Kandys

Kandys (altgriechisch κάνδυς, wahrscheinlich v​om altpersischen *kandu- für Mantel o​der *kantu- für bedecken)[1] i​st der griechische Name e​ines altpersischen o​der medischen Kleidungsstückes.

Darius I. mit Kandys auf dem Nemrut Dağı

Der Kandys war ein schwerer, knöchellanger Umhang mit V-förmigem Ausschnitt und langen Ärmeln. Er liegt über den Schultern und wird von geknoteten Bändern oder Broschen zusammengehalten. Er ist wahrscheinlich medischen Ursprungs und war in achämenidischer Zeit, sicher im 6. Jahrhundert v. Chr., als militärische Bekleidung in Gebrauch.[2] Die erste Erwähnung findet sich in Xenophons Anabasis[3] als Oberbekleidung von hohen Offizieren Kyros des Jüngeren. Nach Carsten Binder war der königliche Kandys aus purpurnem Stoff (ἁλιπόρφϋρος κάνδυς), während der einfache Kandys aus Leder war.[1] Zahlreiche Abbildungen eines Kandys finden sich unter anderem auf Reliefs in Persepolis, auf Tafeln und Statuetten aus dem Oxus-Schatz und auf Reliefs aus dem phrygischen Daskyleion.[4] Die Monumentalstatuen in dem kommagenischen Hierothesion auf dem Nemrut Dağı und die dortigen Reliefs der persischen Ahnen des Königs Antiochos sind ebenfalls mit dem Kandys bekleidet.[5]

Literatur

  • Ingrid Loschek: Reclams Mode- und Kostümlexikon. 5., aktualisierte und erweiterte Auflage. Reclam, Stuttgart 2005, ISBN 3-15-010577-3, S. 287.
  • Tullia Linders: The Kandys in Greece and Persia. In: Opuscula Atheniensia. Annual of the Swedish Institute at Athens. Bd. 15, 1984, ISSN 0078-5520, S. 107–114.
  • Georgina Thompson: Iranian Dress in the Achaemenian Period: Problems concerning the Kandys and Other Garments. In: Iran. Bd. 3, 1965, ISSN 0578-6967, S. 121–126.

Einzelnachweise

  1. Carsten Binder: Plutarchs Vita des Artaxerxes. Ein historischer Kommentar (= Göttinger Forum für Altertumswissenschaft. Beihefte zum Göttinger Forum für Altertumswissenschaft. Neue Folge. Bd. 1). Walter de Gruyter, Berlin u. a. 2008, ISBN 978-3-11-020269-4, S. 154 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche Zugleich: Düsseldorf, Universität, Dissertation, 2007).
  2. Mary Boyce: A history of Zoroastrianism. Band 2: Under the Achaemenians (= Handbuch der Orientalistik. Abteilung 1: Der Nahe und der Mittlere Osten. Band 8: Religion. Abschnitt 1: Religionsgeschichte des alten Orients. Lieferung 2, Heft 2a). Brill, Leiden u. a. 1982, ISBN 90-04-06506-7, S. 20, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche.
  3. Xenophon Anabasis 1, 5, 8
  4. Josef Wiesehöfer (Hrsg.): Das Partherreich und seine Zeugnisse = The Arsacid Empire: Sources and Documentation (= Historia. Einzelschriften. H. 122). Franz Steiner, Wiesbaden 1998, ISBN 3-515-07331-0, S. 66 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  5. Donald H. Sanders, J. H. Young: Sculpture Analysis. In: Donald H. Sanders (Hrsg.): Nemrud Daği. The Hierothesion of Antiochos I of Commagene. Band 1: Text. Eisenbrauns, Winona Lake IN 1996, ISBN 1-57506-015-9, S. 390.
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