Kipplaufwaffe
Kipplaufwaffen sind Handfeuerwaffen, meistens Langwaffen, Revolver und einschüssige Scheibenpistolen, bei denen durch Abkippen des Laufes oder des Laufbündels das Patronenlager freigegeben und so das Laden ermöglicht wird. Auch Druckluftwaffen wie Luftgewehre werden meist durch Abkippen des Laufes wieder schussbereit gemacht.
Technik
Moderne Kipplaufwaffen verfügen über Auszieherkrallen oder Ejektoren, die beim Öffnen der Waffe die leeren Hülsen aus dem Patronenlager ziehen oder auswerfen und dadurch das Nachladen erleichtern. Das Kipplaufsystem wird meistens bei Jagdgewehren[1] wie Flinten, Büchsen, kombinierten Waffen, sowie bei Revolvern und Signalpistolen verwendet. Bei einläufigen Büchsen und Flinten hat sich das Repetiersystem durchgesetzt.
Kipplaufwaffen sind ohne Hilfsmittel in folgende Teile zerlegbar:
- Lauf oder Laufbündel
- Vorderschaft
- Hinterschaft mit angeschraubter Basküle
Bei modernen Flinten und beim klassischen Drilling werden die Schlosse überwiegend beim Abknicken der Läufe gespannt. Die Waffe ist damit nach dem Laden und Verschließen wieder schussbereit. Bei einigen Drillingen wird eine separate Kugelspannung verwendet.
Kipplaufbüchsen verfügen meist über einen auf der Oberseite der Basküle liegenden Spannschieber, der je nach Modell für jeden Schuss separat gespannt wird.
Flinten und Kugelwaffen mit einem oder mit zwei nebeneinander liegenden Läufen werden auch mit außen liegenden Hähnen ausgeführt.
Verschlüsse
Folgende Verschlusssysteme für Kipplaufwaffen sind gebräuchlich:
- Greenerverschluss
- Kerstenverschluss oder Doppelgreener
- Purdeyverschluss
- Flankenverschluss
- Laufhakenverriegelung oder Keilverschluss
- Kippblockverschluss
Schlosse
Folgende Schlosse sind gebräuchlich und als Oberkategorien anzusehen:
- Kastenschloss
- Seitenschloss
- Blitzschloss
- Zwei- oder Einschlosshandspannsysteme
Typen
Langwaffen
Folgende Waffentypen sind gebräuchlich. Die Kombinationsmöglichkeiten von Läufen sind nur durch die Fähigkeiten des Büchsenmachers und durch die Bedienbarkeit limitiert:
- Kipplaufbüchse – ein Kugellauf
- Einläufige, einschüssige Flinten
- Doppelbüchse – zwei nebeneinanderliegende Kugelläufe gleichen Kalibers
- Bockbüchse – zwei übereinander liegende Kugelläufe gleichen Kalibers
- Bergstutzen – zwei übereinander liegende Kugelläufe unterschiedlichen Kalibers
- Doppelflinte – zwei nebeneinander liegende Flintenläufe gleichen Kalibers
- Bockflinte – zwei übereinander liegende Flintenläufe gleichen Kalibers
- Bockbüchsflinte – übereinander liegende Kugel- und Flintenläufe
- Büchsflinte – nebeneinander liegende Kugel- und Flintenläufe
- Normaldrilling – zwei nebeneinander liegende Flintenläufe gleichen Kalibers und mittig darunter angeordneter Kugellauf
- Drilling, Kugellauf oben – zwei nebeneinander liegende Flintenläufe gleichen Kalibers und mittig darüber angeordneter Kugellauf
- Doppelbüchsdrilling – zwei nebeneinander liegende Kugelläufe gleichen Kalibers und mittig darunter angeordneter Flintenlauf
- Bockbüchsdrilling – Triumphblock, Flintenlauf und zwei, schräg untereinander angeordnete, Kugelläufe unterschiedlichen Kalibers
- Büchsflintendrilling – zwei gleiche Kugelläufe und ein Schrotlauf, Anordnungsbasis von Büchsflinte, senkrecht gespiegelte Anordnung bei Blaser-Duo
- Waldläuferdrilling – zwei nebeneinander liegende Flintenläufe und darüber angeordneter Kugellauf in einem Schonzeitkaliber (z. B. .22 Hornet)
- Vierling – T-Vierling (T-Form), Schienenvierling oder Doppelbüchsvierling in Kreuzform angeordnete Läufe, oft mit zwei Flinten- und zwei Kugelläufen oder als Safarivierling mit vier Kugelläufen (meist zwei bis drei verschiedene Kaliber)
Anmerkung: Verschiedentlich werden Waffen mit übereinander angeordneten Läufen als „Bockdoppelbüchse/flinte“ bezeichnet. Hierbei handelt es sich um einen Pleonasmus („weißer Schimmel“). In der Waffentechnik werden übereinander liegende Läufe korrekt mit „Bock…“ („aufgebockt“), nebeneinanderliegende Läufe mit „Doppel…“ bezeichnet. Eine „Bockdoppelwaffe“ müsste also vier Läufe aufweisen.
Kurzwaffen
- Smith & Wesson No 1 (tip-up action)
- Enfield-Revolver (top-break action)
- Webley-Revolver (top-break action)
- Smith & Wesson No 3 (top-break action)
- Smith & Wesson DA (top-break action)
Literatur
- Heinrich Weidinger: Jagdwaffen zwischen Tradition und Fortschritt. Neumann-Neudamm, Melsungen März 2008, ISBN 978-3-7888-1089-4.
- Walter Lampel, Richard Mahrholdt, Jürgen Ahlborn: Waffenlexikon. BLV Verlagsgesellschaft, München u. a. 1998, ISBN 3-405-15369-7.
- Klaus-Peter König: Das große Buch der Waffentechnik. Gewehre, Flinten und automatische Waffen im Detail. Motorbuch Verlag, Stuttgart 1984, ISBN 3-613-01004-6.
- Ilse Haseder, Gerhard Stinglwagner: Knaurs Großes Jagdlexikon, Augsburg 2000, ISBN 3-8289-1579-5.
Einzelnachweise
- Haseder, S. 397