Königliches Spiel von Ur
Das Königliche Spiel von Ur ist ein Brettspiel, dessen Ursprünge vermutlich in Mesopotamien liegen.
Geschichte
Bei Ausgrabungen auf dem königlichen Friedhof der sumerischen Stadt Ur im heutigen (Süd-)Irak fand der britische Archäologe Sir Charles Leonard Woolley in den 1920er-Jahren mehrere Spielbretter gleichartigen Aussehens. Datiert wurden diese auf ca. 2600 v. Chr. Eines der Spielbretter ist im British Museum in London ausgestellt.[1][2][3][4]
Dort befindet sich auch das Kalkstein-Tor eines Palastes in Dur Šarrukin, einer ehemaligen Residenzstadt des Assyrischen Reiches, heute in der Nähe der nordirakischen Stadt Khorsabad gelegen. In dieses Tor wurde vor 2700 Jahren eine Version des Spielfeldes eingeritzt.[2]
Eine Version des Spiels existiert bis heute unter der jüdischen Bevölkerung von Kochi, einer Stadt im Süden Indiens.[1][2]
Das Königliche Spiel von Ur steht möglicherweise in Verbindung mit Senet, dem wichtigsten Spiel im Alten Ägypten.
Spielregeln
Moderne Spielregeln für dieses Spiel wurden auf der Grundlage einer babylonischen Tontafel[5] entwickelt, die aus dem Jahre 177 v. Chr. stammt und im British Museum aufbewahrt wird.[2][3] Auf dieser Tafel wurden möglicherweise die damals gültigen Regeln des Königlichen Spiels von Ur oder ähnlicher Spiele beschrieben. Es handelt sich um den einzigen antiken Beleg für Spielregeln aus dieser Zeit. Dass diese Spielregeln den ursprünglichen Regeln entsprechen, wird bezweifelt, sind sie doch mehr als 2000 Jahre jünger als die erhaltenen Spielbretter.
Im Königsspiel müssen zwei Parteien ihre Spielfiguren über einen festgelegten Weg zunächst in das Brett „hineinwürfeln“, am Ende mit einem passenden Wurf wieder „herauswürfeln“. Zu dem Spielbrett gehören sieben Spielsteine je in den Farben schwarz und weiß sowie vier Spielwürfel in Form eines Tetraeders. Die Spielwürfel haben jeweils kleine Einkerbungen an zwei der vier Ecken. Zeigt eine solch eingekerbte Ecke nach oben, so gilt dies als ein Zähler. Für einen Spielzug werden alle Zähler der vier Spielwürfel zusammengezählt. Die Spielsteine werden gemäß der gewürfelten Augenanzahl in einer festgelegten Spur über das Spielbrett geschoben, wobei die Mittelachse von beiden Spielern benutzt wird und die Spielpartner einander dort „herauswerfen“ können. Gespielt wird nur vorwärts, bereits besetzte Spielfelder können nicht von einem zweiten Spielstein besetzt werden. Zieht ein Stein auf ein mit einem Stern gekennzeichnetes Spielfeld, darf der gleiche Spieler noch einmal würfeln. Gegnerische Figuren dürfen auf den Sternfeldern jedoch nicht herausgeworfen werden.
Zitate
“The really good thing about this game is that you can never be complacent because just when you think you have it in the bag – Bang! Bang! Bang! – and you have to go all over again. And I think that’s one of the good things about it. So you never know who is going to win until you’ve won – and this is a good message for life.”
„Wahrlich wunderbar an diesem Spiel ist, dass man nie wohlgefällig sein kann, denn gerade wenn man glaubt, die Partie in der Tasche zu haben – Peng! Peng! Peng! – musst du den ganzen Weg nochmal laufen. Und ich denke, das ist eine der guten Seiten. Somit weiß keiner, wer gewinnen wird, bis jemand wirklich gewonnen hat – und das ist eine gute Lektion für’s Leben.“
Literatur
- Jack Botermans, Tony Burrett, Peter van Delft, Carla van Splunteren: Le monde des Jeux. Editions du Chêne, Paris 1987, ISBN 2-85108-512-3.
- Irving Finkel: La tablette des régles du jeu royal d'Ur. In: Jean-Marie André (Hrsg.): Jouer dans l'antiquité. RMN, Paris 1991, ISBN 2-7118-2499-3, S. 154–155 (Katalog der gleichnamigen Ausstellung, Musées d'archéologie Méditerranéenne Marseille, 22. November 1991 bis 16. Februar 1992).
- William Green: Big Game Hunter. In: Time. 19. Juni 2008 (online).
- Frederic Grunfeld: Spiele der Welt. Geschichte, Spielen, Selbermachen. Krüger, Frankfurt am Main 1975, ISBN 3-81051704-6.
- Jean-Marie Lhôte: Histoire des jeux de société. Géométries du désir. Flammarion, Paris 1994, ISBN 2-08-010929-4.
- Ulrich Vogt: Der Würfel ist gefallen – 5000 Jahre rund um den Kubus. Georg Olms Verlag, Hildesheim – Zürich – New York 2012, ISBN 978-3-487-08518-0, S. 44–45.
Einzelnachweise
- The British Museum: The Royal Game of Ur. In: Google Arts & Culture. Abgerufen am 23. Februar 2019.
- William Green: Big Game Hunter. Time, 19. Juni 2008, abgerufen am 14. Februar 2010.
- Catherine Soubeyrand: The Royal Game of Ur. Ken Tidwell: The Game Cabinet, abgerufen am 14. Februar 2010.
- The Royal Game of Ur. Abgerufen am 23. Februar 2019.
- tablet. Abgerufen am 23. Februar 2019.
- als Kommentar zu einem Spiel gegen Tom Scott zum International Tabletop Day 2017, https://www.youtube.com/watch?v=WZskjLq040I