Karl Flemisch
Leben und Werk
Flemisch war von Beruf Anstreicher[1] und begann seine Karriere als Volkssänger um die Jahrhundertwende bei einer der so genannten ambulanten Sonntagsgesellschaften. Das waren Vereinigungen, die nur an Wochenenden auftraten, da ihre Mitglieder die Woche über im bürgerlichen Berufsleben standen. Sie hatten auch keine festen Spielorte, und als Honorar mussten sie sich oft mit nur einem warmen Abendessen zufriedengeben – zu dem, was sie beim „Abwackeln“[2] bei den Zuschauern für sich einsammeln konnten.
Flemisch blieb nie lange bei einer Gesellschaft, er wechselte oft.[1] Nachdem er es selbst bereits zu einiger Bekanntheit[3] gebracht hatte, war er ab 1915 Partner bei den Auftritten von Karl Valentin und Liesl Karlstadt im Varietésaal „Wien-München“ im Hotel Wagner[4] in der Münchner Sonnenstraße, z. B. in dem berühmten Alpensänger-Terzett[5] und in der „Orchesterprobe“[6]. Später war er dann im Hotel Peterhof[7] und an der Seite von August Junker[8] und Hans Blädel zu sehen.
Flemisch ist in einem Filmfragment aus dem Jahr 1913 festgehalten, das in Karl Valentins Atelier am Platzl in München aufgenommen wurde.[9]
Flemisch spielte 1929 in dem Franz-Seitz-Film „Links der Isar – rechts der Spree“ als ‘Xaver Speckmaier’ an der Seite von Albert Paulig und dem Weiß Ferdl mit[10].
Flemisch starb 1937. Sein Grab befindet sich auf dem Friedhof am Perlacher Forst.
Literatur
- Susanne von Goessel: Münchener Volkssänger, Unterhaltung für Alle. In: Till, Karl Valentin – Volkssänger? Dadaist?, Seite 26–49.
- Erwin Münz/Joseph Schrittenloher: Der Münchener Volkssänger-Verband. In: Till, Karl Valentin – Volkssänger? Dadaist?, Seite 50–53.
- Claudia Preis, Volkssängerei in München 1870–1930. Zur Produktion von Unterhaltungskultur in der Stadt - Diss. München 2010, online (PDF; 869 kB)
- Till, Wolfgang (Hrsg.): Karl Valentin – Volkssänger? Dadaist? [Katalog zur] Ausstellung zum 100. Geburtstag Karl Valentins. München, Schirmer/Mosel 1982.
Weblinks
- Karl Flemisch in der Internet Movie Database (englisch)
- Links der Isar - rechts der Spree in der Online-Filmdatenbank
- Karl Flemisch bei den „Blumenauer Weggefährten“
Einzelnachweise
- so Susanne von Goessel: Münchener Volkssänger, Unterhaltung für Alle, S. 41.
- Fachausdruck der Volkssänger für das Abkassieren mit Hut oder Teller nach der Vorstellung, vgl. Liste bei Erwin Münz/Joseph Schrittenloher: Der Münchener Volkssänger-Verband, S. 53.
- vgl. ein Programm des ‘Modernen Possen- und Humoristenensembles A. Herrmann’ mit Flemisch, wiedergegeben bei Von Goessel S. 39, oder Preis S. 138
- eine Darstellung des Lokals um 1915 bei Till, Karl Valentin – Volkssänger? Dadaist?, Seite 101
- Erinnerungen von Karl Valentin in ”Wie ich Volksänger wurde”: 1914 lernte ich im Frankfurter Hof meine Partnerin Liesl Karlstadt kennen. Mit ihr war es möglich, das bekannte Tirolerterzett »Alpenveilchen« mit Valentin, Flemisch, Karlstadt herauszubringen... zit. nach : Till, Karl Valentin – Volkssänger? Dadaist?, Seite 100.
- vgl. Giglfritz: Bei den Auftritten 1915 im Varieté-Saal Wien-München im Hotel Wagner in der Münchner Sonnenstraße spielte den Kapellmeister übrigens nicht, wie ab den 20er-Jahren die Liesl Karlstadt, sondern der Komiker Karl Flemisch. Die "Orchesterprobe" wurde 1933 im Film festgehalten, Regie führte Karel Lamač, vgl. Filmportal sowie Till, Karl Valentin – Volkssänger? Dadaist?, Seite 216–217 u. 263
- am Marienplatz in München, eine Ansichtskarte von 1910, eine Innenansicht von einer Postkarte (Memento vom 31. Januar 2013 im Webarchiv archive.today)
- vgl. Claudia Preis, Volkssängerei in München 1870-1930. Zur Produktion von Unterhaltungskultur in der Stadt, S. 67
- Karl Valentin privat und im Atelier: Valentin ist mit seiner Mutter und dem Schauspieler Karl Flemisch bei einer lockeren Unterhaltung zu sehen.
- die Musik zu dem noch stummen Film schrieb Werner Schmidt-Boelcke, siehe Filmportal
- Blumenau (München): Im westlichen Teil der Blumenau sind die Straßen und Wege … nach Künstlern wie Hans Terofal, Wastl Witt oder Karl Flemisch benannt, die allesamt aus München stammten oder hauptsächlich dort aktiv waren.