Kleisthenes von Athen
Kleisthenes von Athen (altgriechisch Κλεισθένης Kleisthénēs, im Deutschen auf der ersten Silbe betont; * um 570 v. Chr.; † nach 507 v. Chr.) war ein Politiker und Staatsmann im Athen des 6. Jahrhunderts v. Chr. Sein Name ist untrennbar verbunden mit den 508/507 v. Chr. durchgeführten Kleisthenischen Reformen, die in der Geschichtsforschung als Meilenstein auf dem Weg zur attischen Demokratie angesehen werden.
Kleisthenes stammte aus der Familie der Alkmeoniden und war der Sohn des Megakles. Seine Mutter Agariste war die Tochter des sikyonischen Tyrannen Kleisthenes. Kleisthenes von Athen wurde wahrscheinlich bereits unter dem Tyrannen Hippias im Jahr 525/24 v. Chr. Archon.[1] Die Alkmeoniden gehörten zu den Eupatridai, den einflussreichen attischen Adelsgeschlechtern, und waren damit potentielle Rivalen der Peisistratiden-Tyrannis. Vielleicht bald nach seinem Archontat verließ Kleisthenes mit den Alkmeoniden Athen, um von außerhalb gegen die Peisistratiden zu mobilisieren. Mit finanziellen Zuwendungen an das Orakel von Delphi, die der baulichen Ausgestaltung dienten, wurde die dortige Priesterschaft gegen das Athener Tyrannen-Regime eingenommen. Durch entsprechende Orakelsprüche wurden die Spartaner für Pläne zu einem Sturz der Peisistratiden gewonnen, den Kleomenes I. mit der Vertreibung des Hippias 510 v. Chr. schließlich bewirkte.
Nun kehrten Kleisthenes und die Alkmeoniden aus dem Exil zurück nach Athen. Zunächst Verbündeter, wurde der 508/507 v. Chr. als Archon amtierende Isagoras zum Gegenspieler des auf eine tiefgreifende Reform zielenden Kleisthenes. Nach Intervention des Spartanerkönigs Kleomenes I. zugunsten von Isagoras verließen Kleisthenes und seine politischen Gefährten Athen erneut, konnten aber bald zurückkommen, weil der Rat als Repräsentant weiter Teile der Bürgerschaft sich nun gegen Isagoras und sein zahlenmäßig kleines spartanisches Unterstützerkorps wendete. Kleisthenes erhielt damit endgültig die Gelegenheit, die politischen Strukturen der attischen Polis durch ein einschneidendes Reformwerk grundlegend neu zu ordnen, und zwar auf eine Weise, die eine Durchmischung der Bürgerschaft bewirkte und die ihn für Herodot zum Demokratie-Begründer machte.
Ungeklärt ist, ob auf Kleisthenes bereits die Einführung des Ostrakismos zurückgeht, die mit seinem der Isonomie verpflichteten Reformansatz übereinzustimmen scheint und ihm in dem Werk Athenaion Politeia zugeschrieben wird. Über das weitere Schicksal des Kleisthenes jenseits seines Reformwerks schweigen die überlieferten Quellen.
Quellen
- Herodot 5,62; 5,66–70; 5,72
- Thukydides 6,59,4
- Aristoteles, Athenaion politeia 20–22; 28
Literatur
- Ulrich Kahrstedt: Kleisthenes 2. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band XI,1, Stuttgart 1921, Sp. 620 f. (Digitalisat).
- Hans Gärtner: Kleisthenes 2. In: Der Kleine Pauly (KlP). Band 3, Stuttgart 1969, Sp. 234.
Einzelnachweise
- Kai Brodersen, Wolfgang Günther, Hatto H. Schmidt (Hrsg.): Historische Griechische Inschriften in Übersetzung. Band 1, Nr. 17. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1992.