Klockmannhaus
Das Klockmannhaus ist ein zum Hostel umgebautes ehemaliges Geschäftshaus in Hamburg-St. Georg. Es steht an der Ecke Kirchenallee/Steintorplatz/Steintorweg in unmittelbarer Nachbarschaft zum Hamburger Hauptbahnhof. Der Backsteinbau ragt mehrere Stockwerke über die angrenzende Bebauung hinaus. Das Objekt ist als Kulturdenkmal mit der Objekt-ID 29214 ausgewiesen.
Baugeschichte und Nutzung
Das ursprüngliche Gebäude wurde im Jahr 1870[1] als Savoy-Hotel im neoklassizistischen Baustil errichtet. Architekt war Eduard Averdieck. 1900 erfolgte der erste Umbau durch die Architekten Leon Frejtag und Hermann Wurzbach.
Eine weitere, grundlegende Umgestaltung gab es dann 1925, nachdem der Lederwarenunternehmer Ernst Klockmann das Haus gekauft hatte, um es zum Stammsitz seiner Firma zu machen. Die Pläne dazu stammten von Rudolf Klophaus, August Schoch und Erich zu Putlitz. Durch eine in das alte Gebäude getriebene Stahlkonstruktion wurde es möglich, den Bau auf insgesamt acht Geschosse aufzustocken. Damit war das Klockmannhaus eines der ersten Hochhäuser in Hamburg. Außerdem erhielt das Haus eine Klinkerfassade, die sich mit expressionistischen Bauformen von den umgebenden Putzbauten absetzte.
Im Zweiten Weltkrieg erhielt das Klockmannhaus eine Flak-Stellung auf dem Dach und wurde durch Brandbomben beschädigt.
Zu den Mietern von Räumlichkeiten im Klockmannhaus gehörte unter anderem das Hamburg Akustik Studio. Hier spielten die Beatles am 15. Oktober 1960 ihre ersten Songs mit ihrem neuen Schlagzeuger Ringo Starr ein[2]. Konkret wurden die Songs Summertime, Fever und September Song aufgenommen[3].
Der Enkel von Ernst Klockmann verkaufte das Gebäude im Jahr 2001 nach einer schweren Erkrankung. Danach stand es unter wechselnden Eigentümern jahrelang zum großen Teil leer.
Der dritte Umbau wurde von 2009 bis 2011 realisiert. Unter Beibehaltung der äußeren Erscheinung erfolgte die Umgestaltung zu einem Hostel mit Gastronomie im Erdgeschoss. Investor und Betreiber waren die britische Generator Hostels Ltd. Die Planung übernahm das Architekturbüro coido architects, zu dem die Architekten Sven Ove Cordsen, Jan H. Ipach und Henk Döll gehören.
- Klockmannhaus im Jahr 1950
mit umfangreicher Werbebeschriftung - Klockmannhaus während des Umbaus zum Hostel im Jahr 2011
- Baudetail:
Dreiecksformen waren bei expressionistischen Bauten verbreitet.
Baubeschreibung
Das achtgeschössige Gebäude zeigt eine schlichte Lochfassade mit einigen expressionistischen Gestaltungselementen. Es ist deutlich als Eckhaus angelegt. Die beiden Straßenecken zum Steintorplatz wurden nicht rechtwinklig ausgeführt, sondern durch eine Schrägung abgestumpft. Die Schrägungen sind jeweils durch eine Doppelreihe nahe zusammenstehender Fenster hervorgehoben.
Abweichend vom vorherrschenden Klinkermauerwerk hat man die Sockelgeschosse mit Werkstein verblendet. Die Fassade ist gegliedert durch Gesimse über den Sockelgeschossen dem 5. und 7. Geschoss. Außerdem zeigen die Gebäudekanten dreieckige, lisenenartige Vorsprünge, die die Vertikale betonen. Über dem 8. Geschoss erstreckt sich ein geschosshoher fensterloser Bereich, der als Werbeträger genutzt wurde und wird.
Literatur
- Dominik Schendel: Architekturführer in Hamburg, ISBN 978-3-86922-242-4
- Ralf Lange: Das Hamburger Kontorhaus – Architektur, Geschichte, Denkmal, Hamburg 2015, ISBN 978-3-86218-067-7
Anmerkungen
- Unklarheiten bestehen hinsichtlich des Baujahrs des Erstgebäudes: Während Ralf Lange dieses mit 1857 angibt (siehe Literatur Lange S.274), legt Dominik Schendel es auf 1870 fest (siehe Literatur Schendel S.189).
- Szene-Unterkunft zieht ins historische Klockmannhaus. In: abendblatt.de. Hamburger Abendblatt, 6. Januar 2012, abgerufen am 19. Juli 2017.
- Aufnahmen 1957-1961. In: macmoldis.de. beatlesseite.de, abgerufen am 19. Juli 2017.