Kibbuzbewegung
Die Kibbuzbewegung (hebräisch התנועה הקיבוצית, HaTenu'a HaKibbuzit) ist die 1999 durch Zusammenschluss gegründete Dachorganisation der säkularen, d. h. allermeisten Kibbuzim in Israel. Zurzeit zählt diese Kibbuzbewegung 273 Kibbuzim in Israel mit einer Gesamteinwohnerzahl von 120.000.[1]
Daneben gibt es mit 16 Kibbuzim noch die kleine Vereinigung der religiösen Kibbuzim, Religious Kibbutz Movement, 1935 gegründet.
Geschichte
Nachdem der erste Kibbuz Deganja A im Jahre 1909 gegründet worden war, bildete sich 1925 die erste Dachorganisation, nämlich Chewer HaKwutzot. Sie war der linken Mitte zuzuordnen und versuchte, auch mit der politischen Rechten der jüdischen Bevölkerung im Kontakt zu bleiben.
1927 gründete sich als Alternative die Organisation Kibbutz HaMeuchad, weiter links stehend, und „bevorzugte den Großkibbutz als Vorreiter einer Großkommune auf nationaler Ebene.“[2]
1928 gründete sich die am weitesten links stehende Dachorganisation Kibbutz HaArtzi (mit der linkssozialistischen Mapam-Partei verbunden, heute Meretz-Partei). 1998 vertrat sie 85 Kibbuzim.
Die politischen Auseinandersetzungen drehten sich im Kern immer um die Frage, welches Recht die (klassisch bürgerliche) Individualität (einschließlich der Kleinfamilie) in einem kollektiven Lebensmodell noch hat. Nach der Gründung des Staates Israel verstärkten sich diese Differenzen.[3]
1951 trennten sich so die sozialdemokratischen Kibbuzniks der linken Mitte (Ben Gurion, Mapai-Partei) von der Organisation Kibbutz HaMeuchad, gingen mit der Chewer HaKwutzot zusammen und bildeten die neue Dachorganisation Ichud HaKvutzot VeHaKibbutzim. Die 1951 verbliebenen Mitglieder der Organisation Kibbutz HaMeuchad standen der sozialistischen Partei Achdut haAwoda nahe. Aus dieser Zeit stammen die Teilungen von Kibbuzim, die räumlich (meist von einem gemeinsamen Sicherheitszaun umgeben) zusammenblieben, aber an den gemeinsamen Kibbuznamen ein ‚Ichud‘ oder ‚Me'uchad‘ anhängten, zum Beispiel Aschdot Ja’akov oder En Harod. Ichud und Kibbutz Hameuchad schlossen sich 1979 zur „Vereinigten Kibbuz-Bewegung“[2] HaTenu'a HaKibbuzit HaMeuchedet (abgekürzt Hatakam) zusammen und machten so die Trennung von 1951 rückgängig.
Im Zuge der politischen und wirtschaftlichen Krise der Kibbutzim vereinigten sich schließlich 1999 Hatakam und die linkssozialistische Organisation Kibbutz HaArtzi zur heutigen HaTenu'a HaKibbuzit.
Literatur
- Fela Yizhaki: Der Kibbuz von damals. Berlin 1993, ISBN 3-89468-096-2.
- Claus Stefan Becker: Kibbuz, Moschaw und Freiwilligendienste – Israel. Freiburg 1997, ISBN 3-86040-010-X.
Weblinks
Einzelnachweise und Anmerkungen
- The Kibbutz Movement – Planting hope for future generations. (Memento des Originals vom 13. Oktober 2013 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (PDF; 1,9 MB), S. 4 (englisch).
- Michael Wolffsohn, Douglas Bokovoy: Israel. Opladen 1995 (4. Auflage), ISBN 3-8100-1310-2, S. 344.
- Diese Auseinandersetzungen sind politikgeschichtlich insofern ein bemerkenswertes Ausnahme-Phänomen, als es eigentlich die politische Regel ist, dass ein Staat sich keine großen Differenzen leistet und demokratische Diskussionsprozesse reduziert, wenn er von außen in seiner Existenz bedroht ist, wie Israel es durch den Vernichtungswillen praktisch der gesamten arabischen Welt in den 1950er Jahren war.