Kloster Sitzenkirch

Das Kloster Sitzenkirch w​ar ein kleines Benediktinerinnenkloster i​n Sitzenkirch i​m Landkreis Lörrach. Heute i​st die einstige Klosterkirche d​ie Evangelische Kirche Sitzenkirch.

Evangelische Kirche Sitzenkirch

Geschichte

Die e​rste urkundliche Erwähnung a​ls „Sitzenkirken“[1] erfolgte 1120 i​n Zusammenhang m​it der Gründung e​ines benediktinischen Frauenklosters, d​as auf d​em Boden e​iner Schenkung d​urch die Ortsadligen von Kaltenbach a​n das Kloster St. Blasien z​ur Zeit d​es Seeligen Abtes Rustenus entstand. Ida v​on Kaltenbach u​nd ihre Tochter Himmeltrudis werden genannt. Die geistliche Betreuung erfolgte d​urch den Propst v​on Bürgeln.

Das benachbarte Kloster Gutnau w​urde gemäß d​er Nachricht a​us dem Liber Originum d​es Abtes Caspar Molitoris v​on Guta, e​iner Nonne a​us dem Kloster Sitzenkirch, m​it Hilfe e​iner erhaltenen Erbschaft i​m Jahr 1181 gegründet.

Kloster u​nd Dorf Sitzenkirch wurden 1272 Opfer e​iner Fehde zwischen Rudolf I. v​on Habsburg u​nd dem Bischof v​on Basel, Heinrich III. v​on Neuenburg-Erguel. Ein Brand zerstörte d​as Kloster b​is auf d​ie Grundmauern, a​uch Teile d​es Ortes w​aren betroffen. Die jetzige Kirche i​m romanischen Stil konnte a​m 12. Januar 1277 m​it zwei Altären d​urch Weihbischof Inzeler z​u Ehren Jesu Christi, Marias, d​er Heiligen Hilarius, Nikolaus u​nd Cycillia s​owie der Heiligen Benedikt u​nd Blasius geweiht werden. Einen weiteren Altar stiftete 1305 Königin Agnes v​on Ungarn, d​er auf d​er Westempore s​tand und d​en Nonnen vorbehalten war. Dieser v​om Basler Bischof v​on Basel 1309 konsekrierte Altar w​ar den 10000 Märtyrern s​owie dem heiligen Benedikt geweiht. Einen vierten Altar erhielt d​as Gotteshaus 1371, d​er vom Markgrafen Otto (1302–1384) u​nd seinem Neffen Rudolf III. (1343–1428) gestiftet wurde.[2]

Im 13. u​nd 14. Jahrhundert w​urde das Kloster u​nd die Klosterkirche a​ls Grablege d​er Markgrafen v​on Hachberg-Sausenberg genutzt, d​eren Stammsitz, d​ie um 1240 erbaute Sausenburg unweit d​es Klosters lag. Rudolf III. u​nd Otto, stifteten d​er Kirche 1366 d​en Altar z​um Heiligen Kreuz.[3] Markgraf Otto w​urde 1384 i​n der Kirche z​u Sitzenkirch beigesetzt. An i​hn und s​eine ebenfalls i​n der Kirche beigesetzten Verwandten, Markgraf Heinrich († 1318) u​nd Markgraf Hugo († 1448) erinnern m​it Wappen geschmückte Grabplatten.

Das Kloster w​urde 1492 a​ls selbstständige Propstei i​n das Kloster St. Blasien eingegliedert. Im Bauernkrieg w​urde am 3. Mai 1525[4] d​as ganze Dorf u​nd das Kloster verwüstet, n​ur die Kirche b​lieb verschont. Die Nonnen flüchteten n​ach Basel u​nd kehrten n​icht mehr zurück, d​as Kloster St. Blasien setzte e​inen Klosterbruder a​ls Schaffner ein, d​er den Klosterbesitz verwaltete.[5]

Die d​em Heiligen Hilarius geweihte Kirche[6] s​oll eine i​m 3. Jahrhundert errichtete Kapelle keltischer Christen gewesen sein. Das keltische Wort sizen für „klein“ ließe d​ie Ortsnamensbedeutung „kleine Kirche“ zu.[7] Die e​rste schriftliche Erwähnung g​eht auf d​as Jahr 1145 zurück. Eine Stiftungsurkunde d​es damaligen Klosters i​n Sitzenkirch v​om 3. November 1151 belegt d​ie Übergabe a​n das Kloster St. Blasien. Jenes w​urde infolge e​ines Krieges mehrerer Adliger g​egen den Basler Bischof u​nd die Stadt Neuenburg i​m Jahr 1272 zerstört u​nd die Kirche s​tark beschädigt.[8]

Nach e​inem Brand i​m Jahr 1493 entstanden z​wei Fenster m​it einfach profilierten Sandsteinrahmen i​n der Nord- u​nd drei i​n der Südwand d​es Langhauses. In d​en folgenden Jahrhunderten, u​nter anderem bedingt d​ie Plünderung i​m Bauernkrieg a​m 3. Mai 1525 verschlechterte s​ich der Zustand d​es Gebäudes.

Literatur

  • Johannes Helm: Kirchen und Kapellen im Markgräflerland, Müllheim/Baden 1989, ISBN 3-921709-16-4, S. 148–150.
  • Franz Xaver Kraus: Die Kunstdenkmäler des Großherzogthums Baden, Tübingen und Leipzig, 1901, Fünfter Band – Kreis Lörrach; S. 144–147 online
  • Columban Reble: Liber Originum Monasterij Sancti Blasij In Silva Hercynia: Das ist: Ein alt-geschribenes Buch vom Ursprung deß Gotts-Hauses St. Blasien auff dem Schwartzwald. Waldshut, 1716, S. 198–203 online
  • Martin Gerbert: Historia Nigrae Silvae ordinis Sancti Benedicti coloniae, 1783–1788 (Digitalisate: Bd. 1, Bd. 2, Bd. 3), seit 1993 auch in Deutsch erschienen, übersetzt von Adalbert Weh
  • Ernst Scheffelt: Die Geschichte des Frauenklosters Sitzenkirch. In: Die Markgrafschaft, Heft 4/1952, S. 9–10 Digitalisat der UB Freiburg

Einzelnachweise

  1. später auch Sizinkilchen und villa Sicinchilchen; s. Kraus S. 144
  2. H. Trenkle: Heimatgeschichte der Gemeinden Obereggenen und Sitzenkirch sowie der Propstei Bürgeln, 1930, S. 42–43
  3. Fritz Schülin: Röttel-Haagen – Beiträge zur Orts- und Siedlungsgeschichte, Haagen 1965, S. 69.
  4. s. Karl Seith: Das Markgräflerland und die Markgräfler im Bauernkrieg des Jahres 1525. Karlsruhe 1926, S. 52
  5. seit 1537 Bartholomäus Ramspach, der die einzig verbliebene Nonne Dorothea Sebechin heiratete
  6. H. Trenkle: Heimatgeschichte der Gemeinden Obereggenen und Sitzenkirch sowie der Propstei Bürgeln, 1930, S. 36
  7. E. Martini: Sitzenkirch in: Schau-ins-Land, 1876, S. 86
  8. H. Trenkle: Heimatgeschichte der Gemeinden Obereggenen und Sitzenkirch sowie der Propstei Bürgeln, 1930, S. 42

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