Junge Generation (SPÖ)
Die Junge Generation in der SPÖ (JG) ist eines der drei Referate (Bildung, Frauen, Junge Generation) der Sozialdemokratischen Partei Österreichs (SPÖ). Die JG ist die politische Interessensvertretung aller 18- bis 38-Jährigen in der SPÖ.
Gründung
Nach den Nationalratswahlen 1956 überlegte man wie man bessere Ergebnisse, vor allem bei Jungwählern erzielen könnte. Daher wurde am 22. Jänner 1958 die Arbeit der Jungen Generation (JG) begonnen und von Beginn an stand sie im Zeichen der Interessensvertretung junger Menschen und der Positionierung ihrer Anliegen innerhalb der sozialdemokratischen Organisation. Zentrale Themen innerhalb der Jungen Generation sind und waren Gerechtigkeit, Umverteilung und Mitbestimmung und Wohnen. So wurde etwa in den 1960er Jahren ein eigener Wohnbauverein gegründet um in diesem Bereich strukturell verankert zu sein. Eng damit verbunden stand und steht die Frage des Einkommens junger Menschen am Beginn ihres selbstbestimmten Lebens. Von Anfang an war und ist die Arbeit der JG diesem Thema gewidmet und fand sich auch in einer Reihe von Kampagnen wieder.
Heute ist die JG im Parteistatut der SPÖ definiert als: „Die „Junge Generation“ (JG) ist eine Arbeitsgemeinschaft, in der junge Menschen nach sozialdemokratischen Grundsätzen und in Zusammenarbeit mit den zuständigen Parteiorganisationen tätig werden“[1]
Am 16. Oktober 1958 wurde erstmals der Vorstand, mit Bertl Rauscher als Vorsitzendem, gewählt. Nachdem 1962 die „Arbeitsrichtlinien der JG als Referat der Partei“ durch den Bundesparteivorstand beschlossen und ein neues Statut abgesegnet worden war, folgte gleich darauf die dementsprechende Umbildung des Vereins. 1963 richtete die JG schließlich ein Büro in den Räumlichkeiten der Wiener Stadthalle ein als Referat war ab da in der SPÖ verankert.
In den 1980er Jahren forderten die JG-Frauen eine stärkere Vertretung in den Gremien der Jugend Generation. Es folgten Diskussionen über eine mögliche Strukturreform, die diesen Aspekt berücksichtigt. Es wurde der Beschluss gefasst, dass in sämtlichen JG-Gremien zumindest 30 Prozent der Delegierten Frauen sein müssen. 1984 wurde Maria Berger die erste weibliche Bundesvorsitzende der JG. Ihr folgt Christian Cap im Jahr 1987 nach. Themen in diesen Jahren waren unter anderem der Bundespräsidentenwahlkampf, zu dem die JG eine Wandzeitung „Die Waldheim Wahrheit“ herausgab und für Kurt Steyrer kämpfte. Daneben waren die Forderungen nach einer Steuerreform, mehr Umweltschutzkompetenzen und eine Reform der Lehrlingsausbildung inhaltliche Schwerpunkte.
In den 1990er Jahren rückte das Thema „Integration und Zusammenleben“ stärker in den Vordergrund. Als 1993 Jörg Haider das Volksbegehren „Österreich zuerst“ thematisierte, trat die JG in Kooperation mit SOS-Mitmensch gegen dieses auf. Es wurden bundesweit diverse Materialien mit dem Slogan „Menschen in Not – Hilfe statt Haider – kein Volksbegehren gegen Menschenrechte“ produziert sowie eine eigene Hotline eingerichtet.
1996 verlor die JG das Bundessekretariat, bis dahin ihre wichtigste Struktur. Trotzdem schafft es die JG, ihr Projekt „Der Mensch ist keine Ware“ ins Leben zu rufen und in ganz Österreich „Arbeits-Lose“ zu verkaufen. Nach mehrjährigen intensiven Verhandlungen gelingt es 1998 wieder, ein eigenständiges Bundessekretariat zu etablieren. Neben der Kampagnenarbeit war die Junge Generation auch an der Neuerarbeitung des SPÖ Grundsatzprogramms im Jahr 2000 beteiligt.
Schwerpunkte „Vereinbarkeit von Beruf und Familie“, Europäische Union und das Gedenkjahr „1945-2005“
Die Einführung der Studiengebühren 2002 kritisierte die JG vehement und schloss sich zahlreichen Protestmaßnahmen dagegen an. Im selben Jahr wurde eine Broschüre zum Thema nicht-ehelicher Lebensgemeinschaften gedruckt, die sich auch noch Jahre später großer Beliebtheit erfreute. Thematisch wurden in den Bereichen „Vereinbarkeit von Beruf und Familie“ sowie „Europäische Union“ Schwerpunkte gesetzt. 2005 steht ganz im Zeichen des Gedenkjahres „1945-2005“. Die JG produziert dazu in Zusammenarbeit mit der AK Wien eine Wanderausstellung.
Im November 2008 wurde das Jubiläum „50 Jahre JG“ gefeiert.
Aufgaben
Die Aufgaben der JG sind ebenfalls im Statut der SPÖ geregelt und umfassen vor allem, junge Menschen mit Politik und dem sozialdemokratischen Gedankengut vertraut zu machen, deren Interessensvertretung darzustellen und ihnen die Möglichkeit zur aktiven Mitarbeit und Gestaltung zu geben.
Thematisch hat sich die JG selbst Schwerpunkte gesetzt und setzt diese in Form von Arbeitskreisen und Arbeitsgruppen um.
Arbeitskreise
Derzeit gibt es fünf ständige Arbeitskreise:
- Europa
- Frauen
- Grundsatzarbeit
- Integration
- Internationales
Die Arbeitsgemeinschaften treffen sich regelmäßig und erarbeiten Kampagnen bzw. Positionen zu ihren jeweiligen Thematiken.
Struktur
Die Junge Generation ist in acht Bundesländergruppen unterteilt, welche sich wiederum in Bezirksarbeits- und Ortsarbeitsgemeinschaften gliedern. Den Vorsitz führt ein Bundesvorsitzender gemeinsam mit dem Bundesvorstand. Jede Landesorganisation hat einen eigenen Vorsitzenden (und Vorstand), ebenso die Bezirks- bzw. Ortsgruppen.
Bundesvorstand
Der Bundesvorstand und dessen Vorsitzführung wird alle zwei Jahre von den Delegierten aus den verschiedenen Bundesländern gewählt. Beim 60-jährigen Jubiläum 2018 wurde die Wiener Bezirkspolitikerin Claudia O'Brien zur Bundesvorsitzenden der Jungen Generation gewählt.
Bundesvorsitzende
- Hans Czettel (1958)
- Fritz Hofmann (1958)
- Bertl Rauscher (1958)
- Hans Czettel (1961–1963)
- Fritz Hofmann (1963–1967)
- Leopold Gratz (1967–1971)
- Karl Blecha (1971–1974)
- Albrecht K. Konecny (1974–1980)
- Fritz Edlinger (1980–1984)
- Maria Berger (1984–1988)
- Christian Cap (1988–1991)
- Hans Marcher (1991–1994)
- Franz Ramskogler (1994–1996)
- Erich Fenninger (1996–1997)
- Jörg Paller (1997–1998)
- Michael Grossmann (1998–2002)
- Jörg Leichtfried (2000–2002)
- Kerstin Suchan (2002–2003)
- Hannes Schwarz (2003–2004)
- Alexander Prischl (2004–2008)
- Tina Tauß (2008–2012)
- Katharina Kucharowits (2012–2018)
- Claudia O'Brien (seit 2018[2])
Bundesländerorganisationen und deren Vorsitzende
- Kärnten: Luca Burgstaller*
- Niederösterreich: Michael Kögl
- Oberösterreich:
- seit Oktober 2021: Michael Mollner[3]
- 2016–2021: Eva Maria Holzleitner[3]
- Salzburg: Tobias Aigner*
- Steiermark: Mustafa Durmuş
- Tirol: Johannes Reinstadler - Junge Generation - Tirol
- Vorarlberg: Alp Sanlialp[4][5]
- Wien: Katharina Weninger
* In diesen Bundesländern sind die SJÖ und die Junge Generation zusammengelegt.
Sekretariat
Ähnlich der Organisationsstruktur der SPÖ, gibt es auch in der JG Organisationssekretariate (1 Bundessekretariat, 6 Landessekretariate). Diese führen die Geschäfte der Bundes-JG bzw. der einzelnen Landesorganisationen. Der Geschäftsführende Bundessekretär ist Christian Sapetschnig.
Ehemalige bekannte JG-Mitglieder
Mehrere prominente Politiker haben eine JG-Vergangenheit, darunter sind:
- Maria Berger - Ehemalige Justizministerin und ehemalige Bundesvorsitzende der JG
- Karl Blecha – Ehemaliger Innenminister sowie ehemaliger Präsident des Pensionistenverband Österreichs
- Michael Häupl – Bürgermeister der Stadt Wien
- Harry Kopietz – Wiener Landtagspräsident und „Erfinder“ des Donauinselfestes
- Andrea Kuntzl – Abgeordnete z. Nationalrat und Spitzenkandidatin für Wien 2006
- Jörg Leichtfried – Ehemaliger Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie[6]
- Gisela Wurm – Abgeordnete zum Nationalrat und ehemalige SPÖ-Landesfrauenvorsitzende in Tirol
Quellen
- Zitat aus dem Parteistatut der SPÖ von 1998, § 60 (1).
- STANDARD Verlagsgesellschaft m.b.H.: Claudia O'Brien neue Bundesvorsitzende der Jungen Generation. In: derStandard.at. (derstandard.at [abgerufen am 8. Mai 2018]).
- Thomas Lettner: St. Florianer ist neuer Landesvorsitzender der Jungen Generation in der SPÖ Oberösterreich. In: tips.at. 19. Oktober 2021, abgerufen am 20. Oktober 2021.
- Junge Generation der SPÖ mit frischem Team › SPÖ Vorarlberg. 17. Januar 2020, abgerufen am 6. November 2020 (deutsch).
- Moritz Hoflacher: Vorarlberg. In: JG. Abgerufen am 6. November 2020 (deutsch).
- Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie: bmvit - Bundesminister Jörg Leichtfried. In: www.bmvit.gv.at. Abgerufen am 16. August 2016.