Kloster Rathfran
Das Kloster Rathfran (englisch Rathfran Priory, irisch Prióreacht Ráth Bhrannaibh) wurde 1274 als dem heiligen Kreuz geweihtes Haus der Dominikaner gegründet im Townland Rathfran an der den Gezeitenströmen ausgesetzten Mündung des Cloonaghmore River, nur wenige Kilometer nordwestlich von Killala in der gleichnamigen Diözese.[1] Das Kloster wurde um 1577 im Rahmen der Reformation aufgehoben. Nach Unterbrechungen blieben die Dominikaner noch in Rathfran bis Ende des 18. Jahrhunderts.[2] Das Kloster gehört unter der Nummer 269 zu den nationalen Monumenten Irlands.[3]
Geschichte
Zum Gründer gibt es sehr unterschiedliche Angaben. Sir James Ware schreibt, dass nur das Gründungsjahr 1274 sicher sei, und dass es welche gebe, die die Gründung der Familie Exeter (bzw. Dexter) zuschreiben würden.[4][1] Hubert Thomas Knox sieht in Rathfran ein Tochterhaus der Dominikaner in Strade und daher Stephen de Exeter als möglichen Gründer.[5][1] Sir Richard Dexter wird jedoch ebenfalls als Gründer genannt.[6][1] Ebenfalls als möglicher Gründer wird William Liath de Burgh genannt, einer der Enkel von Richard de Burgh.[7][2][1] Benedict O’Sullivan sieht dies jedoch skeptisch, da William Liath de Burgh vermutlich eher noch zu jung zu dieser Zeit gewesen ist und die de Burghs damals noch keine Besitzungen in Nord-Connacht hatten. Stattdessen sieht er eine mögliche Verbindung zu den Augustiner-Chorherren in Mullingar, die trotz der Entfernung die Kirchengemeinde in Rathfran betreuten. Das lag daran, dass die Familie Petit, die das Haus in Mullingar um 1227 gründete und weiter förderte, die Baronie Tirawley, zu der Rathfran gehört, zu ihren Besitztümern in Folge der Eroberung Connachts zählte. Hugh Fenning sieht diese Annahme bestätigt durch eine 1647 in Rom zusammengestellte Liste der irischen Dominikanerklöster, die die Familie Petit als Gründer und die Familie O’Dowd als Förderer nennt.[8][9]
1438 verfielen einige Bauten des Klosters und dem Kloster fehlten noch ein Refektorium, ein Glockenturm und eine Glocke, so dass ein Ablass für die gewährt wurde, die das Kloster besuchten und Almosen gaben. 20 Jahre später wurde berichtet, dass durch Kriege und andere Ereignisse das Kloster in erheblichem Maße gelitten habe und verarmt sei.[1] 1513/1514 hielt sich Edmund de Burgh, der seinen Sitz in Castlebar hatte und Herrscher des nördlichen Connacht war, in dem Kloster auf und wurde dort von Söhnen seines Bruders William ermordet.[10][11][12][1][13][14]
Zum Besitz des Klosters gehörten zwei Quarter[15] Land. Es gibt Indizien, die dahin deuten, dass die Bewohner auf diesem Landbesitz ihren für ihre Kirchengemeinde bestimmten Zehnt an das Kloster zahlten, das dafür sich um die Kirchengemeinde kümmerte. Ähnliche Belege gibt es auch für Athenry, Cloonameehan,[16] Galway, Roscommon, Sligo, Tralee, Tulsk, und Urlaur.[17] Es könnte aber auch sein, dass es sich dabei nur um Abgaben aus den Ernteerträgen handelte.[18][19][20]
Bereits früh nach der Reformation war das Kloster in keinem guten Zustand. In einem Bericht des Provinzials David Brown, der für das Generalkapitel in Rom 1558 eingereicht wurde, wird Rathfran zu den Klöstern gezählt, die sich in einem baufälligen Zustand befinden. Ebenfalls wird Rathfran mit aufgezählt in einer Liste, die für den von 1571 bis 1578 amtierenden Ordensmeister Seraphinus Cavalli zusammengestellt wurde. In den Berichten für 1574 und 1576 wird Rathfran nicht mehr erwähnt.[21]
Um 1577 wurde das Kloster aufgehoben, die Besitztümer erfasst und der Landbesitz an Thomas Dexter übergeben.[1] Ende des 16. Jahrhunderts war Connacht im Zentrum einer Auseinandersetzung zwischen den „neuen Engländern“, die frisch nach Irland kamen, um die englische Herrschaft durchzusetzen, und den „alten Engländern“, zu denen auch die Zweige der de Burghs zählten, die Connacht bis dahin beherrschten. Zu den neuen gehörte Sir Richard Bingham, der mit einer Geldzahlung von £ 1.500 sich das Amt des Lord President von Connacht zuschanzen ließ. Formal setzte er die Interessen Englands durch, sein eigentlicher Schwerpunkt lag jedoch im Erwerb neuer Ländereien und Einkünfte. Dabei kam er auch in Konflikt mit dem Zweig der MacWilliams de Burgh, die den Norden Mayos und damit auch die Region um Rathfran beherrschten.[22][23] Im Rahmen dieser Auseinandersetzung gab es 1590 einen Feldzug Binghams, der ihn in den Norden Mayos führte, wo er die zur Diözese Killala gehörenden Klöster Rathfran, Moyne und Rosserk niederbrannte. Die Klosteranlage in Rathfran ist seitdem eine Ruine.[24][1]
In einer 1637 von Dominic Burke, Prokurator der Dominikaner in Rom, zusammengestellten Liste der noch aktiven Dominikaner in Connacht wird von einigen Aktivitäten berichtet, Rathfran jedoch als verwaist gelistet.[21] Dennoch gelang es später noch einigen Dominikanern, sich in der Nähe der Klosterruine anzusiedeln. Thomas Burke, Historiker der Dominikaner im 18. Jahrhundert, besuchte selbst Rathfran im Jahr 1756 und traf noch fünf Dominikaner an, die in einem strohbedeckten Cottage im Townland Mullaghnacroishe lebten, etwa 300 m vom alten Kloster entfernt.[7][25] Der letzte Dominikaner in Rathfran, Denis Meagher, starb zwischen 1785 und 1789.[2][13]
Architektur
Das Kloster in Rathfran gehörte zu den vergleichsweise großen klösterlichen Anlagen in Irland. Wegen der umfangreichen Nebengebäude gehört Rathfran zu den wenigen Klöstern, die über zwei Innenhöfe verfügten.[26] Von diesen sind aber nur Grundmauern erhalten, die erst 1929/1930 wiederentdeckt wurden, als das Board of Works umfangreiche Arbeiten an der Klosterruine vornahm, um sie vor dem weiteren Verfall zu bewahren.[27] Nennenswert erhalten sind nur das Kirchenschiff und das später hinzugekommene südliche Seitenschiff. Das Maßwerk des gotischen Ostfensters schloss drei langgezogene Fensterflächen ein, die oben jeweils durch Dreipässe abgeschlossen wurden. Auf der Südseite des Chors waren fünf Lanzettfenster, die später baulich verändert wurden. Im Chorbereich sind auf der südlichen Seite Sedilien und eine Piscina zu erkennen, und gegenüber befinden sich zwei Wandnischen mit Gräbern, die mit mehrblättrig geformten Randfassungen versehen sind.[26] Einen Turm oder eine sonstige sichtbare Trennung zwischen Kirchenschiff und dem Chor gibt es nicht. Vermutlich ist der Lettner nur in Holz ausgeführt worden.[28]
Späteren Datums ist das südliche Seitenschiff, das nur mit einem einfachen Durchgang mit dem Hauptschiff verbunden ist. Am östlichen Ende des Seitenschiffs findet sich ein spätgotisches Fenster mit Maßwerk, das aus zwei langgezogenen Fensterflächen besteht, die nach oben hin mit zwei tropfenförmigen Vierpässen und ganz oben mit einem kreuzförmigen Vierpass abgeschlossen werden.[29]
Weblinks
Anmerkungen
- Aubrey Gwynn, R. Neville Hadcock: Medieval Religious Houses Ireland. Longman, London 1970, ISBN 0-582-11229-X, S. 220, 228.
- John O’Heyne: Irish Dominicans of the Seventeenth Century. Reprinted with an English Translation, and an Appendix Containing Historical Sketches of all the Ancient Dominican Foundations in Ireland. Hrsg.: Ambrose Coleman. William Tempest, Dundalk 1902, S. Anhang: 93–94.
- National Monuments in State Care: Mayo. Abgerufen am 24. Oktober 2016.
- Sir James Ware: De Hibernia & antiquitatibus ejus disquisitiones. London 1654, S. 223.
- Hubert Thomas Knox: The History of the County of Mayo. To the close of the sixteenth century. Hodes, Figgis & Co., Dublin 1908, S. 95 (archive.org).
- Lord Killanin, Michael V. Duignan: The Shell Guide to Ireland. 2. Auflage. Ebury Press, London 1967, S. 330.
- Thomas Burke: Hibernia dominicana. 1762, S. 279–281.
- Benedict O’Sullivan: Medieval Irish Dominican Studies. Hrsg.: Hugh Fenning. Four Courts Press, Dublin 2009, ISBN 978-1-84682-151-6, S. 54–55.
- Hugh Fenning: Founders of Irish Dominican Friaries. An Unpublished List of c. 1647. In: Collectanea Hibernica. Nr. 44/45. Franciscan Province of Ireland, 2003, S. 56–62.
- Eintrag U1513.21 in den Annalen von Ulster
- Eintrag M1513.8 in den Annalen der vier Meister
- Martin J. Blake: Notes on the Place Names Mentioned in Browne's Map of Mayo, 1584 (Continued). In: Journal of the Galway Archaeological and Historical Society. Vol. 6, Nr. 3. Galway Archaeological & Historical Society, 1910, S. 182–185.
- J. F. Quinn: History of Mayo. Hrsg.: Brendan Quinn. Volume 5. Ballina 2002, ISBN 0-9519280-5-8, S. 14.
- Edmund de Burg aus dem Zweig der MacWilliams war der 10. Lord von Lower Connacht. Übersicht des Familienzweigs der MacWilliam Burkes: T. W. Moody, F. X. Martin, F. J. Byrne (Hrsg.): A New History of Ireland. Band IX, ISBN 978-0-19-959306-4, S. 171.
- Quarter (irisch ceathrú, „Viertel“) als Flächenmaß gehen auf die traditionelle Flächenaufteilung der Townlands zurück, wobei in Connacht ein Townland (irisch baile) in vier Quarter aufgeteilt wurde. Siehe S. 318 ff. in Thomas McErlean: The Irish Townland System of Landscape Organisation. In: Terence Reeves-Smyth, Fred Hamond (Hrsg.): Landscape Archaeology in Ireland. British Archaeological Reports, Oxford 1983, ISBN 0-86054-216-5, S. 315–339.
- auch Clooneymeaghan genannt
- auch Urlan genannt
- Thomas S. Flynn: The Irish Dominicans 1536-1641. Four Courts Press, Dublin 1993, ISBN 1-85182-122-8, S. 82.
- Benedict O’Sullivan: Medieval Irish Dominican Studies. Hrsg.: Hugh Fenning. Four Courts Press, Dublin 2009, ISBN 978-1-84682-151-6, S. 166–167.
- Colmán Ó Clabaigh: The Friars in Ireland 1224-1540. Four Courts Press, Dublin 2012, ISBN 978-1-84682-225-4, S. 136.
- Thomas S. Flynn: The Irish Dominicans 1536-1641. Four Courts Press, Dublin 1993, ISBN 1-85182-122-8, S. 44, 68, 70–71.
- Colm Lennon: Sixteenth-Century Ireland. The Incomplete Conquest. Gill & Macmillan, Dublin 1994, ISBN 0-7171-1623-9, S. 254–255.
- Nicholas Canny: Making Ireland British 1580-1650. Oxford University Press, Oxford 2001, ISBN 0-19-820091-9, S. 77–98.
- William M. Hennessy (Hrsg.): The Annals of Loch Cé. A Chronicle of Irish Affairs From A.D. 1014 To A.D. 1590. Vol. II. Stationary Office, Dublin 1939, S. 508 (archive.org).
- Proceedings. In: Journal of the Royal Society of Antiquaries of Ireland. Fifth Series, Vol. 8, Nr. 3. Royal Society of Antiquaries of Ireland, 1898, Rathfran and its Monastery, S. 293–295.
- Harold G. Leask: Irish Churches and Monastic Buildings II. Gothic Architecture to A.D. 1400. Dundalgan Press, Dundalk 1960, S. 117–118.
- Benedict O’Sullivan: Medieval Irish Dominican Studies. Hrsg.: Hugh Fenning. Four Courts Press, Dublin 2009, ISBN 978-1-84682-151-6, S. 110.
- Colmán Ó Clabaigh: The Friars in Ireland 1224-1540. Four Courts Press, Dublin 2012, ISBN 978-1-84682-225-4, S. 136.
- Harold G. Leask: Irish Churches and Monastic Buildings III. Medieval Gothic: The Last Phases. Dundalgan Press, Dundalk 1960, S. 125–126.