und SPD. 19. Legislaturperiode, S. 169.
- Die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts in Archiven und Bibliotheken in Deutschland. Bundesweite Handlungsempfehlungen für die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien und die Kultusministerkonferenz. Berlin, 2015
- KEK-Modellprojektförderung, auf kek-spk.de
- BKM-Sonderprogramm, auf kek-spk.de
- Pressemitteilung. (PDF) Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts, 20. November 2019, abgerufen am 24. Juli 2020.
- Landesprogramm zur Förderung von Maßnahmen zum Erhalt des schriftlichen Kulturguts in Hessen. Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Kunst, abgerufen am 22. November 2019.
- Fördergrundsätze der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) zur Förderung von Projekten im „Sonderprogramm zur Erhaltung des schriftlichen Kulturguts“. (PDF) BKM, 1. Dezember 2018, abgerufen am 21. November 2019.
- Wissensnetz, auf kek-spk.de