Julius Eastman
Julius Eastman (geboren 27. August 1940 in Ithaca, New York; gestorben 28. Mai 1990 in Buffalo, New York) war ein US-amerikanischer Komponist der Minimal Music.
Leben
Julius Eastman wuchs mit seinem Bruder, der später als Gitarrist unter anderem beim Count Basie Orchestra spielte, bei seiner Mutter auf und zeigte früh eine musikalische Begabung. Er besuchte das Ithaca College und ging dann an das Curtis Institute of Music in Philadelphia. Er studierte dort Klavier bei Mieczysław Horszowski und Komposition bei Constant Vauclain. Sein Konzertdebüt hatte er 1966 in der Town Hall in New York City. Eastman verfügte auch über eine gute Stimme und er nahm 1973 Eight Songs for a Mad King von Peter Maxwell Davies auf Schallplatte auf. Der Dirigent Lukas Foss besorgte ihm ein Stipendium für Buffalo's Center for the Creative and Performing Arts, wo er Musiktheorie lehrte und Petr Kotík traf. Eastman und Kotík arbeiteten in den 1970er Jahren zusammen im von ihnen gegründeten S.E.M. Ensemble, das Werke von John Cage und Morton Feldman zur Aufführung brachte. 1975 überwarf er sich mit Cage, der ihm eine engstirnige, ausschließlich auf seine eigene Homosexualität zentrierte künstlerische Haltung vorwarf, und er verließ Buffalo. Ein anderer Grund für seinen Weggang war laut Kyle Gann, dass Eastman die bürokratischen Erfordernisse des Hochschulbetriebs vernachlässigte.
In New York lebte er als freier Künstler. 1979 entstanden seine Stücke Evil Nigger, Gay Guerrilla und Crazy Nigger für Klavierquartett. Er wirkte 1981 mit in Meredith Monks Plattenaufnahme Dolmen Music und 1983 in Monks Turtle Dreams. Für seinen Freund Arthur Russell dirigierte er dessen Kompositionen.
In den 1980er Jahren verfiel Eastman zunehmend dem Alkohol und harten Drogen. Er zog in das Obdachlosenlager im Tompkins Square Park. Unbemerkt von der musikalischen Öffentlichkeit starb er in einem Krankenhaus an einem Kreislaufstillstand. Ein Nachruf von Kyle Gann erschien erst neun Monate nach seinem Tod im Village Voice.
Seit 2006 werden gelegentlich Stücke von Eastman rekonstruiert und aufgeführt. 2017 kam es zu einem Konzert im Rahmen des MaerzMusik Festivals in Berlin sowie im Rahmen eines interdisziplinären Projektes bei SAVVY Contemporary 2017–2018. In der Kunst-Station St. Peter in Köln wurden 2017 in drei Konzerten unter anderen Macle und Colors, eine Komposition für 16 solistische Frauenstimmen, aufgeführt.
Aufnahmen (Auswahl)
- Femenine. SEM Ensemble (Frozen Reeds). 2016 (1974)
- Gay Guerrilla. Julius Eastman and His Music. Rochester, NY; Woodbridge, Suffolk Boydell & Brewer 2015
- Piano Interpretations. Kukuruz Quartett (Intakt Records). 2018
- Evil Nigger, Gay Guerrilla. Live at Moers-Festival 2020. Kai Schumacher, Patricia Martin, Mirela Zhulali, Benedikt Ter Braak (Neue Meister/Edel Germany). 2020
Fotografie
- nicht gemeinfreies Porträt en:File:Julius Eastman.jpg in der englischsprachigen Wikipedia.
Literatur
- Renée Levine Packer; Mary Jane Leach (Hrsg.): Gay Guerrilla: Julius Eastman and His Music. Essays und Biografie. Rochester, NY : University of Rochester Press, 2015
- Wolfgang Schreiber: Schwarz und schwul und böse. Amerikas vergessener Minimalist. In: Süddeutsche Zeitung, 20. März 2017, S. 10
Weblinks
- Literatur von und über Julius Eastman im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Literatur von und über Julius Eastman in der bibliografischen Datenbank WorldCat
- the julius eastman project, bei Mary Jane Leach
- Gay Guerilla auf youtube
- WE HAVE DELIVERED OURSELVES FROM THE TONAL – Of, with, towards, on Julius Eastman bei SAVVY Contemporary Berlin.
- http://www.intaktrec.ch/306-a.htm