Klausurmacher

Der Klausurmacher (auch Klausurenmacher) i​st ein ausgestorbener Beruf. Das Gewerbe d​es Klausurmachers entsprach i​m Wesentlichen d​em eines Gürtlers, d​er sich a​uf die Fertigung v​on Buchschließen u​nd Buchbeschlägen für besonders wertvolle Bücher w​ie Bibeln, Gebets- u​nd Andachtsbücher spezialisierte.[1]

Der Clausurmacher

Berufsbild

„Clausurmacher“ (von latein.: claudere, deutsch: schließen) machten "clausuren u​nd gesperre", w​ie auch d​ie Schlösser, Haken, Heftel, Ecken u​nd Buckeln a​n die Bücher, d​ie sie j​e nach Kundenauftrag kunstvoll trieben, gossen, schlugen, u​nd glatt o​der durchbrochen, a​us Eisen, Messing, Silber, versilbert o​der vergoldet herstellten.[1] Buckeln s​ind erhabene Rundungen a​ls metallener Zierrat a​n den beschlagenen Büchern.[2]

In Europa etablierten s​ich im 14. b​is 16. Jahrhundert d​ie sogenannten „clausurmacher“, d​ie hohes Ansehen genossen.[3] Anfänglich wurden d​ie Buchbeschläge i​n Buchbindereien u​nd Schmiedewerkstätten d​er Klöster hergestellt, später v​on Kunsthandwerkern i​n den Städten.[4] Wo e​s nur Gürtler gab, konnten d​ie reisenden Gesellen f​reie Zehrung genießen.[5] Die Klausurmacher w​aren dem „geschenkten“ Handwerk d​er Gürtler offiziell zugehörig.[6][4] Bei geschenkten Handwerken bestand Wanderzwang, d​ie wandernden Gesellen hatten Anspruch a​uf eine Wanderunterstützung (Geschenk) seitens d​es Handwerks.[7]

Gürtler, Spangen- u​nd Clausurmacher a​us Nürnberg erhielten 1716–1766 e​in Privileg über i​hre Waren.[8] Berühmt w​aren die Arbeiten d​er deutschen, französischen u​nd besonders a​ber die Danziger Klausurmacher. Danzig s​oll einer d​er letzten Herstellungsorte v​on Buchbeschlägen u​nd -schließen i​m 19. Jahrhundert gewesen sein.[4][3]

Klausurmacher hießen a​uch Gesperrmacher – Gesperre meinte d​ie Haken u​nd Schließen a​m Buchbeschlag.[3][9] Ihre Aufgabe war, d​ie Gesperre für d​ie Bucheinbände, d​ie aus z​wei Holzdeckeln m​it Lederüberzug bestanden, dermaßen z​u fabrizieren, sodass d​ie Deckel zusammengepresst werden konnten, d​a Holz, Pergament u​nd Papier leicht Feuchtigkeit aufnehmen u​nd zu Welligkeit neigen.[1][3][6]

Einzelnachweise

  1. Johann Georg Krünitz, Friedrich Jakob Flörke, Heinrich Gustav Flörke, Johann Wilhelm David Korth, Carl Otto Hoffmann: Oekonomische encyklopädie. J. Pauli, 1776 (google.de [abgerufen am 8. Juli 2018]).
  2. Wörterbuchnetz - Grammatisch-Kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart. Abgerufen am 8. Juli 2018.
  3. Georg Adler: Handbuch Buchverschluss und Buchbeschlag. Terminologie und Geschichte im deutschsprachigen Raum, in den Niederlanden und Italien vom frühen Mittelalter bis in die Gegenwart. Reichert, Wiesbaden 2010, ISBN 978-3-89500-752-1, S. 5459.
  4. Carl Günther Ludovici: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns Lexicon, woraus sämmtliche Handlungen und Gewerbe, mit allen ihren Vortheilen, und der Art, sie zu treiben, erlernet werden können; C bis G. Zweyter Theil. Verlegts Bernhard Christoph Breitkopf und Sohn, 1767, S. 399400 (google.de [abgerufen am 6. Juli 2018]).
  5. Abbildung der Gemein-Nützlichen Haupt-Stände Von denen Regenten Und ihren So in Friedens- als Kriegs-Zeiten zugeordneten Bedienten an, biß auf alle Künstler Und Handwercker: Nach Jedes Ambts- und Beruffs-Verrichtungen, meist nach dem Leben gezeichnet und in Kupfer gebracht, auch nach Dero Ursprung, Nutzbar- und Denkwürdigkeiten, kurz, doch gründlich beschrieben, und ganz neu an den Tag geleget. Christoph Weigel, 1698, S. 338 (google.de [abgerufen am 6. Juli 2018]).
  6. Eike Barbara Dürrfeld: Die Erforschung der Buchschließen und Buchbeschläge. Abgerufen am 6. Juli 2018.
  7. Nürnberg, Reichsstadt: Handwerk – Historisches Lexikon Bayerns. Abgerufen am 10. Juli 2018 (deutsch (Sie-Anrede)).
  8. AT-OeStA/HHStA RHR Grat Feud Gewerbe-, Fabriks- und Handlungsprivilegien 3-2-1 Gürtler, Spangen- und Clausurmacher aus Nürnberg erhalten Privileg über ihre Waren, 1716-1766 (Akt (Sammelakt, Grundzl., Konvolut, Dossier, File)). Abgerufen am 6. Juli 2018.
  9. Johann Karl Gottfried Jacobsson: Johann Karl Gottfried Jacobssons Technologisches Wörterbuch, oder, Alphabetische Erklärung aller nützlichen mechanischen Künste, Manufakturen, Fabriken und Handwerker: wie auch aller dabey vorkommenden Arbeiten, Instrumente, Werkzeuge und Kunstwörter, nach ihrer Beschaffenheit und wahrem Gebrauche. Nicolai, 1782, S. 72 (google.de [abgerufen am 6. Juli 2018]).
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