Kokumin no Seikatsu ga Daiichi
Kokumin no Seikatsu ga Daiichi (jap. 国民の生活が第一, dt. etwa „Das Leben der Bürger [kommt] zuerst“ oder auch „… des Volkes …“, kurz Seikatsu (生活); engl. People's Life First, kurz LF[1]) war eine politische Partei in Japan unter Vorsitz von Ichirō Ozawa, die in der zweiten Jahreshälfte 2012 bestand. Medien und Öffentlichkeit bezeichneten die Partei oft als Ozawa shintō (小沢新党), die „neue Ozawa-Partei“.
Kokumin no Seikatsu ga Daiichi | |||
People's Life First | |||
Parteivorsitz (daihyō) | Ichirō Ozawa | ||
Stellvertretender Vorsitz | daihyō-daikō: Kenji Yamaoka fuku-daihyō: Tadashi Hirono | ||
Generalsekretär | Shōzō Azuma | ||
Parlamentsangelegenheiten | Katsumasa Suzuki | ||
Gründung | 11. Juli 2012 | ||
Gründungsort | Chiyoda | ||
Auflösung | Dezember 2012 | ||
Hauptsitz | 2-12-8 Nagatachō, Chiyoda, Präfektur Tokio | ||
Abgeordnete im Shūgiin | 36/480 | ||
Abgeordnete im Sangiin | 12/242 | ||
Website | www.seikatsu1.jp | ||
Gegründet wurde sie im Juli 2012, nachdem Ozawa und 48 weitere Abgeordnete der regierenden Demokratischen Partei aus beiden Kammern des nationalen Parlaments in Opposition zur geplanten Verdopplung der Mehrwertsteuer (shōhi-zei, wörtl. „Verbrauchs-“ oder „Konsumsteuer“) aus der Partei ausgetreten beziehungsweise ausgeschlossen worden waren. Unter dem späteren Parteinamen hatten sie sich bereits Anfang Juli 2012 zu Parlamentsfraktionen in beiden Kammern zusammengeschlossen. Nach ihrer Gründung war die Partei mit 36 Mitgliedern im Unterhaus die zweitgrößte Oppositionspartei – der Abgeordnete Chōbin Zukeran beteiligte sich zwar an der Fraktions- nicht aber der Parteigründung.[2] Kurzfristiges Hauptziel der Partei war die Verhinderung der Mehrwertsteuererhöhung; weitere beim Gründungstreffen verkündete Programmpunkte sind die Ablehnung der von der Regierung verfolgten Wiederinbetriebnahme der Kernkraftwerke, eine rasche Umsetzung von Reformen zur fiskalischen Dezentralisierung und die Fortsetzung antideflationärer Politik.[3] Mit der ebenfalls von der Demokratischen Partei abgespaltenen Shintō Kizuna wurde eine gemeinsame Unterhausfraktion gebildet. Verhandlungen über eine Zusammenarbeit mit der Ōsaka Ishin no Kai von Tōru Hashimoto, die bei der nächsten Unterhauswahl in die nationale Politik vorstieß, scheiterten über die Frage der möglichen Teilnahme Japans an der transpazifischen Freihandelszone TPP; Ozawas Partei lehnt die Teilnahme ab, Hashimotos Partei strebt sie an.[4]
Generalsekretär der Partei war Shōzō Azuma, die Generalversammlung der Abgeordneten beider Kammern führte Kenji Yamaoka, die Versammlung der Unterhausabgeordneten Sadatoshi Kumagai, die der Oberhausabgeordneten Tadashi Hirono, den Wahlkampfausschuss Ozawa selbst. Der Parteiname griff einen Slogan der Demokratischen Partei aus dem Unterhauswahlkampf 2009 auf.[3][5]
Anfang August 2012 stellte die Partei bei der Eröffnung der Parteizentrale die Kernpunkte ihres politischen Programms vor: Die „drei dringendsten Maßnahmen“ waren danach die Verhinderung beziehungsweise Rücknahme der Mehrwertsteuererhöhung, der vollständige Atomausstieg binnen zehn Jahren und die Stärkung der Gebietskörperschaften. Eine Formulierung von konkreten Forderungen auf anderen Politikfeldern wurde vertagt.[6] Mit der Neuen Partei Kizuna sollte ein baldiger Zusammenschluss erfolgen, eine Zusammenarbeit, aber keinen Zusammenschluss, sollte es mit der Neuen Partei Daichi von Muneo Suzuki geben.[7] Im November 2012 traten die Abgeordneten der Shintō Kizuna mit Ausnahme des Vorsitzenden Akira Uchiyama Ozawas Partei bei.
Am 27. November 2012 beschloss der Parteivorstand, die Partei aufzulösen und der neuen Nippon Mirai no Tō („Zukunftspartei Japans“) von Yukiko Kada beizutreten.[8] Die Zukunftspartei spaltete sich nach der verheerenden Unterhauswahl im Dezember 2012 wieder. Indirekter Nachfolger der Kokumin no Seikatsu ga Daiichi ist die Seikatsu no Tō von Ichirō Ozawa, in der sich die meisten verbliebenen Abgeordneten sammelten.
Weblinks
- Carsten Germis: Die „graue Eminenz“ eröffnet den Kampf. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11. Juli 2012, abgerufen am 14. Juli 2012.
Einzelnachweise
- Ozawa follows heart, sticks it to DPJ in deciding name for new party. In: The Japan Times. 13. Juli 2012, abgerufen am 12. Juli 2012 (englisch).
- 瑞慶覧衆院議員 新党参加を否定. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Okinawa Times. 11. Juli 2012, ehemals im Original; abgerufen am 12. Juli 2012 (japanisch). (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- 「国民の生活が第一」が結党=小沢代表、増税阻止へ行動-49人参加、衆院第3勢力. In: Jiji Tsūshin. 11. Juli 2012, abgerufen am 12. Juli 2012 (japanisch).
- Hashimoto's pro-TPP group snubs Ozawa tieup. In: The Japan Times. 13. Juli 2012, abgerufen am 13. Juli 2012 (englisch).
- Heavyweight already in election-survival mode. Ozawa creates new party to counter Noda. In: The Japan Times. 11. Juli 2012, abgerufen am 12. Juli 2012 (englisch).
- 新党「生活」が基本政策 3本柱以外は先送り. (Nicht mehr online verfügbar.) In: MSN/Sankei News. 1. August 2012, archiviert vom Original am 1. August 2012; abgerufen am 2. August 2012 (japanisch). Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Ozawa vows new party will dethrone Noda's DPJ. In: The Japan Times. 1. August 2012, abgerufen am 2. August 2012 (englisch).
- 生活が未来に合流へ. In: The Wall Street Journal. 27. November 2012, abgerufen am 28. November 2012 (japanisch).