Kaltzähigkeit

Der Begriff Kaltzähigkeit beschreibt e​ine zu erreichende Zähigkeit v​on Konstruktionswerkstoffen b​ei tiefen Temperaturen. Im Kern g​eht es darum, insbesondere b​eim konstruktiven Einsatz v​on Werkstoffen i​n Tieftemperaturanwendungen, d​eren Versagen z​u vermeiden. Dafür müssen solche Werkstoffe „kaltzäh“ sein.

Beobachtung des Phänomens der Kaltzähigkeit

Um Kaltzähigkeit experimentell feststellen zu können, bedarf es der Durchführung von speziellen Kerbschlagbiegeversuchen. Bei so gut wie allen ferritisch-perlitischen Stählen, also Werkstoffen mit kubisch-raumzentriertem Gittertyp, findet bei Temperaturabsenkung im Kerbschlagbiegeversuch ein Übergang vom Gleitbruch zum Sprödbruch statt, das heißt, es findet ein Übergang vom zähen zum spröden Bruchverhalten statt. Solche Werkstoffe, die einen derart beschriebenen Übergang aufweisen, sind also bei tiefen Temperaturen sprödbrechend.[1] Sie erfüllen nicht das Kriterium, „kaltzäh“ zu sein.[Anmerkung 1] Der genannte Übergang muss, falls er denn existiert, an repräsentativen Werkstoffproben bestimmt werden und definiert eine bestimmte Kerbschlagarbeit (zum Beispiel 27 J) bzw. eine bestimmte Kerbschlagzähigkeit bei einer Übergangstemperatur [in °C] für einen Werkstoff bestimmter chemischer Zusammensetzung und entsprechend bekannter Wärmebehandlung. Üblicherweise werden vom Testwerkstoff Charpy-U- oder Charpy-V-Normalproben gemäß DIN 50115 angefertigt. Vor der Versuchsdurchführung werden die Proben des Testwerkstoffs jeweils vortemperiert (z. B. in einem Temperatur-regelbaren Gefrierschrank auf eine bestimmte Temperatur vorgekühlt).

Rückgriff auf Kaltzähigkeitsdaten in einschlägigen Nachschlagewerken und Datenbanken

Um a​uf Kaltzähigkeitsdaten e​ines gewünschten Werkstoffs zurückzugreifen, sollte m​an versuchen, zunächst einschlägige Nachschlagewerke u​nd Datenbanken z​u konsultieren. Findet m​an in Nachschlagewerken o​der Datenbanken nichts u​nd ist m​an dennoch a​uf gewisse Kaltzähigkeitseigenschaften b​ei einem gewünschten Werkstoff angewiesen, d​ann muss m​an entsprechende Kerbschlagbiegeversuchs-Messreihen selbst durchführen.

Beispiel

Im Stahl-Eisen-Werkstoffblatt SEW 685 v​om März 2000 werden z​um Beispiel d​ie Werkstoffe für kaltzähen Stahlguss aufgeführt, welche b​ei Umgebungstemperaturen unterhalb −10 °C d​ie Eigenschaft e​iner quantifizierten Kaltzähigkeit aufweisen. Für d​en Erhalt gleicher experimenteller Voraussetzungen w​ie bei d​en gewonnenen Daten d​es genannten Stahl-Eisen-Werkstoffblattes d​arf unter anderem e​ine Kerbschlagarbeit v​on 27 Joule a​n definierten, mitgegossenen Proben n​icht unterschritten werden.

Anmerkungen

  1. Vgl. Eckard Macherauch, Hans-Werner Zoch: Praktikum in Werkstoffkunde: 91 ausführliche Versuche aus wichtigen Gebieten der Werkstofftechnik., 11. Aufl., Vieweg+Teubner, Wiesbaden 2011, ISBN 978-3-8348-0343-6, S. 281–287, darin insbes. auf S. 283 ff. Den Begriff „kaltzäh“ erwähnen Macherauch und Zoch auf S. 286.

Einzelnachweise

  1. C. Berger et al.: Werkstofftechnik. In: K. H. Grote, J. Feldhusen (Hrsg.): Dubbel – Taschenbuch für den Maschinenbau. 21. Aufl., Springer, Berlin 2005, ISBN 3-540-22142-5, S. E1–E145, darin insbes. auf S. E30 ff.

Literatur

  • Wolfgang Weißbach: Werkstoffkunde und Werkstoffprüfung. 15. Auflage, Vieweg & Sohn Fachverlage GmbH, Wiesbaden 2004, ISBN 978-3-528-11119-9.
  • Wolfgang Bergmann: Werkstofftechnik 1. Struktureller Aufbau von Werkstoffen, 7. Auflage, Carl Hanser Verlag, München 2013, ISBN 978-3-446-43536-0.
  • C. Berger et al.: Werkstofftechnik. In: K. H. Grote, J. Feldhusen (Hrsg.): Dubbel – Taschenbuch für den Maschinenbau. 21. Aufl., Springer, Berlin 2005, ISBN 3-540-22142-5, S. E1–E145.

Siehe auch

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