Knöllchen-Steinbrech
Der Knöllchen-Steinbrech (Saxifraga granulata), auch Körner- oder Körnchen-Steinbrech und Weißer Steinbrech genannt, ist eine europäische Pflanzenart, die zur Gattung Steinbrech (Saxifraga) in der Familie der Steinbrechgewächse (Saxifragaceae) gehört.
Knöllchen-Steinbrech | ||||||||||||
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Knöllchen-Steinbrech (Saxifraga granulata) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Saxifraga granulata | ||||||||||||
L. |
Beschreibung
Der Knöllchen-Steinbrech wächst als ausdauernde krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen zwischen meist 15 und 40 (50) Zentimeter. Der behaarte Stängel ist aufrecht und meist ab der Mitte verzweigt. Die Grundblätter sind 12 bis 40 Millimeter breit, rundlich-nierenförmig und haben einen lappig gekerbten Rand (angedeutet handförmig). Sie sind gestielt und ihr Stiel ist etwa eineinhalb- bis fünfmal so lang wie die Spreite. Sie sind rosettig gedrängt, erscheinen oft schon im Herbst und sind wintergrün. An der Sprossbasis in den Achseln der Grundblätter sitzen Brutzwiebeln (Bulben) als kleine Knöllchen (Name!).
Der lang gestielte Blütenstand ist rispig. Die fünfzähligen Blüten sind zwittrig. Die Kelchzipfel sind aufrecht und 3–5 Millimeter lang. Die weißen Kronblätter sind 9 bis 17 Millimeter lang. Die Staubblätter sind halb so lang wie die Kronblätter. Der Fruchtknoten ist fast ganz in die Blütenröhre eingesenkt. Die Fruchtkapsel ist fast kugelig und bis 7 Millimeter lang.
Die Blütezeit reicht von Mai bis Juni.
Die Art hat die Chromosomenzahl 2n = 52, aber auch 30, 32 46, 48, 52 und zwischen 49 und 60 schwankend.[1]
Systematik
Es gibt in Europa zwei Unterarten[2]:
- Saxifraga granulata subsp. graniticola D.A.Webb; sie kommt nur in Spanien und Nordportugal vor
- Saxifraga granulata L. subsp. granulata.
Vorkommen
Der Knöllchen-Steinbrech kommt in extensiv genutzten Grünlandgesellschaften vor, vor allem in reicheren Sandtrockenrasen, mageren Glatthafer-Wiesen, manchmal auch in Halbtrockenrasen, Sumpfdotterblumen-Wiesen und Borstgras-Rasen, außerdem an Böschungen, Dämmen, alten Deichen, Weg- und Grabenrändern. Standorte sind meist trockene bis feuchte, nährstoffarme und basenreiche Sand- und Lehmböden. Er kommt in mageren Gesellschaften der Ordnung Arrhenatheretalia vor, aber auch in bodensauren Gesellschaften des Verbands Mesobromion oder des Verbands Carpinion.[1]
Die Verbreitung in Europa konzentriert sich auf West- und Mittel-Europa. In Südeuropa geht die Art bis Sizilien und Südspanien, ja sogar bis Nordwestafrika, in Nordeuropa aber nur bis nach Mittelschweden. Dabei gibt es über weite Strecken auch Areallücken, unter anderem in Teilen des nordwestdeutschen Tieflands und der Alpen. In Österreich kommt die Art von der collinen bis zur montanen Höhenstufe vor, ist jedoch selten in allen Bundesländern außer Tirol und Vorarlberg.
Der Knöllchen-Steinbrech steht regional auf Roten Listen gefährdeter Pflanzenarten und ist in Deutschland besonders geschützt[3]. Vor allem der Rückgang mesophilen Grünlandes zu Gunsten von Intensivgrünland oder Ackerflächen ist ein Grund für starke Bestandsverluste in den letzten Jahrzehnten.
Naturheilkunde
Die Pflanze wurde in der alten Heilkunde[4] und wird noch in der Volksheilkunde und in der Homöopathie bei Grieß- und Steinleiden der Nieren und Blase angewandt (Gattungsname!).
Literatur
- X. Finkenzeller: Alpenblumen. 2003. ISBN 3-576-11482-3
- Wolfgang Adler, Karl Oswald, Raimund Fischer: Exkursionsflora von Österreich. Hrsg.: Manfred A. Fischer. Ulmer, Stuttgart/Wien 1994, ISBN 3-8001-3461-6.
- Eckhard Garve: Atlas der gefährdeten Farn- und Blütenpflanzen in Niedersachsen und Bremen. Naturschutz Landschaftspflege Niedersachsen 30, Hannover 1994. ISBN 3-922321-68-2
- Henning Haeupler, Thomas Muer: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands (= Die Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Band 2). Herausgegeben vom Bundesamt für Naturschutz. Ulmer, Stuttgart 2000, ISBN 3-8001-3364-4.
- Klaus Kaplan in Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. 3. Auflage Band IV, Teil 2 A, Seite 194–197. Blackwell-Wissenschaftsverlag Berlin 1995. ISBN 3-8263-3016-1
Belege
- Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 491.
- Jaakko Jalas, Juha Suominen, Raino Lampinen, Arto Kurtto: Atlas florae europaeae. Band 12 (Resedaceae to Platanaceae). Seite 176–177, Helsinki 1999. ISBN 951-9108-12-2
- WISIA Wissenschaftliches Informationssystem für den internationalen Artenschutz. Abgerufen am 28. Februar 2019.
- Walter Lawrence Wardale: Der Hochdeutsche Bartholomäus. Kritisch-kommentierter Text eines mittelalterlichen Arzneibuches auf Grund der Londoner Handschriften Brit. Mus. Add. 16.892, Brit. Mus. Arundel 164, Brit. Mus. Add. 17.527, Brit. Mus. Add. 34.304 [...] Hrsg. von James Follan, Dundee 1993, Text I, Nr. 148, und S. 48.
Weblinks
- Knöllchen-Steinbrech. FloraWeb.de
- Knöllchen-Steinbrech. In: BiolFlor, der Datenbank biologisch-ökologischer Merkmale der Flora von Deutschland.
- Steckbrief und Verbreitungskarte für Bayern. In: Botanischer Informationsknoten Bayerns.
- Saxifraga granulata L. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 2. November 2015.
- Karte zum Gesamtareal des Knöllchen-Steinbrechs
- Thomas Meyer: Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei Flora-de: Flora von Deutschland (alter Name der Webseite: Blumen in Schwaben)
- www.saxifraga.org