Komitee gegen Folter (Russland)
Das Komitee gegen Folter (russisch Комитет против пыток; englisch Committee against torture) ist eine Nichtregierungsorganisation in Nischni Nowgorod, Russland, die sich für Opfer von Folter engagieren.
Tätigkeit
Das Komitee gegen Folter engagiert sich für die Opfer von institutioneller Misshandlung und Folter in Gefängnissen, Straflagern, Polizeistationen und an anderen Orten.
Es bemüht sich um
- Aufdeckung und Dokumentation von Folter
- Medizinische, psychologische und andere Hilfe für Folteropfer
- Juristische Vertretung vor nationalen und internationalen Gerichten
Das Komitee unterhält außer der Hauptverwaltung ein Büro in Orenburg sowie regionale Organisationen in Tschetschenien, Mari El und Baschkortostan. Es ist Mitglied des International Rehabilitation Council for Torture Victims.
Geschichte
Komitee gegen Folter
Im Jahr 2000 wurde das Komitee gegen Folter in Nischni Nowgorod gegründet. Die wichtigste Aufgabe war in den Anfangsjahren die Arbeit in Tschetschenien und anderen Republiken im Kaukasus.
2011 wurde eine Mobile Einsatzgruppe (Mobile Joint Group) gebildet, die aus Juristen und anderen Spezialisten besteht. Diese wurde mit mehreren internationalen Auszeichnungen geehrt.
Anfang 2015 wurde das Komitee als „Organisation, die die Funktion eines ausländischen Agenten erfüllt“, beim Justizministerium registriert. Am 1. August 2015 löste es sich offiziell auf.
Komitee zur Verhinderung von Folter
Es wurde an ihrer Stelle das Komitee zur Verhinderung von Folter (russisch Комитет по предотвращению пыток; englisch Committee for the Prevention of Torture) gegründet.
Am 14. Januar 2016 wurde dieses ebenfalls als „ausländischer Agent“ registriert.[1] Die Organisation erklärte, dass sie keine Gelder aus dem Ausland erhalten habe. Dieses ist eine Voraussetzung für eine solche Registrierung. Das Justizministerium erklärte, dass die Spender für das Komitee zwar alle aus Russland seien, selber aber finanzielle Unterstützung aus dem Ausland erhielten.
Seit Juli 2017 nennt sich die Organisation erneut Komitee gegen Folter. Im November desselben Jahres wurde das Komitee vom Justizministerium zu einer Geldstrafe von 400.000 Rubel (ca. 5.000 Euro) verurteilt, weil sich dieses geweigert hatte, als „ausländischer Agent“ bezeichnet zu werden.[2]
Am 27. Januar 2022 wurde die Mutter des Juristen Abubakar Jangulbajew, einem Mitarbeiter der Organisation, festgenommen. Seine Familie war 2017 aus Tschetschenien nach Nischni Nowgorod geflüchtet. Bereits im Dezember 2021 waren nach Jangulbajews Angaben rund 40 seiner Verwandte in Tschetschenien verschleppt worden.[3]
Auszeichnungen
- 2011: Menschenrechtspreis der Parlamentarischen Versammlung des Europarates
- 2011: Front Line Defenders Award für Mobile Joint Group
- 2013: Martin Ennals Award für Mobile Joint Group
- 2016: Homo-Homini-Preis[4]
2017 wurde Olga Sadowskaja, stellvertretende Vorsitzende des Komitees gegen Folter zusammen der Journalistin der Nowaja Gaseta Jelena Walerjewna Milaschina vom Norwegischen Helsinki-Komitee mit dem Andrei Sacharow-Freiheitspreis ausgezeichnet.[5]
Weblinks
- Комитет против пыток Website (russisch)
- Committee Against Torture Website (englisch)
Anmerkungen
- Komitee zur Verhinderung von Folter als „ausländischer Agent“ registriert, Memorial, 17. Januar 2016.
- Сергей Анисимов: Минюст оштрафовал „Комитет против пыток“ за отказ называться иноагентом. In: RFE/RL. 18. November 2017, abgerufen am 27. Dezember 2021 (russisch).
- Friedrich Schmidt: Verfolgung in Russland: „Terroristen“ überall. In: FAZ. 26. Januar 2022, abgerufen am 1. Februar 2022 (russisch).
- CPT receives Homo Homini Award (en) Kawkasski Usel. 7. März 2017. Abgerufen am 28. Juli 2021.
- Роман Чернянский: Трех россиянок выдвинули на Нобелевскую премию мира. 31. Januar 2018, abgerufen am 27. Dezember 2021 (russisch).